Eisschnellauf: Jenny Wolfs trauriger Abschied

In ihrer Paradedisziplin über 500 Meter ging die 35-Jährige leer aus. Noch ein Rennen — dann will sie Schriftstellerin werden.

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Sotschi. Das war’s mit den Medaillenhoffnungen. Ein letztes Rennen noch, dann will Jenny Wolf Schriftstellerin werden. Auf ihrer Spezialstrecke über 500 Meter blieb die Berliner Eisschnellläuferin gestern ohne Edelmetall. Nach schlechtem ersten Lauf reichte es für die 35-Jährige mit 75,67 Punkten (37,93 plus 37,73 Sekunden) nur zu Rang sechs. „Das ist tragisch, aber man kann es nicht ändern. Warum soll ich mich ärgern?“, sagte Wolf nach ihrem vorletzten Olympia-Auftritt. Überraschend kündigte sie an, über 1000 Meter an den Start zu gehen.

Olympiasiegerin wurde Lee Sang Hwa aus Südkorea vor der Russin Olga Fatkulina. Bronze ging an die Niederländerin Margot Boer. Die deutsche Judith Hesse wurde nach zwei Fehlstarts disqualifiziert.

Für Wolf lief es ebenfalls nicht nach Plan. Durch Probleme in der zweiten Kurve vergab sie die erhoffte Medaille schon im ersten Lauf und rangierte nur auf Platz acht. Immer wieder schüttelte die fünfmalige Weltmeisterin den Kopf. Im zweiten Lauf steigerte sie sich immerhin noch.

„Es ist nicht optimal gelaufen“, sagte Teamchef Helge Jasch vorsichtig. Wolf nahm ihren sechsten Platz nach erster Enttäuschung gelassen. „Es ist schon ein Riesendruck, unter dem man hier startet. Der ist jetzt endlich weg. Es wäre super gewesen, wenn ich hier mit einer Medaille weggefahren wäre, aber ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich bin mit mir im Reinen“, sagte sie und erklärte unerwartet, morgen (15.30 Uhr) auch über 1000 Meter an den Start gehen zu wollen: „Der vierte deutsche Platz ist frei und ich möchte noch einmal olympisches Feeling genießen.“ Medaillenchancen hat sie über diese Distanz wohl nicht.

Am Tag vor den 500 Metern hatte sie sich mit der Kampfansage „Ich will gewinnen“ noch Mut gemacht - aber gleich zugegeben, dass dies in Sotschi einer Sensation gleich käme. „Sie hätte es verdient gehabt, einen tollen Abschluss zu machen mit einer Medaille“, sagte Cheftrainer Markus Eicher.

Wie ihr Leben künftig ohne Sport laufen soll, ist Wolf noch nicht ganz klar. „Ich werde mir neue Herausforderungen suchen“, sagte die Olympia-Zweite von Vancouver. Parallel hat sie den Magister in Literatur, Soziologie und Linguistik gemacht und gleich ein Masterstudium in Betriebswirtschaft angeschlossen. Nun will sich die Leseratte als Schriftstellerin ausprobieren. „Das Thema könnte der Sport sein, aber auf keinen Fall eine Biografie. Das ist sicher“, sagte sie zu ihren Zukunftsplänen.

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