Hockey-Ass Tobias Hauke begeistert von Indien
Hamburg (dpa) - Erst das sechswöchige Indien-Abenteuer, dann mit der Nationalelf nach Südafrika - der Winterfahrplan von Hockey-Ass Tobias Hauke sieht etwas anders aus als sonst.
Der erfolgreichste Mann des Hamburger SV arbeitet zwar offiziell in der Presseabteilung des Fußball-Bundesligisten, seit Wochen gibt es aber nur SMS-Kontakt aus der Ferne. Der Verein nimmt für Haukes Projekt „Drittes Olympia-Gold“ viele Fehl-Wochen in Kauf. „Er ist von uns freigestellt, die Bedingung ist aber, dass er die Goldmedaille nach Hause bringt“, sagt HSV-Mediendirektor Jörn Wolf schmunzelnd.
Doppel-Olympiasieger Hauke legte nur eine kurze Pause in Hamburg ein, um die Wäsche vom sechswöchigen Indien-Trip zu waschen und die Sommerklamotten für Kapstadt einzupacken. Lange hat er seine Kumpel aus der Nationalmannschaft nicht gesehen, das Indien-Engagement möchte er aber nicht missen: „Die Erfahrung war überragend und deutlich aufregender, als ich es mir vorgestellt habe.“ Sportlich sei es eine Enttäuschung gewesen. Sein Team, die Uttar Pradesh Wizzards, schieden vor dem Halbfinale der lukrativen Hockey India League aus. Der Club hatte den 28-Jährigen für 85 000 Euro ersteigert, wobei die Auktionssumme dem Bruttogehalt pro Saison entspricht.
Menschlich war es ein Gewinn, mit Profis aus sieben Nationen fast rund um die Uhr zusammen zu sein. Gewohnt haben sie in Bungalows. Alle Teammitglieder verpflichteten sich für zwei Jahre, und so hofft der deutsche Welthockey-Spieler von 2013 in der nächsten Saison auf eine Leistungssteigerung. Auf den Reisen durch das asiatische Land traf er seine Hamburger Auswahlkollegen Moritz Fürste und Florian Fuchs, mit denen er nun auch ins Trainingscamp nach Südafrika fliegt.
Gespannt ist Hauke auf die Ideen des neuen Bundestrainers Valentin Altenburg: „So wie ich ihn kennengelernt habe, hat er seine eigenen Vorstellungen“, sagt er über den Nachfolger von Erfolgscoach Markus Weise. Mit seinen bald 300 Länderspielen ist Hauke inzwischen ein alter Hase. „Ich sehe es nicht so, bin es aber.“
Das dritte Olympia-Gold im August in Rio de Janeiro ist für den eleganten Spielgestalter des Harvestehuder THC keine Utopie: „Vom Potenzial, was in der Mannschaft schlummert, haben wir den gleichen Stand wie die London-Truppe, wenn wir nicht sogar weiter sind.“ Allerdings: Die Erfahrung fehlt in dem verjüngten Kader, besonders in Abwehr und Sturm. „Es ist ein schmaler Grat, aber wir haben noch etwas Zeit. Wir sind in der Lage, gutes Hockey zu spielen“, meint er.
Die kommenden fünf Monate müssten allerdings gut genutzt werden. „Kapstadt ist der mentale Startschuss“, sagt er über das am Mittwoch begonnene zwölftägige Trainingslager in Südafrika. Dank der modernen Medien ist er auch nie ganz weg von seinem Arbeitgeber: „Ich habe sogar in Indien alle Spiele des HSV live geguckt und mitgefiebert.“