Schwerstarbeit: Biathleten wird alles abverlangt
Sotschi (dpa) - Der Kampf um die Medaillen wird für die Biathleten Schwerstarbeit. Denn die Strecken rund um das Mega-Stadion „Laura“ im Norden des Kaukasus, das bautechnisch neue Maßstäbe gesetzt hat, gelten für viele als die schwierigsten im Biathlon-Zirkus.
Schwerstarbeit - das gilt es auch für das deutsche Biathlon-Team zu leisten, das im Medaillenkampf nicht nur auf die zweimalige Olympiasiegerin und Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner verzichten muss. Aus der Bronze-Staffel von Vancouver 2010 ist nur noch die achtmalige Weltmeisterin Andrea Henkel mit dabei. Kati Wilhelm, Martina Beck und Simone Hauswald, die weiteren Medaillen-Garanten der Vergangenheit, haben ihre Karrieren beendet. Zudem verzichtet Medaillen-Hoffnung Miriam Gössner wegen anhaltender Rückenschmerzen nach ihrem schweren Radunfall im Mai 2012 auf Sotschi. Die fünf Olympia-Medaillen von 2010 dürften für das Damen-Team um Henkel, Laura Dahlmeier, Franziska Hildebrand, Evi Sachenbacher-Stehle, Franziska Preuß und Vanessa Hinz unerreichbar sein.
Bei den Männern hat der dreimalige Olympiasieger Michael Greis das Gewehr an den Nagel gehängt. Auch der Allgäuer hatte in Vancouver die Medaillen-Nullnummer und das schlechteste Männer-Ergebnis seit 42 Jahren nicht verhindern können. Trotzdem werden von den deutschen Skijägerinnen und Skijägern weiter Medaillen am Fließband gefordert. Die Männer um den zweifachen Antholz-Sieger Simon Schempp, Arnd Peiffer, Andreas Birnbacher, Erik Lesser, Christoph Stephan und Daniel Böhm haben Medaillenchancen, wenngleich gegen die starke Konkurrenz für einen Erfolg am entscheidenden Tag alles passen muss.
Nach der Olympia-Generalprobe im Vorjahr war vielen Biathleten nach den ersten Fahrten auf der Loipe teils angst und bange geworden. Denn die Strecken in 1430 Meter Höhe sind äußerst anspruchsvoll. „Ich wusste, dass sie schwer sind. Aber so schwer, das habe ich nicht erwartet“, meinte Weißrusslands Superstar Darja Domratschewa. Für den norwegischen Rekord-Biathlon-Olympiasieger Ole Einar Björndalen, der wie Andrea Henkel nach dieser Saison aufhören wird, sind es nach eigener Aussage die schwersten Strecken, die er in seiner langen Erfolgskarriere gelaufen ist.
Nach dem olympischen Testlauf sagten viele Athleten und Trainer, die Strecken seien zu schwierig. Es geht fast nur bergauf, auch die Abfahrten sind nicht einfach, Ruhephasen gibt es so gut wie nicht. Andrea Henkel hatte deshalb auch Bedenken: „Bei Olympia darf ja jeder starten. Nicht so gute Läufer sollte man vielleicht nicht auf diese Strecken lassen.“ Eine schwierige Abfahrtspassage wurde nach teils heftiger Kritik dann auch entschärft.
Dennoch werden sich wohl nur die Besten der Besten angesichts der konditionellen Anforderungen durchsetzen. Es sei denn, es gibt wie in Vancouver eine Wetterlotterie. Beim Sprint-Sieg des Franzosen Vincent Jay hatten nicht nur die Deutschen beim einsetzenden Schneetreiben und bei irregulären Bedingungen von vornherein keine Chance.