Sotschi-Fieber im deutschen Team - White zieht zurück

Sotschi (dpa) - Nach den ersten Trainingstagen auf Sotschis Eis und Schnee steigt bei den deutschen Wintersportlern das Olympia-Fieber.

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„Wir wollen auf dem Treppchen und auf einem der drei ersten Plätze des Medaillenspiegels landen“, formulierte Chef der Mission Michael Vesper bei der Auftakt-Pressekonferenz im Deutschen Haus den Anspruch der schwarz-rot-goldenen Delegation. Kurz darauf musste das deutsche Team jedoch den ersten Ausfall vermelden: Nach ihren Kopf- und Halsverletzungen reist Eishockeyspielerin Daria Gleißner schon am Donnerstag zurück nach Deutschland und wird von der Berlinerin Lisa Schuster ersetzt.

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Zur Absage sah sich auch US-Superstar Shaun White gezwungen. Statt nach seinen zwei Olympiasiegen in der Halfpipe nun in Sotschi auch um den Triumph bei der Olympia-Premiere im Slopestyle zu kämpfen, verkündete der 27-Jährige völlig überraschend seinen Rückzug aus diesem Wettbewerb - einen Tag vor den Qualifikationsläufen. „Nachdem ich mich lange mit meinem Team beraten habe, habe ich die Entscheidung getroffen, mich nur darauf zu konzentrieren, in der Halfpipe die dritte Goldmedaille in Serie nach Hause zu bringen“, teilte White mit.

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Russlands Eis-Ikone Jewgeni Pluschenko schürte vor dem Auftakt des Team-Wettbewerbs Spekulationen um seine Fitness. Die ersten drei Trainingseinheiten ließ der gesundheitlich angeschlagene Olympiasieger von 2006 aus. Erst am Mittwochnachmittag erschien der 31-Jährige im „Iceberg“-Eislaufpalast. Trainer Alexej Mischin beteuerte jedoch: „Bei uns läuft alles nach Plan.“

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Das soll auch für die deutschen Athleten gelten, deren Vorfreude auf die ersten Winterspiele in Russland täglich steigt. „Es ist super schön, wir haben perfekte Bedingungen. Es macht total Spaß, da zu laufen, und wir freuen uns schon auf die ersten Rennen“, sagte Biathletin Laura Dahlmeier nach den ersten Trainingskilometern. „Die Begeisterung und die Vorfreude der Athleten ist spürbar“, sagte Chef de Mission Vesper.

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Aber die Erwartungen sind auch hoch. 27 bis 42 Medaillen sollen her, vor vier Jahren in Vancouver waren es 30. „Olympia ohne Medaille wäre für mich schon eine Enttäuschung. Das ist ganz klar“, sagte Skirennfahrerin Maria Riesch in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Die 29-Jährige gilt als eine der größten Gold-Hoffnungen im deutschen Team - und als heiße Kandidaten auf die Rolle als Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier am Freitag.

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Noch am Mittwoch will das DOSB in dieser Frage entscheiden und am Donnerstag dann den Fahnenträger präsentieren. Auch die kontrovers diskutierte Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, vor vier Jahren wegen erhöhter Blutwerte gesperrt, und Biathletin Andrea Henkel wurden hoch gehandelt. „Es ist für mich eine große Ehre, im erwählten Kreis zu sein“, sagte Andrea Henkel, die aber wegen der kurzen Zeit bis zum Wettkampfstart womöglich sogar auf ihre Teilnahme an der Eröffnungsfeier verzichten könnte.

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Für die Sicherheit der deutschen Sportler während der Tage von Sotschi halten Bundeskriminalamt und DOSB einen Notfallplan bereit. In einer zwölfseitigen Broschüre, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, ist unter dem Punkt 4 von einer „Notfallplanung“ für den „Fall eines Eintritts eines schwerwiegenden sicherheitsrelevanten Ereignisses“ wie zum Beispiel eines Terrorangriffs die Rede. Dieser werde dann „gemeinsam mit DOSB und Mannschaftsleitern erstellt“. Chef de Mission Vesper aber betonte: „Es gibt keine Sonderaktion für die deutsche Mannschaft.“ Mit Bezug auf die USA ergänzte er: „Wir haben auch keine Flugzeuge oder Schiffe gechartert, und es sind keine deutschen Kriegsschiffe im Schwarzen Meer.“