Spannung vor Bürgerbegehren zu Olympia 2022

München (dpa) - Scheitern Münchens Olympia-Pläne wie die von Graubünden oder gibt es ein „Ja“ wie in Oslo? Mit großer Spannung blicken Unterstützer und Gegner einer neuerlichen bayerischen Bewerbung um Olympische Winterspiele dem Bürgerbegehren am Sonntag entgegen.

Die Argumente sind seit langem ausgetauscht - jetzt brauchen die Münchner Olympia-Macher erst einmal ein 4:0, um auf dem Weg zum Wintermärchen 2022 in die nächste Runde einzuziehen. Eine aussagekräftige Prognose gibt es nicht - aber am Sonntag endlich Klarheit.

Das frühere Alpin-Ass Christian Neureuther unterstrich den Wert einer Bewerbung. „Wir sind doch in Deutschland nicht so blöd und bescheuert, dass wir diese Chance nicht nutzen - never ever“, sagte er bei einem Termin der Olympia-Befürworter. „So eine Gelegenheit bekommen wir nie mehr wieder“, sagte der 64-Jährige und warnte vor einer „Zeit der Bewegungslosigkeit und digitalen Demenz“. Um den Sport in die Vereine zu tragen, brauche Deutschland ein „sportliches Großereignis, mit dem Impulse gegeben werden können“.

Gian Franco Kasper, Präsident des Internationalen Skiverbandes, befürwortet den Bürgerentscheid. „Es ist besser, man weiß von Anfang an, stehen die Leute hinter einem oder nicht. So gesehen ist die Bürgerbefragung sicher das Richtige - mit dem Risiko, dass man Nein sagen kann“, sagte Kasper. Der Bürgerentscheid in Bayern werde „nicht allzu leicht sein“, hatte der 69 Jahre alte Funktionär kürzlich betont. „Ich finde, das geht ein bisschen sehr weit, dass die obersten Politiker gesagt haben: Wenn eine einzige Gemeinde Nein sagt, ist das Ganze gestorben. Das ist vielleicht ein gewisses Risiko, das man eingegangen ist.“

In der Schweizer Heimat Kaspers waren die Pläne für eine Kandidatur des Wintersport-Kantons Graubünden seinerzeit durchgefallen. Die gemeinsame Bewerbung der Eidgenossenschaft und des Kantons war im März bei einem Referendum von fast 53 Prozent der Teilnehmer abgelehnt worden.

Dagegen stieg Oslo in das Rennen um das Wintersportspektakel in neun Jahren ein - mit der Rückendeckung einer Mehrheit der Bevölkerung. In der norwegischen Hauptstadt hatte im September parallel zur Parlamentswahl eine Volksabstimmung stattgefunden. Demnach will Norwegen nach Oslo (1952) und Lillehammer (1994) zum dritten Mal die Winterspiele beheimaten. Als fünfter Bewerber steht die polnische Stadt Krakau parat. Zuvor hatten schon Almaty, Peking und Lwiw ihre Kandidatur bekräftigt.

Sollte der Bürgerentscheid in Bayern für die Befürworter positiv ausgehen, erwartet Kasper gute Aussichten für das deutsche Projekt. „Ich war schon immer ein großer Unterstützer der Olympiakandidatur Münchens. Ich bin überzeugt, dass München eine großartige Chance hat“, erklärte Kasper und sagte „gestandene Wintersportnationen“ als Gegner voraus. Zum Beispiel Norwegen mit Oslo. Bis zum 14. November müssen alle Kandidatenstädte erste Dokumente beim IOC abgegeben haben.

Sind dann auch die im Vergleich zur gescheiterten Bewerbung 2018 modifizierten Münchner Unterlagen dabei? Die nicht repräsentativen Umfragen in Münchner Zeitungen oder deren Online-Ausgaben ergaben dieser Tage kein einheitliches Bild, tendenziell waren die Ergebnisse aber gegen eine Bewerbung. Prognosen über den Ausgang der Bürgerentscheide seien allerdings „Kaffeesatzleserei“, betonte „NOlympia“-Vertreter Axel Doering.

Gewaltig ist derweil das Ungleichgewicht in den vier Abstimmungsorten. Zusammen knapp 250 000 Wahlberechtigten in den betroffenen Alpenregionen steht ein Millionen-Wahlvolk in der bayerischen Landeshauptstadt gegenüber.