NBA-Champ Spurs mit Star-Coach in Berlin
Berlin (dpa) - Der Berlin-Trip von NBA-Champion San Antonio Spurs startete mit einer Enttäuschung - besonders für den kulturell interessierten Erfolgscoach Gregg Popovich.
Überrascht reagierte der fünfmalige Meistertrainer beim ersten Training in der Halle von Testgegner ALBA auf die Nachricht, dass der weltberühmte Pergamonaltar derzeit wegen Sanierung nicht zu besichtigen ist. „Es ist geschlossen? Ich hatte es auf der Liste, meine Spieler werden enttäuscht sein, sie werden Nofretete nicht sehen“, kommentierte Popovich vor dem sportlichen Duell mit Deutschlands Basketball-Vizemeister am Mittwoch.
Auch wenn der 65-Jährige mit dem ironischen Humor gerne offen lässt, was er ernst meint. Die Sorge des Querdenkers um die Weiterbildung seiner Profis mit Frankreichs Topstar Tony Parker passt zum Bild des stabilsten Team der Glamourliga NBA. „Ich liebe es in Übersee zu sein, zu trainieren, spielen, essen, eine andere Kultur zu erleben“, erklärte Popovich zur kräftezehrenden Vorbereitungsreise nach Berlin und Istanbul. „Es ist immer gut, wenn man von zu Hause aus der eigenen Umgebung herauskommt, die Jungs rücken näher zusammen, sprechen mehr miteinander.“
Seit 17 Jahren steht der Erzrivale der Dallas Mavericks und Dirk Nowitzki jede Saison in den Playoffs, die aktuell mit großem Abstand längste Serie in der Liga, und erfand sich bei den fünf Titelgewinnen stets neu. Wichtigster Faktor ist dabei die Philosophie von Querdenker Popovich, der auch mal eine Karriere beim Geheimdienst CIA in Betracht zog. „Unsere Kultur macht uns aus“, erklärte Club-Legende und Ex-NBA-Meister Sean Elliott am Rande des Deutschlandbesuchs. „Pop ist sehr vorausschauend. Die wichtigste Idee ist, dass wir Jungs mit gutem Charakter wollen.“
Dies zeigte sich auch vor der kommenden Saison, in die die Spurs nach dem überragenden 4:1-Finalsieg über die Miami Heat wieder einmal als Gejagte gehen werden. Seit langem setzen die Texaner auf internationales Talent, inzwischen stehen gleich neun ausländische Profis im Kader. „Spurs beherrschen die NBA mit europäischen Stil“, titelte „CBS“.
Nun holte Popovich sich auch noch zwei ungewöhnliche Assistenten in den Trainerstab. Der Italiener Ettore Messina, der mit seinen Teams viermal den größten Vereinstitel in Europa holte, will sich nach seinem hoch dotierten Job bei ZSKA Moskau weiterentwickeln. „Sie sind ein Vorbild für jedes Basketballteam, auch in Europa“, sagte der 55-Jährige in Berlin mit einem Buch von Ken Follett unter dem Arm über San Antonio. „Es ist für mich überhaupt kein Schritt zurück, weil ich mit dem besten Trainer der Welt arbeiten darf.“
Dieser engagierte in der früheren Weltklassespielerin Becky Hammon auch das erste weibliche Vollzeit-Mitglied eines Coachingstabs in einer der vier großen Sportligen in den USA. „Das ist eine klassische Pop-Aktion“, erklärte Elliott. „Er will immer nur das Team besser machen, einzig darum geht es bei diesen Verpflichtungen.“
Diesen Ansatz durften auch hiesige Trainer erfahren, der Coach mit dem weißen Rauschebart erlaubte am Montagabend bei einem Lehrgang einen mehr als halbstündigen Einblick in seine sportliche Ideologie. Und bevor die Spurs bei ALBA im zehnten Duell mit einem internationalen Team die erste Niederlage verhindern wollen, gab Popovich für sein Team auch als Reiseleiter noch wertvolle Tipps, wie Europameister Parker berichtete: „Pop hat immer eine großartige Liste, wo es den besten Wein gibt.“