Visionär und Vaterfigur: NBA trauert um Buss

Los Angeles (dpa) - Magic Johnson beklagt den Verlust einer „Vaterfigur“, für Shaquille O'Neal war Jerry Buss ein „lieber Freund“: Die LA Lakers trauern um den einflussreichsten Club-Besitzer der Basketball-Geschichte.

Nach dem bislang letzten Titelgewinn mit den Los Angeles Lakers griff sich ein bewegter Kobe Bryant das Mikrofon. „Nichts von dem wäre möglich, nichts“, rief der Superstar im Oktober 2010 zum jubelnden Publikum, „ohne den großartigsten Besitzer in der Geschichte des Teamsports - Mister Jerry Buss.“ Mit dem Tod ihres legendären und extravaganten Clubchefs stehen die Kalifornier vor einer ungewissen Zukunft, im Alter von 80 starb Buss am Montag nach langem Krebsleiden an Nierenversagen. Der gesamte US-Basketball trauert um einen Vordenker, Geschäfts- und Lebemann.

„Die NBA hat einen visionären Besitzer verloren, dessen Einfluss auf unsere Liga unermesslich ist und noch für Jahrzehnte zu spüren sein wird“, würdigte Commissioner David Stern die Verdienste. „Für 34 Jahre war er eine Vaterfigur und bester Freund“, beschrieb Vereinslegende Magic Johnson das Verhältnis, „Ich werde immer Dr. Buss großes Lächeln, seine Liebe für die Lakers, für Poker & Billard, für die Stadt LA und schöne Frauen erinnern.“

Mit einer 1000-Dollar-Investition in Appartements hatte Buss den Grundstein für sein immenses Vermögen gelegt und 1979 die Lakers im Paket mit dem Eishockey-Club Los Angeles Kings und zwei Arenen für 67,5 Millionen US-Dollar gekauft. Dank der Cheerleader Laker Girls und der Risiko-Bereitschaft für hohe Gehaltschecks schuf Buss in den 80er Jahren den Showtime-Mythos des Clubs und machte die frühere Arena „The Forum“ zum angesagten Hotspot für Stars und Sternchen.

„Ich habe versucht, ein Lakers-Image zu kreieren, eine ausgeprägte Identität“, beschrieb Buss seinen Ansatz einmal. „Ich meine, die Lakers sind verdammt Hollywood.“ In 16 von 33 Jahren erreichte LA die Finals, holte während dieser Zeit zehn Titel, steigerte seinen Wert auf geschätzt eine Milliarde Dollar.

Ehemalige Spieler wie Shaquille O'Neal schätzen den harten, aber warmherzigen Besitzer („Er war ein lieber Freund, leidenschaftlicher Mentor und brillanter Geschäftsmann“), der auch abseits des Sports Anerkennung fand. 2006 enthüllte Buss seinen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame, war gern gesehener Gast im Playboy-Haus von Hugh Hefner. Die LA Times beschrieben ihn im Nachruf als „furchtlosen Pionier, der eine riesige und ungleiche Stadt unter einer brillanten Decke aus (den Teamfarben) violett und gold vereinte.“

Ob dieser Zusammenhalt auch in seiner Nachfolge besteht, ist zweifelhaft. Die Zwei-Drittel-Besitzanteile von Buss sollen an eine von drei seiner sechs Kindern geführte Stiftung gehen. Tochter Jeanie, bisher schon Finanz-Geschäftsführerin, ist für die Chefrolle im Club auserkoren, Sohn Jim soll weiter die sportliche Abteilung leiten.

Doch zuletzt offenbarten sich tiefe Gräben. Jim lehnte den früheren Meistercoach Phil Jackson - pikanterweise Jeanies Lebenspartner - als neuen Trainer ab. Langes Schweigen zwischen den Geschwistern war laut Medienberichten die Folge. „Bleiben die Lakers ohne Jerry Buss in guten Händen?“, fragt „USA Today“. Zudem drohen die Lakers erst zum dritten Mal seit 1976 die Playoffs zu verpassen und in der eigenen Stadt vom früheren Mauerblümchen Clippers in Erfolg, Style und Coolness übertroffen zu werden. Die wahre Größe des Vermächtnis von Buss dürfte sich damit erst in der Zukunft zeigen.