Kampf der K.o.-Schläger Käpt'n Huck auf gefährlichem Titel-Trip
Dortmund (dpa) - Marco Huck will endlich wieder richtiger Boxweltmeister sein. Der Titelträger im Cruisergewicht des weniger bedeutsamen Verbandes IBO trifft am Samstag (22.45 Uhr) in der Dortmunder Westfalenhalle auf den Letten Mairis Briedis.
Es geht um den vakanten Titel des etablierten und anerkannten Verbandes WBC. „Davon habe ich immer geträumt“, sagt der IBO-Nischen-Champion.
Huck, einst Weltmeister der WBO, hat sich den WBC-Gürtel schon mal angesehen und für kleidsam befunden. Jetzt muss er halt nur noch gewinnen. „Ich rechne mit einem vorzeitigen Ende - klar, für wen“, tönt der Käpt'n. „Ich bin ein erfahrener Fuchs. Ich kann quasi alles.“ Bescheidenheit war noch nie seine Sache. Da passt das Kampf-Motto von RTL: „No mercy - keine Gnade.“ Das empfiehlt auch Hucks neuer Trainer Oktay Urkal. „Marco ist mächtig kräftig. Seine Physis ist überragend. Ich denke, er haut Briedis k.o.“.
Abwarten, möchte man meinen. Der Lette ist nicht nur Nummer eins der Weltrangliste, er hat seine 21 Profikämpfe allesamt gewonnen, davon 18 vorzeitig. Briedis hat Feuer in den Fäusten und kann boxen. Ebenso wichtig: Der Polizist aus Riga schüttelt auch härteste Treffer ab. Da muss sich Muamer Hukic, wie der gebürtige Serbe Huck mit bürgerlichem Namen heißt, etwas einfallen lassen. „Der soll sich auf mich einstellen, nicht ich auf ihn“, erwidert der Berliner trotzig.
Huck ist bekanntlich kein Freund filigraner Technik, er bevorzugt die Brachialtaktik. „Zwei brutale Kämpfer im Ring, das ist es doch, was die Leute sehen wollen“, betont der 32-Jährige, der von 44 Kämpfen 40 gewann, davon 27 durch Knockout. „Ich gehe nicht in den Ring, um Schach zu spielen.“ Für ihn ist klar: Weder Hausmeister noch Glaser, wie Huck die weniger physisch ambitionierte Fraktion beschreibt, wollen die Leute im Ring sehen. Was er sich unter attraktivem Boxen vorstellt, will der zweifache Vater am Samstag demonstrieren.
Sein ehemaliger Trainer Ulli Wegner redet seinem inzwischen selbstständigen Ex-Schützling ins Gewissen: „Dieser Kampf ist sehr, sehr wichtig für das Boxen in Deutschland.“ Was der 74 Jahre alte Erfolgstrainer meint: Momentan gibt es in Tyron Zeuge nur noch einen deutschen Weltmeister in den vier großen Verbänden. Huck soll nachziehen. Wegner rät ihm und seinem Coach: Hände weg von Fisimatenten und Neuerungen! „Er soll das ausbauen, was er kann.“ Seinem früheren Schützling Urkal, den er 1996 zu Olympia-Silber führte, schärft er ein: „Marco muss geführt werden.“
Huck kann das bestätigen. Er sagt von sich, hin und wieder brauche er einen Tritt. „Wohl wahr“, stöhnt Wegner. Er könnte von der Plagerei mit dem Käpt'n einen Sammelband herausbringen. Regelmäßig flogen zwischen beiden die Fetzen. Werden die Zügel lockerer gelassen, nutzt Huck das gnadenlos aus. Wie 2015 vor dem Kampf gegen Krysztof Glowacki. Da zog Huck der anstrengenden Übungseinheit einen Besuch im Spielcasino vor, während sein Trainer Don House misslaunig zwei Stunden wartete. „Ich hatte eine Glückssträhne“, entschuldigte Huck seinen Casino-Einsatz.
Trotz aller Querelen glaubt Ex-Trainer Wegner an ein gutes Ende. Sein Tipp: „Marco beißt sich durch.“ Experten sind sich ziemlich sicher: Der Kampf geht nicht über die Runden. Mit der Sieger-Voraussage halten sich viele aber zurück. Nicht so Huck: „Ich weiß, dass ich der Bessere bin.“