Weltmeister Sturm reicht's: Jetzt deutsches Duell

Stuttgart (dpa) - Für Box-Champion Felix Sturm war die Weltmeisterschaft gegen Ronald Hearns nicht mehr als eine gutbezahlte Übungseinheit. Sein K.o.-Erfolg über den chancenlosen Amerikaner in Stuttgart kam mit Ansage und schreit geradezu nach einer echten Herausforderung.

„Wir sind am Sprechen. In sieben bis 14 Tagen können wir einen tollen Kampf anbieten“, verkündete der WBA-Weltmeister im Mittelgewicht nach seinem 35. Sieg im 38. Kampf.

Sturm lenkte den Verdacht auf Sebastian Zbik, den Weltmeister in der gleichen Gewichtsklasse beim WBC. „Vielleicht ist es Zbik. Das gab es noch nie: Zwei deutsche Weltmeister gegeneinander.“ Wenige Tage zuvor hatte der gebürtige Leverkusener bosnischer Abstammung noch die Nase gerümpft. Zbik, der Schweriner Rivale aus dem Hamburger Universum-Stall, sei reizlos. Der ebenso wie Sturm als Techniker gepriesene Zbik fasste sich kurz: „Rede nicht. Schick mir einen Kampfvertrag, und dann geht's los.“

Der deutsche Markt bietet noch mehr: Sebastian Sylvester aus Greifswald ist ebenfalls Mittelgewichts-Champion. Der Sauerland-Boxer hält den Titel der IBF, steht aber vorerst wegen einer geforderten Pflichtverteidigung gegen den Australier Daniel Geale nicht zur Verfügung. Kein Problem. Es gibt noch Robert Stieglitz. Der Magdeburger Boxer aus dem Stall von Promoter Ulf Steinforth ist WBO-Weltmeister im höheren Supermittelgewicht und saß in Stuttgart bereits am Ring. Beide Rivalen sind bei Sat.1 unter Vertrag, was eine Vereinbarung kolossal erleichtert.

Da Sturm ohnehin rund zwölf Kilogramm abspecken muss, um sich ins Mittelgewichts-Limit von 72,574 zu quälen, stellt das Höchstmaß für das Supermittelgewicht (76,204 kg) keine Hürde dar. Sturm-Manager Roland Bebak wollte die Stieglitz-Fährte nicht dementieren. Als Termin ist jedenfalls der 18. Juni in Köln vorgemerkt.

Im Supermittelgewicht tummelt sich zudem Arthur Abraham. Ausreichend Stoff für einen Fernseh-Mehrteiler also. Sturm ginge so einem Pflicht-Duell mit WBA-Weltmeister Gennadi Golowkin aus dem Weg. Der unbesiegte Kasache ist ein Techniker plus K.o.-Schläger und Sturm suspekt. Dessen schriftliche Anfragen ignorierte Sturm laut Golowkin-Manager Maximilian Hermann ebenso wie den Antrag von WBO-Weltmeister Dimitri Pirog aus Russland, auch ein K.o.-Haudrauf. Hermann: „Felix wählt nur Boxer mit niedriger K.o.-Quote. Er will kein Risiko. Das ist Planwirtschaft des Boxens.“

Ein Gegner vom Kaliber Hearns wie in Stuttgart soll es aber nicht mehr sein. In der siebten Runde hatte Sturm den biederen Amerikaner mit einem rechten Haken außer Gefecht gesetzt. Der Sohn des legendären Thomas „Hitman“ Hearns hatte sein Pulver schnell verschossen und sich obendrein in der zweiten Runde einen Finger der linken Hand gebrochen. Vater Hearns, der sorgenvoll am Ring saß: „Ich bin nicht enttäuscht. Mein Sohn hat alles gegeben.“

„Der Kampf war eine Schlaftablette. Hearns hat das gezeigt, was er kann, und das war wie erwartet nicht viel“, erklärte Fernsehzuschauer Zbik. Auch TV-Sender Sat.1, der mit Sturm gerade eine Zusammenarbeit über drei weitere Kämpfe vereinbart hat, wünscht sich mehr Resonanz. Beim ersten gemeinsamen Projekt gegen Giovanni Lorenzo fünf Monate zuvor sahen 5,27 Millionen Zuschauer zu, diesmal waren es 4,74. Klitschko-Zahlen um die zehn Millionen sind ein anderes Kaliber.