Der BVB hat (fast) alles im Griff

Der 3:1-Sieg beim FC Schalke ist ein Dokument der Dortmunder Überlegenheit. Aber: Chaoten trüben die Derbysieg-Freude.

Gelsenkirchen. Die Mienen waren selbst bei den Siegern deutlich verdunkelt. „Wir haben trotz dieser Ereignisse gewonnen — nicht deswegen. Damit da kein Missverständnis entsteht“, sagte Jürgen Klopp. Eigentlich hätte es ein besonderer Tag für den Trainer von Borussia Dortmund sein sollen. Seine Spieler hatten das 143. Revierderby hoch verdient mit 3:1 (1:0) beim FC Schalke 04 gewonnen. Doch „das Ärgerliche ist, dass wir mehr über diese Dinge reden müssen als über unseren Sieg. Zurecht übrigens“, sagte Klopp.

Was Klopp meinte: Das Spiel konnte erst mit fünfminütiger Verspätung beginnen, weil einige aus Dortmund mitgereiste Krawallfreunde ein Lehrstück darüber ablieferten, wie man sich nicht benimmt. Sie zündeten Bengalos, schossen Raketen unter das Stadiondach und nebenliegende Tribünenbereiche. Und hörten nicht einmal auf BVB-Torhüter Roman Weidenfeller, der deeskalierend einzuwirken versuchte. „Wenn man diese Bilder sieht, dann schämt man sich“, sagte Klopp. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke beklagte „asoziales Verhalten weniger“. Man könne einschätzen, wer die Rudelsführer seien. „Irgendwas wird passieren, und vielleicht trifft es dann auch mal den einen oder anderen mehr“, sagte Watzke und entschuldigte sich „offiziell bei Schalke 04“.

Die Dortmunder Spieler ließ das kalt. Sie spulten ihr über Jahre erlerntes mannschaftstaktisches Pensum stoisch ab und mussten für den Derbysieg nicht einmal an ihre Grenzen gehen. Pierre-Emerick Aubameyang, Nuri Sahin und Jakub Blaszczykowski verwandelten mit ihren Treffern die BVB-Dominanz in Fakten. Ihr permanentes Pressing, ihr eindrucksvolles Umschaltspiel und ihre individuelle Überlegenheit war schlicht zu viel für die Schalker.

Die Spieler des BVB hatten zudem trotz geringeren Ballbesitzes (45 Prozent) eine größere Laufbereitschaft an den Tag gelegt. 115 Kilometer spulte die Mannschaft ab und damit fünf Kilometer mehr als die Königsblauen. Dass Torhüter Roman Weidenfeller auch noch einen Elfmeter von Kevin-Prince Boateng parierte, war nur eine Pointe dieser Überlegenheit. „Es ist immer schwer für einen Schützen gegen einen ehemaligen Mannschaftskameraden anzutreten“, sagte Weidenfeller.