Gutes Debüt gegen Darmstadt Kwarteng erklärt seine Stärken – und was er sich mit Fortuna zutraut

Düsseldorf · Moritz-Broni Kwarteng zeigt sich nach seinem Fortuna-Debüt als positiver Teamplayer und selbstkritischer Taktgeber.

Moritz-Broni Kwarteng läuft Darmstadts Verteidiger Clemens Riedel davon.

Foto: Moritz Mueller

Wer Moritz-Broni Kwarteng am späten Freitagabend im Bauch der Stockumer Arena beobachtete, hätte durchaus glauben können, dass der Bochum-Leihgabe gleich in der ersten Partie mit Fortuna ein überzeugender Sieg gelungen wäre. Gut gelaunt schlenderte der 26-Jährige zwischen Spielfeld und Kabinenaufgang umher, kam mit einem Lächeln im Gesicht jedem Wunsch nach – seien es die wartenden Journalisten oder Mitarbeiter des klubeigenen Medienteams, die Kwarteng um ein Interview baten, oder Andreas Müller, ein alter Teamkollege aus Magdeburger Zeiten, mittlerweile in Diensten des SV Darmstadt 98, der flugs das Trikot des gebürtigen Stuttgarters ergatterte.

Dabei hatte Fortuna 2:2 gespielt und eine sicher geglaubte Zwei-Tore-Führung binnen drei Minuten aus der Hand gegeben. Doch Kwarteng strahlte, weil er erstens ein ziemlich positiver, aufgeschlossener und sympathischer Zeitgenosse zu sein scheint, und zweitens, weil ihm nach schwierigen anderthalb Jahren in Bochum ein gutes Debüt gelungen war. Wenn auch mit kleinen, durch die fehlende Spielpraxis zu erklärenden Startschwierigkeiten, doch die Vorbereitung des Führungstreffers von Myron van Brederode war seine Initialzündung.

„Es hat nicht alles funktioniert, aber ich weiß, dass ich auch eine gewisse Geduld mit mir selbst mitbringen muss, selbst wenn es im Fußball heißt, dass man sofort liefern soll“, sagte Kwarteng. „Für mich ist klar: Ich möchte mich einfügen, meine Qualitäten und Stärken einbringen. Ich bin dafür da, dass die Jungs wissen, was sie an mir haben, und versuche, mich anzubieten, damit sie mir vertrauen und wir gemeinsam unsere Ziele erreichen.“ Seine Qualitäten und Stärken wurden gegen Darmstadt schon offensichtlich: Spielverlagerung, Technik, Tempo, Übersicht.

Mindestens ebenso auffällig war jedoch, dass sich Kwarteng gleich in seiner ersten Partie für Fortuna als Taktgeber hervortat, die Richtung vorgab oder Ruhe verordnete. Und als jemand, der hinterher keine Ausflüchte suchte, sondern Klartext sprach. „Ich bin ein Typ, der an den guten Dingen festhält, und davon habe ich einige gesehen. Auch wenn wir an vielen Punkten arbeiten müssen, wenn wir um das ganz große Ding mitspielen wollen.“

Ärger über
verschenkte Führung

Damit meinte Kwarteng, na klar, den Aufstieg in die Bundesliga. Und vor allem störte ihn die Phase, in der Fortuna ihre Führung hergab. „Es geht darum, zusammenzuhalten, die Dinge zu erkennen, in den entscheidenden Momenten vor allem mental auf der Höhe zu sein. Rückschläge gehören dazu, aber es kann nicht sein, dass du dir das erste Gegentor fängst – und das zweite dann gleich hinterher“, prangerte der 26-Jährige an. „Ich muss leider zugeben, dass ich in der Tat ein bisschen Unsicherheit zwischen den Gegentreffern gespürt habe.“

Doch selbst nach dem Ausgleich wäre ja noch ausreichend Zeit geblieben, um wieder in Führung zu gehen. Chancen waren auch da, schließlich hatte Dzenan Pejcinovic das 3:2 einmal auf dem Kopf und einmal auf dem linken Fuß. „Man muss sich dann einfach aufrichten und sagen: Das Spiel ist noch nicht vorbei, so wie Darmstadt einen Doppelschlag gelandet hat, können wir das auch. Das ist die mentale Stärke, an der wir arbeiten müssen, das ist ein Lernprozess, an dem man wachsen und dem man ins Auge sehen muss.“

Was er sich und Fortuna bis zum Saisonende noch zutraue? „Mein Fokus liegt darauf, meinen Rhythmus zu finden, den ich verloren habe, Teil der Mannschaft zu sein und immer positiv zu bleiben. Am Ende wird man sehen, wofür es reicht. Ich möchte jetzt keine großen Töne spucken“, betonte der 26-Jährige, der nach seiner Fortuna-Premiere dennoch hoffnungsfroh in die Zukunft blickte: „Ich habe mich auf dem Platz und innerhalb der Mannschaft ziemlich wohlgefühlt, auch wenn nicht alles geklappt hat. Davon habe ich mich aber nicht beirren lassen.“

Und auch sonst kündigte Kwarteng an, Kurs zu halten, um nach seiner nicht von Erfolg gekrönten Zeit in Bochum nun wieder an alte Glanzmomente anknüpfen zu können. „Am Ende des Tages liegt es an mir. Der Trainer wird seinen Fokus nicht nur auf einen Spieler legen können. Es liegt an mir, hart zu arbeiten. Ich habe aber große Zuversicht in meine Stärken“, sagte er. „Wann immer es nicht gut lief oder ich mit dem Rücken zur Wand stand, habe ich meine Arschbacken zusammengekniffen. Am Ende geht es darum, sich selbst ein bisschen aus dem Dreck zu ziehen. Wenn ich hart arbeite, werde ich wieder die beste Version, die es von mir gibt.“

Auch diese Zuversicht begründete wohl die gute Laune von Kwarteng, trotz des verspielten Erfolgs.

(td/pn loy)