Ein Kunstwerk reicht dem BVB zum Sieg
Mit der Hacke trifft Michy Batshuayi zum 1:0. Wieder hat Dortmund Mühe, die Führung gegen Hannover über die Zeit zu bringen.
Dortmund. Das Unternehmen Wiedergutmachung begann vielversprechend: Bereits nach 44 Sekunden wurde Dortmunds Mittelstürmer Michy Batshuayi von André Schürrle im Sturmzentrum angespielt, schob den Ball überlegt in die lange Ecke, wo er dann jedoch nicht ins Netz trudelte, sondern vom Pfosten zurücksprang. Der BVB, das wurde sehr früh deutlich, war sichtlich bemüht, der Schmach des Ausscheidens im Europapokal in Salzburg nicht nur einen Sieg gegen Hannover 96 folgen zu lassen, sondern dabei auch eine überzeugende Leistung mit viel Engagement und Leidenschaft folgen zu lassen.
Das gelang nur zum Teil. Beim mühsamen 1:0 (1:0) vor 81 360 Besuchern im ausverkauften Dortmunder Stadion gegen den Tabellen-13. legten die Dortmunder zwar stürmisch los, ließen nach einer überzeugenden halben Stunde jedoch immer mehr nach und waren am Ende heilfroh, den ebenso knappen wie wertvollen Vorsprung über die Ziellinie gebracht zu haben. In der Schlussphase hatten die Dortmunder Glück, dass Schiedsrichter Patrick Ittrich dem Treffer von Jonathas die Anerkennung verweigerte. Die TV-Bilder belegten, dass der Stürmer bei seiner Aktion nicht im Abseits stand.
Das Tor des Tages gelang Batshuayi in der 24. Minute, als er einen Eckball von Schürrle volley mit der Hacke im langen Eck versenkte. Es war ein kleines Kunstwerk, das über viele Unzulänglichkeiten hinwegtröstete. Durch den erneuten Sieg blieb die Borussia auch im zwölften Ligaspiel unter Peter Stöger ungeschlagen und festigte den dritten Platz, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt. Er sei „sehr damit einverstanden, wie die Mannschaft versucht hat, das Spiel anzunehmen“, betonte der Österreicher nach dem Schlusspfiff. Stöger sprach von einer „schweren Situation nach all der Kritik, die auf uns niedergeprasselt ist“. So viel zu den positiven Aspekten, über den erneuten Einbruch in der zweiten Hälfte deckte der 51-Jährige galant den Mantel des Schweigens.
Es war nicht das erste Mal, dass die Dortmunder nach gutem Beginn einbrachen. Schon gegen Frankfurt und Augsburg gefährdete der BVB nach dem Seitenwechsel den Erfolg, was die Frage aufwirft, ob die Mannschaft physisch in einer Topverfassung ist. Diesen Eindruck mochte Stöger „so nicht stehen lassen. Wir haben uns auch in der zweiten Halbzeit noch viele Möglichkeiten herausgearbeitet. Nach der kurzen Pause ist es schwierig, solch ein Spiel durchzuziehen. Du kannst den Gegner nicht permanent an die Wand spielen“, erklärte er.
Was für die Borussia im Allgemeinen gilt, trifft auf Mario Götze im Besonderen zu. Der Nationalspieler legte gegen Hannover hochmotiviert los, war auffälligster Dortmunder, um dann in der zweiten Hälfte in der Versenkung zu verschwinden. Dem 25-Jährigen bläst der Wind seit seiner schwachen Vorstellung und der frühen Auswechselung beim Europapokal-Aus in Salzburg mit Eiseskälte ins Gesicht. Nach dem Spiel am vergangenen Donnerstag war der Mittelfeldspieler von seinem Trainer in ungewöhnlich deutlichen Worten angezählt worden. Auch Joachim Löw nimmt Götze in die Pflicht. „Er hat ein unglaubliches Potenzial und ist ein Spieler, dem ich eigentlich auch vertraue. Aber im Moment ist er noch nicht in der Form, in der wir ihn uns wünschen“, sagte der 58-Jährige, der Götze nicht für die Länderspiele gegen Spanien und Brasilien nominierte.
Das ehemals größte Talent des Landes steht am Scheideweg seiner Karriere. Mit Mitte 20 könnte Mario Götze die besten Jahre seiner Karriere noch vor sich haben. Oder bereits hinter sich, wenn es ihm weiterhin nicht gelingt, seine so üppig vorhandenen Ressourcen auszuschöpfen. Der Edeltechniker weiß, dass er derzeit nicht viele Argumente für sich in Anspruch nehmen kann. Anders lässt sich seine Reaktion auf die Kritik, die eine fast schon an Demut grenzende Einsicht beinhaltet, kaum interpretieren. Er sei Stöger „dankbar, dass er mich auf meine Defizite hingewiesen hat. Ich werde stark daran arbeiten“. Nach dem Sieg über Hannover gab es dann wieder Streicheleinheiten von Peter Stöger: „Mario polarisiert mehr als viele andere bei uns. Aber heute waren wir sehr zufrieden mit dem, was wir gesehen haben.“