Auf dem Weg zum NHL-Star - Draisaitl überzeugt
Crimmitschau (dpa) - Als die Rede auf Toptalent Leon Draisaitl kam, geriet Eishockey-Bundestrainer Pat Cortina ins Schwärmen. „Ich habe es genossen, ihm zuzuschauen“, lobte der Coach während der WM-Testspiele in der sächsischen Provinz.
Seine Begeisterung ließ er sich am euphorischen Gesichtsausdruck selbst bei knappen Worten anmerken: „Er war gut.“ Zum ersten Mal hatte Cortina den 18-Jährigen zum Nationalteam eingeladen. Mit zwei Torvorlagen wusste der „außergewöhnliche“ Newcomer (Cortina) gleich bei seinen ersten beiden Länderspieleinsätzen gegen Frankreich zu überzeugen.
Dem athletischen Stürmer wird weit mehr zugetraut als der Schritt in die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes. Manche wagen gar schon Vergleiche mit der kanadischen Legende Wayne Gretzky. In der nordamerikanischen Profiliga NHL wird sich der Sohn des früheren Nationalspielers Peter Draisaitl nicht nur durchbeißen, sondern zu einer tragenden Spielerpersönlichkeit reifen - da sind sich viele sicher. „Stolz“ bereite ihm das schon, gab der junge Center zu, stellte aber klar: „Ich weiß, dass ich noch nichts erreicht habe. Natürlich ist es mein Traum, in der NHL zu spielen.“
Realistische Formen kann dieser Traum beim Draft im Juni annehmen. Etliche Scouts sollen den Deutschen weit oben auf ihrer Liste notiert haben. Mit einigen Club-Vertretern der NHL hatte Draisaitl schon Kontakt. Beeindruckende Argumente für seine Leistungsstärke lieferte der Kölner bei der Junioren-WM der U20 und bei den Prince Albert Raiders in der Western Hockey League (WHL), einer kanadischen Junioren-Liga. 105 Scorerpunkte in 64 Spielen sammelte der Jungstar in der vergangenen Saison.
Vor zwei Jahren zog Draisaitl nach Kanada. Familie und Freunde ließ der Teenager hinter sich. „Das war logischerweise nicht so einfach, man ist noch jung, hängt noch ein bisschen an der Mutter“, meint er. Lief es mal nicht so gut, konnte er sich nicht immer gleich an seine Eltern wenden. „Ich war dann mehr auf mich selbst gestellt.“
Er müsse sich noch entwickeln, betonte Draisaitl am Rande der Duelle mit Frankreich erstaunlich abgeklärt. „Ich hatte schon ein paar Probleme mit dem Tempo, aber ich denke, das ist ganz normal. Ich brauche ein bisschen Zeit, um mich daran zu gewöhnen“, erklärte der Youngster nach dem 2:0 am Freitag in Crimmitschau.
Die Weltmeisterschaft in Minsk vom 9. bis 25. Mai hat Draisaitl trotz des Hypes um ihn noch nicht fest eingeplant. Ob das Trainerteam sich für ihn entscheidet, lässt der Angreifer auf sich zukommen. „Ich mache mir da nicht zu viel Druck, Wenn es nicht reichen würde, wäre es auch nicht der größte Rückschlag.“
Vom jungen Draisaitl dürfe noch nicht zu viel erwartet werden, mahnte Cortina. „Er ist noch kein kompletter Spieler, das ist keiner in dem Alter“, erklärte der Italo-Kanadier. „Wir haben ihn eingeladen, um ihm zu helfen, den nächsten Schritt zu machen. Aber wenn seine Leistung weiter so gut ist, müssen wir anfangen, darüber nachzudenken, ihn mit zur WM zu nehmen.“