DEB-Präsident Harnos mit Rückendeckung

Minsk (dpa) - Im deutschen Eishockey wird der Machtkampf zwischen Proficlubs und Amateur-Vertretern härter. Der von den DEL-Vereinen als Verbandspräsident gewünschte Franz Reindl hat wohl kaum noch Chancen auf das höchste Amt im Deutschen Eishockey-Bund.

Kurz nach der WM-Pleite stellten die Landesverbände klar, dass sie ihr „vollstes Vertrauen“ in den derzeitigen Präsidenten Uwe Harnos setzen. Alternative Kandidaten „werden unsere Stimmen nicht bekommen“, schrieb der Sprecher der Landesverbände, Dieter Hillebrand, in einem Statement.

Die größten Landesverbände hätten Harnos „sogar gebeten, weiterzumachen, und sich somit klar für eine Wiederwahl ausgesprochen“, meinte Hillebrand, der auch Chef des bayerischen Verbandes ist.

Am 5. Mai - vier Tage vor Beginn der Weltmeisterschaft in Minsk - hatte Harnos angekündigt, im Juli erneut als DEB-Präsident zu kandidieren. Schon da hatten die Clubs der großen deutschen Profiligen Kritik geübt. Die Vereine wünschten sich eine Bewerbung des bisherigen DEB-Generalsekretärs Reindl. Der „riesige Zuspruch“ ehrte den Bronzemedaillengewinner von 1976. Einer Kandidatur ist er nicht abgeneigt, dürfte aber nur antreten, wenn sich auch die Verbände mit ihm anfreunden können.

Harnos will sich erst nach dem Ende der WM zum Aufstand gegen ihn äußern. Auch nach dem Turnier-Aus der Nationalmannschaft von Bundestrainer Pat Cortina mit dem 14. Platz schwieg der 53-Jährige. Die Olympia-Teilnahme 2018 geriet durch das schwächste Abschneiden seit 2009 schon in Gefahr. „Das werden die Aufgaben für die Zukunft des deutschen Eishockey sein“, sagte Reindl in der „Eishockey News“ auf die Frage, was passieren muss, damit das DEB-Team nicht nur um den Klassenverbleib kämpfen muss.

Zu je 50 Prozent wählen die Landesverbände und die Clubs der DEB-Ligen am 17. Juli das Präsidium. Die Clubs der DEL und der DEL2 dürfen sich an der Wahl nicht beteiligen. „Bislang haben sich ja nur Leute zu Wort gemeldet, die gar kein Stimmrecht haben“, sagte der Präsident des nordrhein-westfälischen Landesverbandes, Wolfgang Sorge. Er betonte, dass sich die Kritik bislang nur auf Sportliches bezogen habe. „Wir wählen aber ja keinen Sportdirektor, sondern einen Präsidenten“, sagte Sorge. Harnos und dessen Personalpolitik wurde das Verpassen der Olympischen Winterspiele von Sotschi angekreidet.

Hillebrand widerrief zudem eine Aussage zu den Missständen im Verband. Seine Kritik habe sich auf die Vergangenheit, „insbesondere das Jahr 2001“ bezogen, teilte der Funktionär mit. „Da weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut“, war der Chef des mächtigen Bayerischen Eissport-Verbandes zitiert worden.

Im Moment würde sich der nordrhein-westfälische Verbandspräsident Sorge um Harnos „keine Sorgen haben“, schränkte aber ein: „Ich sehe sehr, sehr viel sehr kritisch. Ich würde vieles anders machen.“ Mit einer Kandidatur von Reindl rechnet er nicht.

Reindl, der 2011 von Harnos als Sportdirektor entmachtet worden war, hört Ende Juni als DEB-Generalsekretär auf, und will sich ganz auf die Organisation der nächsten Heim-WM 2017 konzentrieren. Der frühere Nationalspieler ist als Geschäftsführer der GmbH für die WM-Organisation tätig, an der der DEB beteiligt ist.

International wie national ist Reindl hoch angesehen. „Er hat in den ganzen Jahren in Eishockey-Deutschland viel bewegt. Er gehört in eine Führungsposition“, befand der Sportliche Leiter der Krefeld Pinguine, Rüdiger Noack, in Minsk. Hillebrand wollte zu der geforderten Kandidatur von Reindl keine Stellung nehmen.