Weißrussland will Coup gegen Schweden wiederholen
Minsk (dpa) - Weißrusslands Coach Glen Hanlon hatte beim Blick auf das Triumph-oder-Tränen-Duell mit Schweden die Lacher schnell auf seiner Seite.
Die Olympischen Spielen 2002 mussten unter diesen Umständen auch bei der Eishockey-WM in Minsk zur Sprache kommen, das schien ihm klar zu sein. Sensationell hatten die Weißrussen in Salt Lake City vor zwölf Jahren Topfavorit Schweden 4:3 geschlagen - der Halbfinaleinzug war der größte Erfolg ihrer Geschichte.
Am Donnerstag kommt es wieder zum Aufeinandertreffen von Weißrussland und Schweden. Wieder heißt es Außenseiter gegen Favorit, diesmal aber auch: Gastgeber gegen Titelverteidiger. „Ich habe diese Frage schon 50-mal beantwortet. Ich war erst 15, ich kann mich nicht erinnern“, scherzte der heute 57-Jährige auf die Frage, ob er von diesem Spiel wisse, und fügte nach einer kleinen Pause an: „Es war der 20. Februar, mein Geburtstag.“
Der kanadische Trainer, der schon bald mit den Schweizern arbeiten soll, ist ein Erfolgsgarant für die Weißrussen. Schon zum dritten Mal nach 2006 und 2009 führte er die frühere Sowjetrepublik ins Viertelfinale. Ohne ihn war das Nationalteam aus dem Land des eishockeybegeisterten Präsidenten Alexander Lukaschenko in den Jahren 2011, 2012, 2013 nur 14. geworden. „Wir werden so spielen wie die ganze Woche, wir denken nicht ans Gewinnen oder Verlieren, wir spielen einfach so gut wie wir können“, kündigte Hanlon an. Noch nie hat Weißrussland die Top Vier erreicht.
Schweden - Weltmeister von 2013 und neunmaliger Titelträger - wird versuchen, der euphorischen Stimmung in der 15 000 Zuschauer fassenden Minsk-Arena zu trotzen. „Wir respektieren jeden, aber fürchten keinen“, stellte Hanlon klar.
Der Coach hat nicht als einziger Kanadier in der weißrussischen Auswahl eine tragende Rolle übernommen. Die gebürtigen kanadischen Stürmer Geoff Platt und Torhüter Kevin Lalande sprachen nach dem Viertelfinaleinzug ebenfalls „von Gefühlen, die sie noch nie in ihrer Karriere hatten“ und „Worte, die sie nicht dafür finden können“.
Trotz aller Euphorie bei den Gastgebern - Topfavorit bleibt Russland. Für das Starensemble des Rekordweltmeisters zählt auf seiner seiner Wiedergutmachungstour nach dem blamablen Viertelfinal-Aus bei den Heim-Winterspielen nur der 27. WM-Titel. Russland zog als einziges Team ohne Punktverlust in die K.o.-Runde ein, steht dort nun Favoritenschreck Frankreich gegenüber. Vor einem Jahr in Helsinki gelang den Franzosen beim 2:1 der allererste Sieg gegen die „Sbornaja“ überhaupt bei einer WM oder bei Olympia.
In Jewgeni Malkin ist ein weiterer NHL-Star aus Pittsburgh angereist, der Einsatz von Superstar Alexander Owetschkin blieb nach seiner Verletzung beim 3:0 gegen Deutschland fraglich. „Der Schmerz lässt langsam nach. Aber ob ich es zum Frankreich-Spiel schaffe, ist nicht klar“, sagte er am Mittwoch dem russischen TV-Sender Rossija-24.
Der zwölfmalige Weltmeister Tschechien ist froh, am Dienstagabend einen 0:3-Rückstand gegen die Franzosen gerade noch in ein 5:4 nach Verlängerung umgebogen zu haben. So konnte man einem Duell mit der Sbornaja aus dem Weg gehen. „Wir wollten Russland nicht im Viertelfinale treffen“, erklärte Tschechiens Ondrej Nemec. Auf das Team um Altstar Jaromir Jagr wartet nur der Olympia-Vierte USA. Kanada, Goldmedaillengewinner von Sotschi, muss sich in den WM-Playoffs zunächst mit Finnland auseinandersetzen.