Eishockey DEG hat einen neuen Torwart

Der verlorene Sohn soll es richten. Der 22 Jahre alte Mathias Niederberger ist die neue Nummer eins.

Foto: Lange

Düsseldorf. Wohl selten ist in der jüngeren Vergangenheit eine Personalentscheidung in der DEG-Gemeinde so heiß diskutiert worden wie die gestrige. Da gab die Düsseldorfer EG den Namen des Torwarts bekannt, mit dem sie bald als Nummer eins in die Champions League sowie die Deutsche Eishockey Liga starten will. Und weil der Mathias Niederberger heißt, nehmen die kontroversen Debatten kein Ende.

Für die einen ist es die langersehnte Rückkehr des verlorenen Sohnes. Ist Niederberger doch nicht nur in Düsseldorf geboren, sondern hat als Sohn des ehemaligen Meister-Verteidigers Andreas Niederberger auch an der Brehmstraße das Eishockeyspielen erlernt. Für die anderen ist die Leihe eines 22-Jährigen, der den Nachweis, ein Profiteam als Nummer eins führen zu können, noch schuldig geblieben ist, ein großes Risiko.

Tenor: Packt er es nicht, hat sich die DEG auf der mit Abstand wichtigsten Position im Vergleich zu seinem überragenden Vorgänger Tyler Beskorowany klar verschlechtert. Packt er es doch, werden ihn die Eisbären Berlin, bei denen Niederberger weiterhin unter Vertrag steht, wieder zurückholen.

Christof Kreutzer lässt derlei Bedenken aber nicht gelten: „Mathias ist ein Riesentalent und Düsseldorfer. Er war von Anfang an unsere erste Option. Als klar war, dass Tyler drüben bleibt, haben wir sofort alles versucht, um Mathias zurückzuholen“, sagt der Trainer und Manager, der seinen neuen Goalie von Kindesbeinen an kennt.

Kreutzer spielte früher mit dessen Vater Andreas zusammen und verlor den Sohn nie aus den Augen. „Ich hatte ständig Kontakt zu Mathias, auch, als er in Nordamerika war. Und ich habe ihm immer gesagt: Vielleicht kommst du irgendwann ja mal zurück.“

Ins gelobte Eishockey-Land war Niederberger nach seiner ersten Zeit in Düsseldorf gegangen. Von 2011 bis 2013 spielte der Goalie, der sämtliche U-Nationalmannschaften durchlief und schon als 17-Jähriger für die DEG in der DEL debütierte, in der renommierten Juniorenliga OHL — dem Sprungbrett für zahlreiche NHL-Stars. Danach versuchte er sich für ein Jahr in den unterklassigen Profiligen AHL und ECHL. Für den Sprung in die Eliteliga NHL hatte es allerdings nicht gereicht. So kam Niederberger vergangenes Jahr zurück. Weil er aber nach wie vor zur Organisation der Los Angeles Kings gehört, ging er nicht zurück nach Düsseldorf, sondern zum Kooperationspartner der Kalifornier nach Berlin.

Bei den Eisbären kam Niederberger aber nicht am Finnen Petri Vehanen vorbei, lediglich elf Spiele machte er. Zwar waren seine Werte ordentlich (Fangquote 91,0 Prozent/2,64 Gegentore im Schnitt), eine echte Zukunft sah er kurzfristig aber wohl nicht in Berlin. Und weil die Drähte zwischen Eisbären-Manager Peter-John Lee und Kreutzer aus alten Tagen an der Brehmstraße noch immer kurz sind, fand sich nun eine Lösung, mit der alle Seiten leben können. Die DEG hat einen neuen Torwart, mit dem sich die Fans identifizieren. Die Eisbären wissen, dass ihr zweiter Mann viel Eiszeit bekommt. Und Niederberger kann bei seinem Heimatverein als Nummer eins spielen. „Das Trikot der DEG zu tragen, war und ist natürlich immer ein Traum gewesen. Ich werde alles daran setzen, die Erwartungen und das Vertrauen der Trainer, Mitspieler und Zuschauer zu erfüllen und zu bestätigen“, wird der 22-Jährige, der gerade in Nordamerika weilt, in einer Mitteilung der DEG zitiert.

Also gibt es nur Gewinner? Schwer zu sagen. Denn noch weiß niemand, ob Niederberger wirklich schon bereit ist, als Stammgoalie zu spielen. Gerade bei einem Verein, der in der vergangenen Saison maßgeblich von seinem Torwart lebte. „Natürlich tritt Mathias in große Fußstapfen“, weiß auch Kreutzer, der aber davon ausgeht, dass die Zuschauer dem 22-Jährigen eher mal einen Fehler verzeihen als einem teuren Nordamerikaner. „Was wäre gewesen, wenn wir jetzt einen mit 500 AHL- oder 200 NHL-Spielen geholt hätten. Da wäre der Druck noch größer gewesen“, sagt Kreutzer, der sich freut, durch Niederberger, Bobby Goepfert und Felix Bick zwischen den Pfosten „sehr gut besetzt“ zu sein. „Wir würden ja nichts machen, was der DEG schadet.“