Düsseldorfer EG DEG verliert hitziges Duell gegen Turku
Nach dem 4:5 attackiert Trainer Christof Kreutzer die Schiedsrichter wegen der Strafzeit vor dem entscheidenden Tor.
Düsseldorf. Man mag es sich ja gar nicht vorstellen, was seit Samstagabend bei Youtube los wäre, wenn Champions League gleich Champions League wäre. Aber weil die folgende Szene nach einem Eishockey- und nicht nach einem Fußballspiel stattfand, fehlten die Kamera-Teams, um die Geschehnisse im Kabinengang für die Nachwelt festzuhalten.
4:5 (0:2/3:2/1:1) hatte die Düsseldorfer EG ihr zweites Spiel des Eishockey-Europapokals gegen TPS Turku verloren. An sich kein Beinbruch, galten die Finnen doch schon vorher als Favorit auf den Gruppensieg. Weil das letzte und entscheidende Tor aber 50 Sekunden vor dem Ende fiel und die Düsseldorfer nicht mit der vorangegangenen Strafzeit gegen Joonas Rönnberg einverstanden waren, herrschte nach dem Spiel Aufregung.
Besonders DEG-Trainer Christof Kreutzer bekam sich gar nicht mehr ein. Als der erschreckend schwache Schiedsrichter Gordon Schukies das Eis verließ, wartete Kreutzer schon auf ihn, um danach knapp zehn Meter neben ihm herzulaufen und ihn aus wenigen Zentimetern wüst zu beschimpfen. Auch Teamarzt Ulf Blecker hatte längst jede Zurückhaltung abgelegt und schrie, was das Zeug hielt. Bereits auf dem Eis hatten sich die rot-gelben Spieler an den Schiedsrichtern abgearbeitet. Von den wütenden Fans ganz zu schweigen.
Auch bei der anschließenden Pressekonferenz hatte Kreutzer noch nicht genug. Also brachte der 48-Jährige extra seine Taktiktafel mit, um aufzuzeigen, wo die Unparteiischen bei welcher der vielen Fehlentscheidungen genau gestanden hatten.
Es war ein bitteres und auch unwürdiges Ende eines eigentlich grandiosen Eishockey-Abends im Rather Dome. Trotz der unglücklichen Niederlage ging kaum einer der 6753 Fans enttäuscht nach Hause. Auf Facebook und Twitter überboten sie sich nachher in Lobeshymnen auf ihr Team, das zwar wie zum Auftakt gegen Linz erneut den Anfang verschlafen hatte und nach nicht mal fünf Minuten 0:2 zurücklag. Das dann aber zurückkam und das Spiel drehte.
Und auch als die Finnen wieder aufwachten und aus dem 2:3 ein 4:3 machten, gab sich die DEG nicht geschlagen. Vielmehr zeigte sie im letzten Drittel einen sensationellen Sturmlauf, den Norm Milley fünf Minuten vor Schluss mit dem umjubelten 4:4 krönte. Ehe der späte Siegtreffer der Finnen für Ernüchterung sorgte.
„Wir haben am Anfang viele Kleinigkeiten verkehrt gemacht“, sagte Kreutzer, als er sich wieder beruhigt hatte und über die positiven Seiten des Spiels sprach. „Meine Mannschaft hat hart gearbeitet und ist super zurückgekommen. Wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Aber wir haben noch zwei Chancen, den Punkt zu holen.“
Diese Chancen stehen in den nächsten Tagen auswärts an. Am Donnerstag geht es nach Turku, am Sonntag nach Linz. Doch selbst wenn es nichts mit dem Einzug in die K.o.-Phase wird, die Spiele der Champions League haben bereits die Erkenntnis gebracht, dass die neue DEG Charakter hat. „Wir haben nicht aufgegeben, jeder hat für den anderen gearbeitet“, freute sich Kreutzer. „Wir haben immer an uns geglaubt und sind nicht in Panik geraten“, lobte auch Torschütze Travis Turnbull den Teamgeist der DEG, die die positive Stimmung aus der Vorsaison über den Sommer gerettet zu haben scheint. Und das trotz der vielen Neuen im Kader.
Zwei davon sind Norm Milley und Eduard Lewandowski, die sich bislang in glänzender Frühform präsentieren. Milley steht mit drei Toren und zwei Vorlagen auf Rang fünf der CHL-Scorerliste, Lewandowksi ist mit zwei Toren und zwei Vorlagen nicht viel schlechter unterwegs.
Zwei andere Neue erlebten gegen Turku allerdings einen durchwachsenen Tag. Verteidiger Joonas Rönnberg stellte sich nicht nur bei der entscheidenden Strafe extrem ungeschickt an. Zudem wirkte er gegen seine schnellen, aber keinesfalls überragenden Landsleute hin und wieder etwas hüftsteif.
Auch Jungtorwart Mathias Niederberger hat schon bessere Tage erlebt. Zwar leistete sich der 22-Jährige keinen richtigen Bock, zwei Gegentore sahen aber zumindest nicht unhaltbar aus.
So musste auch Kreutzer nachher grundsätzlich feststellen: „Es ein paar Dinge, die wir abstellen müssen.“ Sowohl auf dem Eis als auch daneben.