DEG Lewandowksi hat sich in Russland durchgebissen

Große Sehnsucht nach der Familie zog den Stürmer der Düsseldorfer EG zurück in die Heimat.

Eduard Lewandowski ist ein sehr eleganter Spieler.

Foto: Häfner

Düsseldorf. Eduard Lewandowski hat viel gesehen und erlebt, seit er 1997 beim EC Wilhelmshaven seine Karriere als Eishockey-Profi begann. Doch die Champions League ist auch für den Zugang der Düsseldorfer EG eine neue Erfahrung. „Zu meiner Zeit in Deutschland gab es diesen Wettbewerb noch nicht. Und russische Clubs nehmen ja an der CHL nicht teil“, sagte Lewandowski.

Seit 2008 hat der Angreifer in Russland seine Schlittschuhe geschnürt, jetzt aber sah er den Zeitpunkt zur Rückkehr gekommen. „In den vergangenen zwei Jahren habe ich meine Frau Erika sowie unsere beiden Kinder Alecia und David kaum noch gesehen. Nicht mal bei der Geburt des dritten Kindes Dalia konnte ich dabei sein. Da habe ich mir endgültig gesagt, dass eine Änderung her muss und den Entschluss gefasst, zurückzukehren“, erzählte Lewandowski.

Schnell war die DEG eine Option für den 35-Jährigen. Bereits im Sommer 2014 hatte er mit Daniel Kreutzer über ein Engagement in der DEL gesprochen. Lewandowski und der Düsseldorfer Kapitän kennen sich durch gemeinsame Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft, und der Kontakt ist auch über die große Entfernung nie abgerissen. Daniel konnte seinen Bruder und Trainer Christof Kreutzer schnell überzeugen, dass Lewandowski der DEG mit seiner Erfahrung helfen kann.

Auf 417 Spiele hat es Eduard Lewandowski für Spartak Moskau, Neftechimik Nischnekamsk, Atlant Mytischi und Automobilist Jekaterinburg gebracht. Dabei gelangen dem Sohn russischer Spätaussiedler 55 Treffer sowie 81 Torvorlagen. In der Saison 2006/07 hatte er die Adler Mannheim zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft geführt.

Dass diese nach Lewandowskis Fortgang acht Jahre auf den nächsten Titel warten mussten, ist natürlich nur zu einem geringen Teil am eleganten Techniker festzumachen. Von seiner Klasse aber waren die Adler derart überzeugt, dass sie sich die Transferrechte für drei Jahre sicherten. Wäre Lewandowski bis 2011 in die DEL zurückgekehrt, dann hätte er nur nach Mannheim gehen können.

Ein Fall, der durchaus hätte eintreten können. „Das erste Jahr war sehr hart. Zwei Monate am Stück mussten wir ins Trainingslager. Dieses ging bis nah an die Grenze des körperlich Machbaren. Beim Aufstehen taten immer noch alle Knochen vom Vortag weh. Dann folgten in der Saison die langen Reisen zu den Auswärtsspielen. Meist waren wir acht Tage lang unterwegs und haben vier in Folge absolviert“, sagte Lewandowski und ergänzte: „Die Gedanken an eine Rückkehr waren da.“

Doch Lewandowski biss sich durch. 2011 schaffte er es mit Mytischi sogar bis ins KHL-Finale, das gegen Ufa jedoch verloren ging. Körperlich wie sportlich war er den Anforderungen gewachsen, als es plötzlich auch mental eine Herausforderung zu bewältigen galt.

Am 7. September 2011 stand er beim Saison-Eröffnungsspiel auf dem Eis, als die Meldung eines Flugzeugabsturzes die Runde machte. An Bord: Die Mannschaft von Lokomotive Jaroslawl mit dem früheren DEG-Verteidiger Robert Dietrich. „Plötzlich wurde es in der Halle ganz still und überall zückten die Zuschauer ihre Handys. Das Spiel wurde abgebrochen und als Gewissheit bestand, spielten sich in der Kabine dramatische Szenen ab. Einige haben hemmungslos geweint. Andere sind völlig außer Kontrolle geraten und haben laut geschrieen“, erinnert sich Lewandowski.

Eine Grenzerfahrung. Nicht zu vergleichen mit sportlichem Druck. Und ein Erlebnis, das Werte verschoben hat. „Ich bin beim Eishockey inzwischen viel entspannter. Klar habe ich weiter Hunger auf Erfolg, sonst müsste ich ja aufhören. Aber meine innere Balance zwischen Anspannung und Gelassenheit ist deutlich größer geworden“, sagte Lewandowski und fügte vor dem CHL-Spiel gegen Turku PS fast wie eine Bestätigung lächelnd hinzu: „Die Finnen sind Favorit. Aber erst einmal steht es 0:0.“