Eishockey DEG verteilt gegen Augsburg zu viele Geschenke
Düsseldorf. Die Stimmung im Kabinengang des Rather Domes war eine sonderbare. Mit 2:4 (0:2/2:1/0:1) hatte die Düsseldorfer EG ihren Saisonauftakt in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen die Augsburg Panther verloren.
Obwohl sie über weite Strecken den Ton angegeben hatte. Das Problem war nur: Sie leiste sich zu viele Aussetzer, die die cleveren Gäste ausnutzten. Das reicht normalerweise, um Profisportlern gehörig die Laune zu verhageln. Wer deutlich unterlegen ist, kann ja häufig besser mit einer Niederlage umgehen als Mannschaften, die sich mehr oder weniger selbst geschlagen haben. Doch von schlechter Laune war im Düsseldorfer Norden wenig zu spüren.
„Alles in allem war das ziemlich gut“, sagte beispielsweise Neu-Kapitän Darryl Boyce. „Im Großen und Ganzen haben wir eigentlich sehr gut gespielt“, meinte auch Max Kammerer. Und selbst Neu-Trainer Mike Pellegrims hatte „viele positive Sachen“ im Spiel seiner Mannschaft gesehen.
Eben jenes Spiel war ja für alle Beteiligten mehr als ein gewöhnlicher Saisonauftakt. Es war das erste nach der jahrzehntelangen Kreuter-Ära. Das erste ohne Kapitän Daniel, und das erste ohne Trainer Christof. Der eine, Daniel, hatte aufgehört, weil sein Körper nach zwei Jahrzehnten Profi-Eishockey nicht mehr will. Der andere, Christof, musste wegen der enttäuschenden Vorsaison gehen und wurde durch Mike Pellegrims ersetzt.
Der Belgier hatte in der Sommerpause angekündigt, dass sein Team nach vorne spielen und mit einer gehörigen Portion Leidenschaft auftreten werde. Es gehe darum, die enttäuschten Fans zu versöhnen. Und die knapp 7000, die am Freitagabend gegen Augsburg gekommen waren, durften sich nicht beschweren. Von der ersten Minute an legte die DEG ein Tempo vor, das es lange nicht zu sehen gab. Bernhard Ebner (4.) und Spencer Machacek (5.) hatten folgerichtig früh erste Großchancen.
Doch dann folgte bereits das erste der „Geschenke“, die Pellegrims hinterher monierte: Tim Conboy spielte einen unerklärlichen Fehlpass in den Schläger von Evan Trupp, der zur schmeichelhaften Führung einschoss. Zwar blieb die DEG auch danach das tonangebende Team, schaffte es aber nicht mal, bei doppelter Überzahl zu treffen.
Wie das geht, zeigten kurze nach knapp einer Viertelstunde die Gäste, die damit auch das zweite Geschenk angenommen hatten, als der Ex-Düsseldorfer Michael Davies einen präzisen Querpass per Direktabnahme verwandelte. Henry Haase und Alexandre Picard hatten da wegen vermeidbarer Fouls draußen gesessen. So stand es plötzlich 0:2. Obwohl sich doch so gut wie alle im Dome einig waren, dass es eigentlich 1:0 oder 2:0 für die DEG hätte stehen müssen.
Aber so läuft es eben, wenn man nach einer starken Vorsaison zusammengeblieben ist. Einer Saison, in der die Panther das Überraschungsteam der Liga waren, das sich vor den Schulterklopfern der Konkurrenz kaum noch retten konnte. Am Ende landete der AEV auf Rang sechs, so gut war er seit 1970 nicht mehr.
Normalerweise werden solche Teams im Sommer danach regelrecht zerfleddert. Erst recht, wenn sie wie im Falle der Augsburger finanziell zur unteren Mittelschicht der Liga gehören. Um das zu verhindern, hatte der AEV mit den meisten Leistungsträgern bereits frühzeitig verlängert. Lediglich zwei gingen nach Köln. Der Rest blieb beisammen. Und eingespielt. Was besonders im Powerplay zu sehen war. Bereits vergangene Saison waren die Bayern mit 50 Treffern das beste Team der gesamten DEL, zum Auftakt der neuen nutzten sie ihre fünf Chancen zu zwei Toren.
Das mag natürlich auch an der DEG liegen. Nicht umsonst sagte Pellegrims hinterher: „Wir müssen an unserer Unterzahl arbeiten, das müssen wir besser machen, das war schon das ganze Trainingslager über so.“ Kein Testspiel war ja ohne Gegentreffer bei nummerischer Unterlegenheit verlaufen. Allein im letzten gegen Langnau waren es vier. Nun erneut zwei. Zum 0:2 (16.) und zum 2:4 (53.). Danach war die Luft raus.
Auf die ersten drei Gegentoren hatte die stürmische und teilweise gar etwas wilde DEG noch Antworten gefunden. Darryl Boyce traf in der 27. Minute zum 1:2. Und selbst als der überragende Trevor Parkes sechs Minuten später zum 1:3 traf, gaben die Düsseldorfer nicht auf. Daniel Weiß verkürzte nach feiner Vorarbeit des aktiven Alexander Barta zum 2:3 und sorgte für neue Hoffnung (37.). Doch im letzten Drittel wollte nicht mehr viel klappen. Stattdessen verteilte die DEG das letzte Geschenk des Tages: eine Strafe wegen zu vieler Spieler auf dem Eis, die erneut Parkes nutzte. Es war das 2:4. Und die Entscheidung. Pellegrims nahm nicht mal den Torhüter raus.