Déjà-vu in Iserlohn: DEG geht erneut unter
Eishockey: Im ersten Spiel nach dem "Winter Game" verliert die DEG verdient mit 1:8 in Iserlohn.
Iserlohn. Christof Kreutzer guckte nur noch starr geradeaus. Völlig ohne Regung und mit leerem Blick stand der Trainer der Düsseldorfer EG da. Hinter ihm jubelten die Fans der Iserlohn Roosters, vor ihm saßen seine Spieler wie paralysiert auf der Bank und vermieden jeden Blickkontakt. Untereinander. Aber vor allem mit ihrem Trainer.
Erst knapp 27 Minuten waren Freitagabend in Iserlohn gespielt, als sich diese Szene auf der Düsseldorfer Bank abspielte. Aber die Partie der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zwischen den heimischen Roosters und der DEG war längst entschieden. 6:0 führten die wie entfesselt aufdrehenden Gastgeber. Am Ende hieß es sogar 8:1.
So wurde das erste Spiel nach dem umjubelten "Winter Game" für die DEG zu einem Déjà-vu der unangenehmsten Art. Bereits am sechsten Spieltag waren die Rot-Gelben im Sauerland untergegangen, hatten beim 0:8 Ende September die höchste Niederlage ihrer DEL-Geschichte kassiert. Dieses Mal sah es lange danach aus, als würde es den nächsten Negativrekord geben.
Dass das Geschichtsbuch im Schrank bleiben konnte, lag aber keinesfalls an den Düsseldorfern selbst. Sondern lediglich daran, dass es die Iserlohner nach dem 6:0 lockerer angehen ließen und etwas für die Galerie spielten. Das verzückte zwar die völlig euphorischen Fans in der mit 4967 Zuschauern ausverkauften Halle am Seilersee, machte sich aber kaum noch auf dem Spielberichtsbogen bemerkbar. Lediglich zwei weitere Treffer legten die Roosters nach und gewannen letztlich auch in der Höhe verdient.
Dabei waren die Gäste gut in die Partie gekommen und in den ersten Minuten sogar das bessere Team. Was auch Iserlohns Trainer Jari Pasanen so sah: "Im ersten Drittel hatte Düsseldorf zwei, drei gute Chancen. Wenn sie ein Tor machen, sehen wir ein anderes Spiel." Doch das fiel nicht. Und so nahm das Unheil aus Düsseldorfer Sicht seinen Lauf. Denn mit dem 1:0 durch den überragenden Nicholas Petersen nach zehn Minuten war es vorbei mit der DEG-Herrlichkeit. Plötzlich ging nichts mehr. Vor allem in der Defensive. Ohne Shawn Belle, der sich zwar aufwärmte, dann aber kurzfristig krank ausfiel, hatte die DEG nur fünf Abwehrspieler. Entsprechend oft wechselten die Defensiv-Paare. So fehlte die Ordnung. Und mit ihr alles weitere, was man braucht, um beim heimstarken Tabellenfünften zu bestehen.
Ab Mitte des ersten Drittels ging jeder wichtige Zweikampf an die Gastgeber, die kombinieren konnten, wie sie wollten. Alles klappte bei Iserlohn, bei der DEG gar nichts. Eine Minute nach dem Führungstreffer hatte Petersen, der schon beim ersten Duell zwei Mal getroffen hatte, das 2:0 nachgelegt.
Und wer dachte, die DEG würde dem im zweiten Abschnitt etwas entgegensetzen, sah sich komplett getäuscht. Stattdessen zeigten die Düsseldorf ihr vielleicht schlechtestes Drittel der Saison. Binnen sechs Minuten klingelte es vier Mal im Kasten der Gäste. Selbst als Trainer Kreutzer seinen häufig alleingelassenen Stamm-Goalie Tyler Beskorowany nach dem 4:0 rausnahm, wurde es nicht besser. Kaum war Lukas Lang auf dem Eis, fielen die nächsten beiden Treffer. Der Höhepunkt war das 6:0. Wieder war es Petersen, der fast 20 Sekunden lang allein durch das Angriffsdrittel lief, mehrere Düsseldorfer aussehen ließ wie Fahnenstangen und zur Krönung vollendete. Danach hatte aber auch der Mann des Tages genug. So durfte die DEG sogar noch einmal selbst jubeln, als Bernhard Ebner für das zwischenzeitliche 1:7 sorgte, das die mitgereisten DEG-Fans mit einem ironischen "Auswärtssieg" quittierten.
Trainer Kreutzer war das Lachen da schon längst vergangen. "Wir hatten die Woche eigentlich gut trainiert, aber vielleicht sind wir nach dem Winter Game auch zu sehr gelobt worden", sagte Kreutzer, der aber sicher ist, dass seine Mannschaft Charakter hat und sich schon am Sonntag wieder anders präsentieren wird.
So bleibt für die DEG nur die Hoffnung, dass es wirklich so läuft wie nach der 0:8-Klatsche Ende September. Danach holten die Düsseldorfer vier Siege in Serie. Ob das erneut klappt, zeigt sich bereits am Sonntag. Dann kommt Schlusslicht Straubing an den Rhein.