Deutscher Meister 1990 Mit der Schubkraft von Petr Hejma
Düsseldorf · Die WZ blickt in einer kleinen Serie auf die Meisterjahre der DEG zurück. Peter-John Lee, Andreas Niederberger und Petr Hejma erinnern sich an 1990.
Peter-John Lee konnte es kaum fassen. „Was? 30 Jahre ist das jetzt schon her? Oh, Mann“, sagte Lee beim Anruf unserer Zeitung auf die Frage nach seinem ersten Meisterschaftsgewinn mit der Düsseldorfer EG in der Eishockey-Bundesliga. Seit nun schon 20 Jahren arbeitet Lee als Manager für die Eisbären Berlin, doch beim Namen DEG leuchten seine Augen nach wie vor. „Ich war zehn Jahre in Düsseldorf und bin viermal Meister geworden. Als Spieler war das die beste Zeit meines Lebens“, sagt der 64-Jährige. Von 1983 bis 1993 trug der Angreifer das rot-gelbe Trikot, seine Nummer „12“ wird nicht mehr vergeben. Wenn Lee mit den Eisbären im Dome antritt, dann strecken sich ihm noch immer die Hände der älteren DEG-Fans entgegen. Er muß stehenbleiben und erzählen.
Sicherlich auch über den 25. März 1990. Jenen Sonntag, an dem die DEG im fünften und damals entscheidenden Finalspiel um die deutsche Meisterschaft den SB Rosenheim mit 8:2 deklassierte. Schon nach 17 Minuten hieß es 5:0. Lee, sein kongenialer Partner Chris Valentine und Co. hatten den Titelverteidiger wie ein Tornado überrollt. „Es ist heutzutage unvorstellbar, dass es in einem alles entscheidenden Finale nach dem ersten Drittel 5:0 steht“, sagt Andreas Niederberger. Der 57-Jährige verteidigte damals an der Seite von Uli Hiemer. „Wenn ich bei Spielen in Ingolstadt oder München einen Doppelburger brauche, dann rufe ich immer den Uli in seinem McDonalds-Restaurant an der A9 an“, erzählt Lee lachend.
„Es war Unruhe in der Mannschaft“
Bereits 15 Jahre lang hatte die DEG 1990 auf ihre vierte Meisterschaft gewartet und so deutlich sich die Ergebnisse heute auch lesen, der Titelgewinn hing am seidenen Faden. Zwei Dinge haben ihn maßgeblich auf den Weg gebracht. Entscheidenden Schub gab die Entlassung von Trainer Peter Johansson. Der Schwede musste zwei Spieltage vor Ende der Hauptrunde gehen, nachdem es gegen den Kölner EC ein 0:4 und zwei Tage darauf beim Aufsteiger Hedos München ein 1:10 gegeben hatte. „Ich wehre mich dagegen, dass wir mit Absicht so hoch verloren haben. Aber diese Resultate haben die Unzufriedenheit im Kader widergespiegelt“, sagt Niederberger und Lee ergänzt: „Es war Unruhe in der Mannschaft.“
Die Spieler kamen mit Johanssons Art nicht zurecht, kurz vor der heißen Saisonphase übernahm Assistent Petr Hejma. „Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie. Peter wollte seine durchsetzen, doch das hat nicht funktioniert. Die Mannschaft hat zwar nicht gegen Johansson gespielt, aber ihr waren Lust und Begeisterung verloren gegangen und im Februar hatte sich die Situation dann zugespitzt“, erzählt Hejma. 1975 war der Prager mit der DEG als Spieler Meister geworden, nun sollte er sie als Trainer zum Titel führen. „Petr war genau der richtige. Er hat uns das spielen lassen, was wir wollten. Das ist wie eine Befreiung gewesen“, meint Niederberger und der heute in Hilden lebende Hejma sagt: „Es war sofort zu merken, wie die Jungs wieder motiviert waren.“
Mit acht Siegen in Serie wurde zunächst die Hauptrunde als Erster beendet sowie dann in den Play-offs durch Viertel- und Halbfinale gepflügt. Im Endspiel aber lauerte neben Kontrahent Rosenheim noch eine zweite Gefahr. „Gegen bayrische Vereine war es ob der Schiedsrichter doppelt schwer“, erklärt Niederberger seinerzeit mitunter merkwürdige Entscheidungen. Nach dem 3:4 im ersten Spiel schien die DEG am Inn daher arg in der Klemme. „Aber Herr Ondertoller hat überragend gepfiffen“, sagt Niederberger.
Für Niederberger ist Pompeo Ondertoller bis heute ein Held
Um die Situation zu entschärfen hatte der DEB den schweizer Schiedsrichter Willi Vögtlin angefordert, der aber zog sich früh in der Partie eine Kiefer-Verletzung zu. Weil damals nur ein Schiedsrichter pfiff, musste Ersatz her. Der Rosenheimer Gerhard Lichtnecker fiel aus, also wurde Pompeo Ondertoller in München angerufen. Der heute 77 Jahre alte Bäcker aus Bozen kann sich ganz genau erinnern. „Ich weiß es wie heute. Ich hatte an jenem Sonntag Nachmittag geschlafen, da ich abends woanders pfeifen sollte. Ich habe mir dann schon zu Hause meine Montur angezogen, bin die 70 Kilometer über die Autobahn gerast und ab der Ausfahrt von der Polizei mit Blaulicht zum Stadion eskortiert worden.“
Nach 83 Minuten Unterbrechung konnte das Spiel fortgesetzt werden und der Sportbund wähnte sich nun im Vorteil. „Die haben Unruhe verbreitet und wollten Strafzeiten für die DEG provozieren“, erzählt Ondertoller. Der aber erledigte seinen Job ohne Fehl und Tadel. „Er hat reihenweise Rosenheimer auf die Strafbank geschickt. Die konnten das gar nicht fassen“, meint Niederberger und Ondertoller ergänzt: „Danach war Ruhe. Die DEG hat sehr gut gespielt und verdient mit 4:2 gewonnen.“ Es folgten ein 5:1 und 2:3. Am 25. März 1990 ging es folglich um alles und Petr Hejma sorgte per Trick für die volle Konzentration. „Ich habe in der Kabine eine Minute lang das Licht ausgeschaltet, danach ging es aufs Eis und dort lief es sofort.“ Und wie es dort lief. . .