Trainer Christof Kreutzer: „Bei der DEG passiert wieder etwas“

Im zweiten Teil spricht DEG-Trainer Christof Kreutzer über Taktik, gute Laune und den Vorstand.

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Düsseldorf. Herr Kreutzer, in den vergangenen Jahren schien es der DEG nur darum zu gehen, irgendwie über die Mittellinie zu kommen, um die Scheibe tief spielen zu können. Welche taktischen Möglichkeiten bietet nun der neue Kader?

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Christo Kreutzer: Wir haben vor allem in der Defensive viele Spieler ausgetauscht. Dadurch sind wir in der Lage, jede Situation spielerisch zu lösen. Es kommt jetzt nur noch ganz, ganz selten vor, dass wir die Scheibe über das Plexiglas rausschießen. In den letzten zwei Jahren war das anders. Wir standen oft unter Druck. Und wenn du die Scheibe nicht hast, kannst du kein Tor schießen.

Das heißt, die DEG will den Gegnern wieder mehr ihr Spiel aufzwängen?

Kreutzer: Ja, wir wollen Puckbesitz haben. Das heißt zwar nicht, dass wir immer gewinnen. Bei einem der Testspiele in Garmisch hatten wir ein Schussverhältnis von über 50 zu 22 und haben nur knapp gewonnen. Ein ähnliches Spiel haben wir sogar verloren. Scheibenbesitz ist keine Garantie, dass du das Spiel gewinnst. Aber es bringt dich näher an den Sieg heran.

Und ist vor allem attraktiver für die Fans, die nach den ersten Testspielen viel besser gelaunt durch die Gegend ziehen. Merken das Trainer und Mannschaft?

Kreutzer: Egal, wo ich gerade bin, beispielsweise bei der Saisoneröffnung, merkt man diese neue Stimmung. Die Leute denken: „Wir gehören wieder dazu, wir können wieder etwas erreichen.“ Manche fragen schon, ob wir Meister werden. Dann sage ich: „Bleibt alle ruhig. Nicht unrealistisch werden.“ Aber der Trend geht in die richtige Richtung. Die Leute merken, dass bei der DEG wieder etwas passiert. Das muss die ganze Stadt mittragen. Wir sind alle Düsseldorfer.

Davon war in den vergangenen Jahren bis auf wenige Ausnahmen nicht viel zu spüren.

Kreutzer: Leider. Zu meiner Zeit als Spieler, als wir in den 90ern Superjahre fünf Meisterschaften in sieben Jahren hatten, war das noch so. Jeder Spieler, jeder Betreuer, jeder Mitarbeiter der Geschäftsstelle, jeder Fan war stolz, bei der DEG zu sein. Ja sogar jeder Düsseldorfer war stolz auf die DEG. Das ist leider total verloren gegangen. Nicht nur in den letzten zwei Jahren.

Woran liegt das?

Kreutzer: Natürlich frisst der Fußball viele andere Sportarten auf. Viele, die zu meiner Zeit bei der DEG waren, gehen jetzt zum Fußball. Aber langsam kommt es wieder. Beim Fantraining war es sensationell. Ich habe das Mikro nur in die Hand genommen und die Leute haben geklatscht. Als die Mannschaft kam, standen alle auf. Das ist schön. Und ich hoffe, dass es jeder weiterträgt. Ich habe auch mit dem neuen OB Thomas Geisel gesprochen. Er will so oft wie möglich zu unseren Spielen kommen.

Bei aller Euphorie steht in zwei Wochen noch die Neuwahl des Vorstands an, dem Sie angehören. Belastet Sie das in der heißen Phase der Vorbereitung?

Kreutzer: Ich bin zwar der Jugendobmann und soll dazu beitragen, dass die Nachwuchsabteilung weiterentwickelt wird, aber ich mache im Vorstand nichts im operativen Geschäft. Ich komme aus der DEG, habe vieles durchlaufen, war ein erfolgreicher Spieler. Ich glaube, dass die Leute in den entscheidenden Momenten auf mich hören, was das Sportliche angeht. Aber ich mache außer bei den Vorstandssitzungen nichts. Weil ich als Trainer nicht genug Zeit dafür übrig habe. Das macht Udo Schmidt als sportlicher Leiter im operativen Geschäft.

Aber wenn der aktuelle Vorstand nicht wiedergewählt würde, wäre das doch ein großer Dämpfer.

Kreutzer: Wenn es so kommen würde, wäre das ein sehr großer Unruheherd. Gar keine Frage. Aber ich glaube, dass der aktuelle Vorstand, der sich zur Wahl stellt, erneut die Mehrheit bekommt. Das wäre ein wichtiger Schritt. Eigentlich haben die Mitglieder ja schon klar für den Vorstand und die Verkäufe der Anteile an die beiden Gesellschafter entschieden. Es geht bei dem Störfeuer nur ums Formelle. Ich glaube nicht, dass der jetzige Vorstand nicht zugibt, den ein oder anderen Formfehler gemacht zu haben. Aber ich denke, dass man bei jedem Taubenzüchterverein oder dem Jojo-Verband auf jeder Sitzung einen formellen Fehler findet.

Es geht vielen wohl auch darum, dass sie Angst haben, der Stammverein könnte die Kontrolle über die Profis verlieren.

Kreutzer: Es gibt für alles ein Für und ein Wider. Jeder Proficlub ist heute eine GmbH und kein e.V. mehr. Und wenn da Leute Geld reinstecken, müssen die auch etwas zu sagen haben. Wenn ich eine Firma gründe, möchte ich da auch das meiste zu sagen haben, weil ich meinen Kopf dafür hinhalte.