Berlin oder Wolfsburg: ICE-Derby um Eishockey-Titel
Wolfsburg (dpa) - Effizienter Emporkömmling gegen abgezockte Routiniers: Liga-Primus Wolfsburg kämpft von Freitag an im ICE-Derby gegen Serienmeister Berlin um den Eishockey-Titel.
Zum ersten Mal könnte eine Wolfsburger Playoff-Serie spannend werden: Statt Lieblingskontrahent DEG Metro Stars, den die Grizzly Adams achtmal nacheinander niederrangen, muss der souveräne Vorrunden-Meister gegen die Eisbären Berlin antreten.
„Wir haben zuletzt kaum etwas gegen die Eisbären geholt. Wir wissen, dass wir nicht gut ausgesehen haben gegen Berlin. Diese Rolle nehmen wir an“, sagte Wolfsburgs Coach Pavel Gross vor dem ersten der maximal fünf Endspiele an diesem Freitag.
Mit großer Effektivität räumte der Vorrundenerste in den Playoffs Köln und Krefeld aus dem Weg und zog ohne Niederlage zum ersten Mal ins Finale ein. Doch gegen die Eisbären dürften die Grizzlies erstmals gefordert werden. Acht Niederlagen in Serie setzte es zuletzt. Von 20 DEL-Spielen gewann Wolfsburg vier. Gross kommentierte die Bilanz trotzig: „Die Vergangenheit interessiert nicht.“
Zwar zeigte das bislang stärkste DEL-Team keine Schwäche, doch im Titelkampf ist der von der Volkswagen-Tochter Skoda unterstützte Emporkömmling unerfahren. Darauf setzen auch die Eisbären, die vier Titel seit 2005 sammelten. „Man hat im Halbfinale gegen Düsseldorf gesehen, welche Rolle es spielen kann, wenn man einige Spieler mit großer Erfahrung in seinen Reihen hat“, sagte Urgestein Sven Felski, einer von 17 Meisterspielern im aktuellen Eisbären-Kader.
Auch in Sachen Fan-Unterstützung sehen sich die Berliner, die zu Hause vor mehr als 14 000 Zuschauern spielen, im Vorteil. Bei den weniger euphorischen Wolfsburger Fans herrscht im Allerpark vor gerade einmal gut 3000 Zuschauern oft eine Atmosphäre wie in einer Mehrzweckhalle. Die Hoffnung von Grizzly-Kapitän Blake Sloan, eine vollbesetzte Wolfsburger Halle sei so laut wie 14 200 Berliner Fans, beantwortete Felski klar: „Dann sollte er mal zum Ohrenarzt gehen.“
Der Nationalspieler hofft, dass bereits im ersten Finale viele Eisbären-Fans die gut einstündige ICE-Reise nach Wolfsburg antreten und „eine Art Heimspielatmosphäre für uns erzeugen können“.
Eisbären-Coach Don Jackson warnt seine Spieler dagegen vor dem effizienten Spiel der Niedersachsen und deren Top-Torschützen: „Ich erwarte eine harte Serie. Wir müssen in erster Linie auf die Sturmreihe mit Ken Magowan aufpassen.“ Der Kanadier erzielte mit neun Toren ligaweit die meisten Playoff-Treffer. Magowan versprach, „alles zu versuchen“, um Meister zu werden. Es wäre ein triumphaler Abschied. Der Top-Spieler soll den x-ten Umbruch beim inzwischen chronisch erfolglosen Ex-Meister Adler Mannheim mitgestalten.