Erfolg der Grizzlys als Lehrstück für die Konkurrenz

Wolfsburg (dpa) - Es klingt wie eine Drohung an die etablierten Eishockey-Großmächte. „Wir sind noch nicht am Ende unserer Reise“, posaunte der Macher der Grizzlys Wolfsburg, Karl-Heinz Fliegauf, unmittelbar nach dem Einzug ins Playoff-Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hinaus.

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Gegen den DEL-Etat-Krösus EHC München soll vom 15. April an nun auch der erste Titel her: „Mit unserem Charakter haben wir schon viele zermürbt.“

Eigentlich wäre dies folgerichtig, die Grizzlys sind seit Jahren das konstanteste Team der Liga. Seit der Spielzeit 2008/2009 ist der vom VW-Konzern mitfinanzierte Club stets in den Playoffs vertreten, viermal am Stück kam Wolfsburg mindestens ins Halbfinale. 2011 unterlagen die Niedersachsen in den Endspielen den Eisbären Berlin. „Natürlich wollen wir es jetzt besser machen“, sagte Fliegauf.

Kein anderer Club der Liga, vor allem keiner der finanzstarken Vereine aus Mannheim, Berlin oder eben München spielt dauerhaft auf diesem hohen Niveau. Als DEL-Schwergewicht wahrgenommen werden die Grizzlys dennoch nicht. Die Niedersachsen strahlen null Glamour aus, haben die wenigsten Fans der Liga und werden woanders gern belächelt.

Protest gegen dieses Image gibt es nicht. Die Grizzlys haben es sich in dieser Nische gemütlich gemacht. „In der Außenseiterrolle fühlen wir uns wohl“, meinte Fliegauf.

Dem Emporkömmling des vergangenen Jahrzehnts haftet wegen des Geldes von Hauptsponsor Skoda etwas Künstliches an, die Atmosphäre in der kleinen heimischen Arena ist anders als in den übrigen Eishockey-Hallen. Die Eis-Arena im Allerpark hat den Charme einer Mehrzweckhalle, laut wird es dort vor allem wegen unzähliger Trommeln. Selbst in den Playoffs bekam der Club die nur rund 4500 Zuschauer fassende Halle bislang kaum komplett voll.

Und dennoch ist es nicht ganz fair, die Grizzlys darauf zu reduzieren. Seit Jahren machen Manager Fliegauf und Trainer Pavel Gross vor, wie man aus seinen Mitteln das Beste macht. „Wolfsburg spielt taktisch sehr, sehr stark“, lobte zuletzt Bundestrainer Marco Sturm seinen Kollegen Gross, der als akribischer Arbeiter gilt.

Fliegauf genießt in der Szene zudem einen exzellenten Ruf und hat im deutschen Eishockey Einfluss bis zur Nationalmannschaft, weil er seit Jahren den Grizzly-Kader bemerkenswert gut zusammenstellt. Und das, obwohl sein Club trotz des Skoda-Geldes nur im Mittelfeld der DEL-Etats gelistet ist.

Diese Herausforderung wird demnächst noch größer. In seiner schweren Krise hatte der Volkswagen-Konzern lange gezaudert, ob er die Grizzlys über Skoda mit laut Medienberichten rund fünf Millionen Euro pro Jahr weiter unterstützen will. Letztlich gab es zum Jahreswechsel die VW-Zusage, der Etat von derzeit rund sieben Millionen Euro muss aber wohl gekürzt werden. „Ein bisschen müssen wir den Gürtel auch enger schnallen“, bestätigte Fliegauf.