Kölns Lüdemann hat keine Lust mehr auf Final-Pleiten

Ingolstadt (dpa) - Mirko Lüdemann bringt so schnell nichts mehr aus der Ruhe. Auch die atemberaubend intensive Finalserie seiner Kölner Haie gegen den ERC Ingolstadt nicht.

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Aem Dienstagabend wollen sich die Haie zum Meister der Deutschen Eishockey Liga (DEL) küren und damit einer der verrücktesten Playoff-Serien auf deutschem Eis ein rheinländisches Happy End verpassen. „Jetzt kommt es drauf an: Alles oder nichts!“, betonte der Verteidiger, der mit seinem Tor im Overtime-Krimi am Sonntag und dem damit verbundenden 3:3-Ausgleich in der „Best-of-seven“-Serie erst für das Entscheidungsspiel sieben gesorgt hatte.

Der 40-Jährige ist der „Mister DEL“ schlechthin, sein Titelgewinn wäre eine Pointe im 20. Jahr nach der Gründung der Liga: Zweimal war er schon Meister mit den Domstädtern, insgesamt steht er zum achten Mal in den Finals. Lüdemann hat genug von Final-Niederlagen. „Ich habe keine Lust mehr, anderen beim Jubeln zuzusehen“, sagte er dem „Kölner Express“. Ob das nun anstehende Duell vor heimischer Kulisse „das Geilste“ überhaupt sei, wurde er am Sonntag gefragt. „Ein 4:0 wäre geiler“, lautete die lapidare Antwort des Ex-Nationalspielers, der zu Fragen über seine Zukunft „keinen Kommentar“ abgab.

Lüdemann ist keiner für Kampfansagen, markante Provokationen oder gar unsportliches Gehabe - dafür waren in diesen Finals andere zuständig. Die wilde Prügelei, in die am Sonntag nach Lüdemanns Tor etliche Spieler beider Teams verwickelt waren, heizte die Stimmung vor dem letzten Duell der beiden Teams zusätzlich an. Den Kölnern wird dabei Rob Collins fehlen. Die Liga sperrte ihn am Montag wegen seines Stockstiches gegen den Ingolstädter Ziga Jeglic unmittelbar nach dem umjubelten Treffer von Lüdemann.

„Ein Spiel auf Messers Schneide“, prophezeite Lüdemann, „die Mannschaft mit den größten Reserven und dem größeren Willen wird gewinnen“. Sonderlich nervös klang der Verteidiger-Oldie mit dem schon deutlich angegrauten Playoff-Vollbart dabei nicht.

„Ich liebe diesen Jungen. Immer wenn man ihn braucht, ist er da“, meinte Torhüter Danny aus den Birken - der gerade mal eingeschult wurde, als Lüdemann schon in Nordamerika den Pucks hinterherjagte. „Lüde ist in einer Topform, deshalb spielt er bei uns mit“, fand Stürmer Philip Gogulla. „Wir wissen, was wir an ihm haben.“

Nach zuletzt drei Final-Niederlagen 2003, 2008 und 2013 soll es nun also wieder klappen mit dem DEL-Titel für die Haie - dafür will auch Lüdemann sorgen. Allerdings machte am Sonntagabend in Ingolstadt eine Parallele die Runde, die so kurios ist, dass selbst Hans Zach als Zuschauer in der Halle drauf zu sprechen kam: Playoffs 2003, Spiel vier bei den Krefeld Pinguinen, Verlängerung, Lüdemann schießt die Haie in der Verlängerung in ein alles entscheidendes Match in Köln - und das verlieren die Haie dann in heimischer Halle. „Das wird für Köln gefährlich“, erinnerte Zach, damals Coach in der Domstadt.

Zumal es so etwas wie einen Heimvorteil in den wichtigsten Matches der Liga-Playoffs ohnehin nicht zu geben scheint: Erst einmal in bislang fünf Alles-oder-Nichts-Finalmatches siegten die Gastgeber.

Den Ingolstädtern, die noch an ihren ersten Meistertitel in 50 Jahren Vereinsgeschichte glauben, macht das Mut. „Ich hab mal gehört, dass die Chancen Fifty-Fifty in so Entscheidungsspielen sind“, sagte Stürmer Björn Barta. Die Kölner haben „einen etwas größeren Druck, weil die halt schon ständig von der Meisterschaft reden“.

Kölns Trainer Uwe Krupp hatte am Sonntag übrigens auch kurz mit Hans Zach geredet. „Du hast mir Glück gebracht“, scherzte Krupp, „jetzt muss ich dich am Dienstag einfliegen.“ Doch der Bad Tölzer lehnte ab. „Köln, das ist für mich eine Weltreise“, flachste er. Dann müssen es die Haie eben ohne ihren Ex-Coach richten. Mirko Lüdemann ist Routinier genug.