Lüdemann lässt Haie aufatmen - Showdown um DEL-Titel
Ingolstadt (dpa) - Mirko Lüdemann zog aus der Distanz ab, traf ins lange Eck, riss die Arme in die Höhe - und dann flogen die Fetzen.
Mit einer wilden Rauferei zum Abschluss haben sich die Kölner Haie aus Ingolstadt verabschiedet - auf ein finales Wiedersehen am Rhein! Weil DEL-Rekordprofi Lüdemann die Haie mit seinem Treffer zum 1:0 (0:0, 0:0, 0:0) in der Verlängerung vor dem Final-K.o. bewahrte, kommt es nun am Dienstag zum großen Showdown um die deutsche Eishockey-Krone.
„Wir haben in den Spielen zuvor einige Fehler gemacht, diese heute abgestellt und daher verdient gewonnen“, befand der Matchwinner nach dem Overtime-Thriller in Ingolstadt. Der 40-Jährige sorgte in der 64. Minute nicht nur dafür, dass die erstmals im Best-of-Seven-Modus ausgetragene Finalserie der Deutschen Eishockey Liga (DEL) über die volle Distanz von sieben Spielen geht. Der Verteidiger vermasselte den Ingolstädtern auch die mögliche Meisterparty - dabei war alles hergerichtet für den ersten Titel des ERC in seiner 50-jährigen Geschichte.
Nach zuvor drei Pleiten in Serie können sich die Kölner so am Dienstag vor eigenem Publikum zum neunten Mal zum Titelträger küren. „Ich hatte gedacht, komm schieß einfach mal drauf, egal, was passiert, denn wer nicht schießt, kann nicht gewinnen“, sagte Lüdemann, der schon bei den bis dato letzten beiden Kölner Titeln 1995 und 2002 auf dem Eis stand. „Es erleichtert schon, dass wir hier nicht die Meisterfeier mitanschauen mussten.“
Ingolstadts Torwart Timo Pielmeier kündigte an: „In Spiel sieben sind die Chancen fifty-fifty, und wir werden alles dafür tun, dass wir gewinnen.“ Der ERC hat auswärts die zweite Chance, am Ende seiner beeindruckenden Playoff-Auftritte den Pokal in den Händen zu halten und die Kölner doch noch zu schocken.
Haie-Trainer Uwe Krupp musste lange an der Bande zittern, ehe ihn sein dienstältester Schützling erlöste. Die Spannung in der finalen Overtime hatte zuvor von Minute zu Minute zugenommen, „da waren schon viele Emotionen im Spiel“, meinte der Ex-Bundestrainer auch im Bezug auf die Tumulte nach dem Tor, als etliche Spieler beider Teams übereinanderherfielen. Die Schiedsrichter sprachen dabei gegen Rob Collins von den Haien wegen eines Stockstichs eine Spieldauerstrafe aus. An diesem Montag entscheidet die DEL, ob er gesperrt wird.
Ingolstadt wirkte bei seiner historischen Chance vor 4815 Zuschauern in der ausverkauften Arena anfangs leicht nervös. In seinem bereits 20. Playoff-Spiel in dieser Saison mangelte es dem ERC im Angriff an Präzision, gefährlich vor das Tor von Haie-Goalie Danny aus den Birken kamen die Gastgeber vor allem bei Kontern. Die besseren Chancen erspielten sich die aggressiven Kölner, die von Beginn an viel Druck ausübten. Große Möglichkeiten vergaben Daniel Tjärnqvist (6.) und Moritz Müller (7.), als beide allein vor dem Tor zum Schuss kamen.
Nach einem vor allem von Zweikämpfen geprägten Beginn des zweiten Abschnitts verschärften beide Teams noch einmal das Tempo. John Laliberte (25.) und Jared Ross (33.) brachten aber genauso wenig den Puck im Tor unter wie die Kölner Marcel Müller und Christopher Minard (25.) auf der anderen Seite. In der 39. Minute wurde Ingolstadts Nationalspieler Thomas Greilinger allein vor dem Tor freigespielt, zögerte aber zu lange.
In einem weiterhin hart und temporeich geführten Schlussdrittel hatte Ingolstadts Topscorer Derek Hahn die größte Chance auf das 1:0, als er im Powerplay aus kurzer Distanz zum Abschluss kam. Doch von dem Schlenzer ließ sich aus den Birken nicht überwinden (50.). Nachdem auch Ziga Jeglic (58.) seine Großchance nicht nutzte, ging es wie schon am Freitagabend in die Verlängerung. Und dann schlug die Stunde von Mirko Lüdemann.