Nach 17 Jahren Wanderschaft: Jan Benda ist zurück
München (dpa) - Die an Persönlichkeiten arme Deutsche Eishockey Liga (DEL) ist seit Saisonbeginn um eine charismatische Figur reicher. Nach 17 Jahren Wanderschaft durch Europa, Asien und Nordamerika ist Jan Benda in sein Heimatland zurückgekehrt.
„Ich wollte immer dort spielen, wo Eishockey einen Stellenwert hat, wie der Fußball bei uns“, sagt der inzwischen 39-Jährige, der sich für zunächst ein Jahr den Nürnberg Ice Tigers angeschlossen hat.
Bereits am Sonntag in München schließt sich für den früheren Kapitän des Nationalteams ein Kreis. Dann kehrt der Allrounder in die Stadt zurück, in der er 1994 mit dem damaligen Club Hedos die Meisterschaft feierte. Die Rückkehr nach München, wo der Gegner inzwischen EHC heißt, bezeichnet Benda als „etwas Besonderes.“ Der Titel vor 17 Jahren war der bislang einzige seiner langen Laufbahn.
Als Benda damals Deutschland verließ, war die Eishockey-Landschaft eine völlig andere: Das Oberhaus hieß noch Bundesliga, der heutige Serienmeister Eisbären Berlin war Kanonenfutter, die Clubs waren noch gemeinnützige Vereine, die in maroden Eisstadien spielten und nicht in modernen Multifunktionshallen wie heute. Viel hat sich verändert, doch Benda ist bei seiner Odyssee durch sechs verschiedene Staaten bei 19 Clubs der gleiche geblieben: Ein Charakterkopf, der auf dem Eis durch seine Allrounderqualitäten als Verteidiger und Stürmer wertvoll ist und außerhalb des Spielfeldes eine eigene Meinung hat.
Über den Flugzeugabsturz vor zwei Wochen in Russland, bei dem das komplette Team von Lokomotive Jaroslawl und Nationalspieler Robert Dietrich starb, sagte Benda bei Sky: „Die Flugzeuge dort sind sehr alt und waren schon zu meiner Zeit tickende Zeitbomben.“ Benda war der erste deutsche Profi in Russland. Zwischen 2001 und 2005 stand er für Kasan, Woskressens und Tscherepowez auf dem Eis.
Den Sport erlernt hat er bei der Düsseldorfer EG. Sein gleichnamiger Vater war in den 1960er Jahren aus der Tschechoslowakei nach Deutschland geflüchtet und trainierte hier mehrere Clubs, unter anderem die Moskitos Essen in der DEL. Bereits mit 17 Jahren wechselte Benda junior nach Kanada, um sich seinen Traum von einem NHL-Engagement zu erfüllen. Später spielte er in Tschechien und Finnland, weil die dortigen Ligen intensiver im Fokus der NHL-Späher stehen als die DEL. Für mehr als neun NHL-Einsätze 1997/98 für die Washington Capitals reichte es aber nicht.
Bei der Nationalmannschaft stand ihm seine Persönlichkeit im Weg. Nach 175 Länderspielen, neun WM- und drei Olympia-Teilnahmen war vor knapp sechs Jahren unter dem damals neuen Bundestrainer Uwe Krupp Schluss. Wenige Stunden vor dem Beginn des olympischen Turniers in Turin wurde Benda aus dem Aufgebot gestrichen. Der Weltenbummler war Krupp wohl zu unbequem, vermuteten Insider.
Inzwischen ist Benda mit seiner Familie in Prag sesshaft geworden. Dort betreibt er ein Sportgeschäft. Nachdem seinem vorherigen Club Slavia Prag das Geld ausging, kam das Angebot aus dem nahe gelegenen Nürnberg recht. Nur auf dem Eis könnte es jetzt noch besser laufen. Zum Auftakt beim Meister Berlin und gegen Hamburg setzte es Niederlagen. „Wir müssen uns bei den Zweikämpfen deutlich verbessern. Die Aggressivität im Training ist schon mal ein gutes Zeichen“, sagt Benda. Von seiner Erfahrung dürften die jüngeren Profis profitieren.