Weltverband droht deutschen Vereinen mit Sperren

Berlin (dpa) - Der Konflikt zwischen dem Deutschen Eishockey Bund (DEB) und der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hat die nächste Stufe erreicht. Der DEB hat an Vereine ein Mail des Weltverbandes weitergeleitet, in der den Clubs mit dem Verbot internationaler Spiele gedroht wird.

Meister Eisbären droht das Verbot für die European Trophy, anderen Top-Vereinen das Stoppzeichen für Kräftemessen mit internationaler Konkurrenz. Ein entsprechende Droh-Mail des Weltverbandes IIHF hat der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) an die beiden Teilnehmer an der European Trophy, Eisbären Berlin und Adler Mannheim, sowie an einen weiteren Verein, der eine Testspielreise nach Schweden plant, weitergeleitet.

Dies erklärte DEB-Präsident Uwe Harnos der Nachrichtenagentur dpa. „Es hat kein offizielle Schreiben des DEB an alle Vereine gegeben“, machte Harnos jedoch deutlich. Hintergrund für die Komplikationen ist der noch immer nicht geschlossene Kooperationsvertrag zwischen DEB und Deutscher Eishockey-Liga (DEL). So lange dieser Kontrakt nicht geschlossen ist, gilt die DEL für den Weltverband als „wilde Liga“. Knackpunkt: Die DEL wehrt sich seit Monaten gegen die vom Verband geforderte Auf- und Abstiegsregelung.

Man wolle den Vertrag möglichst zeitnah schließen, bekräftigte Harnos trotz aller Differenzen. „Wir drohen keinem und sind nicht die bösen Buben. Wenn kein Vertrag geschlossen ist, sind zumindest zwei Seiten dafür verantwortlich“, fügte der Präsident hinzu.

Besonders hart würde die Durchsetzung der IIHF-Regeln den fünfmaligen Meister Eisbären Berlin treffen. Die Hauptstädter könnten dann ihren Titel bei der „European Trophy“ ab dem 11. August nicht verteidigen. Auch für die Adler Mannheim würde die Teilnahme an der Trophy, einer Art Europapokal mit 24 Mannschaften, ins Wasser fallen.

Aber auch die Hamburg Freezers, die in Dänemark und Schweden Testspiele bestreiten wollen, und der EHC München, der nach Südtirol eingeladen ist, müssten ihr Vorbereitungsprogramm umstellen. Offen ist zudem, ob von dem Verbot auch die Testspiele von Hamburg und Mannheim im Oktober gegen NHL-Teams sowie die Spengler Cup-Teilnahme von Vizemeister Wolfsburg im Dezember betroffen sind.

DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke reagierte unaufgeregt: „Rechtlich ist die Haltung des DEB zu vertreten. Inwieweit diese Haltung aber politisch in Hinblick auf die Kooperations-Verhandlungen Sinn ergibt, mögen andere entscheiden.“ Gerade was die European Trophy anbelange, verhalte es sich so, dass der Weltverband IIHF gegen das Turnier Stimmung mache und es sich wünschen würde, „dass die nationalen Verbände, also auch der DEB, die Trophy nicht anerkennt. „Aber auch darüber hinaus hat nach meinem Kenntnisstand der Weltverband einzelnen nationalen Verbänden nahegelegt, Spiele der European Trophy nicht zu genehmigen“, bestätigte Tripcke.

Die Clubs wollen sich ohnehin nicht fügen. Eisbären-Manager Peter John Lee sieht sich nicht an das Verbot gebunden. „Momentan sind die DEL-Clubs formal gar nicht Mitglied im DEB und deshalb brauchen wir auch keine Genehmigung vom Verband, internationale Spiele auszutragen“, kommentierte Lee.

„Ich sehe die Verhandlungen zwischen DEB und DEL in Sachen eines neuen Kooperationsvertrages auf einen guten Weg“, sieht Lee optimistisch einer Einigung entgegen. Sollte der Vertrag bis zum Start der Trophy am 11. August noch nicht ratifiziert sein, hofft Lee trotzdem, dass der DEB ein wenig Entgegenkommen zeigt. Denn schließlich habe die DEL im Mai ihre Spieler für die Nationalmannschaft abgestellt, obwohl der Vertrag zu dem Zeitpunkt formal schon gekündigt war.

Die Hamburg Freezers reagierten enttäuscht. „Rein rechtlich verhält sich der DEB vertragskonform. Es ist nur schade, dass der DEB, mit dem die Liga eigentlich in guten Gesprächen ist, jetzt kein klares Bekenntnis zu seinem Partner abgibt“, sagte Geschäftsführer Michael Pfad der dpa. Die Adler Mannheim wollten unter Verweis auf die laufenden Verhandlungen keine Stellung beziehen.