„Köbis“ System greift noch nicht: Luft nach oben
München (dpa) - Das Debüt von Eishockey-Bundestrainer Jakob „Köbi“ Kölliker begann vielversprechend und warf recht schnell doch einige Fragen auf. Auf den Schweizer wartet ein halbes Jahr vor der WM in Schweden und Finnland noch ein gehöriges Stück Arbeit.
Noch - so viel ist seit Köllikers Premiere am Wochenende beim Deutschland Cup in München klar - haben die Spieler des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) das System ihres neuen Vorgesetzten nicht verinnerlicht.
„Da ist sicher noch Luft nach oben“, gestand Kölliker nach seinen ersten beiden Spielen als Bundestrainer. Unter Vorgänger Uwe Krupp hatte Deutschland das Vier-Nationen-Turnier 2009 und 2010 gewonnen. Diese Chance war bereits nach dem deftigen 3:6 gegen den Turniersieger Slowakei verspielt. „Es geht weiter, es nützt nichts, dass wir uns zerfleischen“, sagte Kölliker nach der Pleite.
In der Nacht zuvor, nach dem vielversprechenden 4:2 gegen sein Heimatland Schweiz, sei er noch „froh und stolz“ gewesen. „Das war der erste Schritt, jeder weiß, dass wir viel vorhaben“, hatte der 58-Jährige zu Protokoll gegeben. Gemessen daran war die Pleite gegen die Slowakei und das Verpassen des fünften Gewinns des Deutschland Cups ein herber Rückschlag. Das „System Köbi“ hat noch seine Tücken.
Allein daran, dass in Christoph Ullmann, Alex Barta, Constantin Braun, Rob Zepp und Evan Kaufmann gleich fünf fest eingeplante Profis abgesagt hatten, lag es nicht alleine. „Bei Uwe Krupp haben wir defensiver gespielt“, erklärte Stürmer Philip Gogulla die erstaunlich vielen Kontersituationen gegen die Slowakei. „Mit dem System wird das passieren, wenn nicht jeder hundertprozentig bei seinem Mann ist“, stellte der Düsseldorfer in Diensten der Kölner Haie nüchtern fest.
Genau das brachte Kölliker zumindest gegen die Slowakei auf die Palme. Der neue Bundestrainer monierte zu viele „individuelle, naive Fehler“. Auf den Tisch hauen wollte der im Vergleich zu Krupp ruhige und besonnene Kölliker aber noch nicht. „Es nützt nichts, wenn ich jetzt mit der Peitsche komme.“ Er will sich und seiner Mannschaft Zeit geben.
„Es ist schon eine Zeitlang her, dass wir das System gespielt haben“, sagte Ex-NHL-Profi Christoph Schubert, der unter Kölliker wieder eine Chance im DEB-Team erhalten hat. „Es waren nur vier Einheiten zusammen, da muss man realistisch bleiben“, sagte Kapitän Michael Wolf (Iserlohn).
Eine Abkehr vom riskanteren Spiel will Kölliker so früh noch nicht vollziehen. Zwar sei dies „denkbar“, doch „wenn man nicht diszipliniert spielt, ist jede Spielweise kritisch“. Der Schweizer hofft nun, mit mehr Zeit vor allem im Frühjahr seine Ideen besser begreiflich zu machen. In den beiden Länderspielen im Dezember gegen Russland sollen vor allem Perspektivspieler im Hinblick auf Olympia 2013 in Sotschi zum Einsatz kommen. Die endgültige Umstellung auf das „System Köbi“ dürfte erst in der WM-Vorbereitung erfolgen, „wenn man mal zwei, drei Wochen trainieren kann“, sagte der Bundestrainer.
Insgesamt zeigten sich die Spieler durchaus begeistert vom ersten richtigen Aufeinandertreffen nach dem Sommer-Lehrgang. „Sehr, sehr gut“ sei der neue Coach, befand der Düsseldorfer Patrick Reimer. Und sein Bruder, Münchens Torhüter Jochen, erklärte gar: „Da hat man einen guten Fang gemacht.“ Köllikers erklärtes Ziel ist es, das deutsche Eishockey spielerisch weiterzuentwickeln. „Ab und zu könnte es schneller gehen“, erkannte Kölliker.