Der Formcheck: Vorteil Pinguine

Die Defensive kann die Viertelfinal-Serie mit den Scorpions zu Gunsten die Krefelder entscheiden.

Krefeld. Am Mittwoch, 19.35 Uhr, fällt der ersehnte Startschuss zum Viertelfinalduell in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zwischen den Krefeld Pinguine und den Hannover Scorpions. Die WZ vergleicht Stärken und Schwächen der beiden Kontrahenten. Ergebnis: Vorteil Pinguine.

Torhüter: Scott Langkow stand in allen Spielen der Pinguine im Tor, ist mit mehr als 3100 Minuten Eiszeit der Dauerbrenner und zugleich der große Rückhalt im Team. Langkow ist derzeit in der Form seines Lebens, zählte in der abgelaufenen Hauptrunde mit einer Fangquote von 91,5 Prozent zu den besten Goalies der Liga. Auch in den Play-off wird viel vom 35-Jährigen abhängen. Sollte Langkow verletzungsbedingt ausfallen, muss Back-up-Goalie Danijel Kovacic ran, der in dieser Saison ohne DEL-Wettkampfpraxis ist.

Bei den Scorpions absolvierte Meister-Keeper Travis Scott nur sieben Spiele, fühlte sich dann von den Sparmaßnahmen von Arena-Chef Günter Papenburg „ausgeraubt“. Zwei Jungspunde, Jonas Langmann und Lukas Steinhauer (beide damals 18), sprangen ein. Sechs Wochen lebten sie von der Euphorie, wobei die Defensive stark für sie arbeitete. Dann krachte es unaufhörlich, Youri Ziffzer musste nach langer Verletzung ran. Das Vertrauen von Trainer Krinner genoss er aber nicht. So wurde Tyler Moss verpflichtet, der zuletzt wegen Adduktorenproblemen fehlte.

Vorteil Pinguine

Abwehr: Nach Wolfsburg hat der Abwehrverband der Krefelder, die zudem das mit Abstand beste Unterzahlteam der Liga stellen, die wenigstens Gegentore geschluckt. Herausragend das slowakische Duo Dusan Milo und Richard Pavlikovsky, letzterer führt gar die interne Torschützenliste (20 Treffer) an. Dazu kommt ein solides Pärchen mit Paul Albers und Pascal Trepanier, ein immer stärker werdender Sinan Akdag und Michail Kozhevnikow, der trotz fehlender Spielpraxis nach dem Ausfall von Benedikt Schopper erfolgreich in die Bresche sprang.

Bei den Scorpions dominiert der besten (deutschen) Verteidiger: Sascha Goc. Mit 23 Treffern verpasste er seinen Rekord von 2009 nur um ein Tor. Nur vier DEL-Stürmer trafen öfter als der stabile Schwabe, der die interne Scorerwertung (51 Punkte) anführt. Unauffällig, aber solide agierten Brimanis/Manning, ebenso Köppchen/Baumgartner, nachdem Niki Goc die Hannoveraner während der Saison Richtung Mannheim verlassen hatte. Gocs Partner Andy Reiß hat schon stärkere Spielzeiten absolviert.

Vorteil Pinguine

Sturm: Viel, vielleicht zu viel hängt bei den Pinguine von der Paradereihe mit Kapitän Herberts Vasiljevs, Daniel Pietta und Arbeitsbiene Boris Blank ab. Einzig Charlie Stephens, Justin Kelly und Patrick Hager, der allerdings mit einer Knieverletzung außer Gefecht gesetzt ist, knackten darüber hinaus 20-Punkte-Marke. Immerhin haben die Youngster Andreas Driendl und Michael Endraß vor zwei Jahren bereits ihre Play-off-Tauglichkeit bewiesen, und nun bringen die Neuen Duncan Milroy und vor allem Denis Shvidki mehr Tiefe in den Kader.

Bei den Scorpions fielen Ben Cottreau (Gehirnerschütterung — ohne Spiel), Tino Boos (Schambein-OP, halbes Jahr Pause) sowie in der Schlussphase der erfolgreichste Stürmer Adam Mitchell (Schulteroperation) und Matt Dzieduszycki (Adduktorenverletzung) aus. Coach Krinner war gezwungen, die erste Reihe mit Martin Hlinka, dem Ex-Krefelder Chris Herperger und Ryan Maki neu zu besetzen. Die zweite blieb mit Kathan, Vikingstad und Dolak zusammen.

Unentschieden

Special Teams: Das Powerplay, Jahre lang „Problemzone“ der Pinguine, zeigt sich zunehmend durchschlagskräftiger. Platz sechs im Teamvergleich, das hat es lange nicht gegeben. Nicht zuletzt allerdings dank des ersten Blocks, der allein für 32 der 46 Treffer verantwortlich zeichnet. Prunkstück ist allerdings das Penaltykilling mit einer überragenden Quote (88,99 Prozent).

Bei den Scorpions gab es zunächst zwei Überzahl-Teams. Der erste Sturm zunächst mit Mitchell, Herperger und Dzieduszycki war die kraftvolle Variante, mit „Diesel“ als Mann im Slot. Der zweite Sturm mit Kathan, Vikingstad und Dolak die spielstarke Variante, die vom genialen Vorbereiter Vikingstad (41 Vorlagen) lebte. Gefürchtet auch Sascha Goc (12 Tore). Nach Augsburg war Meister Hannover zweitbestes Powerplay-Team.

Unentschieden

Trainer: Rick Adduono ist ein Old-School-Hockey-Trainer aus dem Mutterland des Eishockeys. Kommunikationsfreudig, macht vieles von seinem Instinkt abhängig, reagiert auf das, was auf dem Eis passiert. Entscheidend daher weniger langfristig strategisch.

Für Scorpions-Trainer Toni Krinner war es nicht leicht, die Nachfolge von Meister-Coach Hans Zach anzutreten. Dennoch ließ der Tölzer bald seine eigene Handschrift erkennen. Natürlich orientierte er sich auch an seinem „Lehrmeister“.

Unentschieden

Fans: Das Faustpfand, mit dem die Pinguine im Play-off-Kampf wuchern können. 4500 Zuschauer (knapp 3500 im Vorjahr) kamenim Durchschnitt in dieser Saison. Die begeisterungsfähigen Fans dürften in den Play-offs zum „siebten Mann“ werden.

Zum letzten Heimspiel der Hannoveraner gegen Düsseldorf kamen 8018 Zuschauer. Im Durchschnitt waren es allerdings nur 4288 — ein Rückgang von 480 Besuchern. Die, die da waren, sorgten durchweg für gute Stimmung.

Vorteil Pinguine