Meisterschaft 2003: Der lange Weg zum Pott
Die wechselvolle Play-off-Geschichte der Pinguine fand 2003 ihren Höhepunkt.
Krefeld. Wenn sich in anderen Sportarten die Saison dem Ende zuneigt, wird im Eishockey erst das Feuer richtig entfacht. Play-offs heißt das Zauberwort. Die Aktiven spüren dann erst den eigentlichen Prickel, dann werden, egal wie lange die Runde zuvor gedauert hat, letzte Kräfte mobilisiert. Gemäß dem Vorbild Nordamerika hat auch die 1994 in Deutschland gegründete Deutsche Eishockey-Liga (DEL) die Play-offs als spannende Meistersuche ausgeschrieben.
Modus und Größe des Teilnehmerfeldes (zwischen 14 und 18 Klubs) hat sich in den 16 Jahren mehrmals geändert. Geblieben ist der Goldene Pott, der nach den Finalspielen dem Meister überreicht wird. Acht Klubs, von denen nur noch sechs in der höchsten Eishockey Liga aktiv sind, durften sich mit Meisterehren schmücken: Mannheim (5 Titel), Berlin (4), Köln (2), Frankfurt, Düsseldorf, München, Hannover und Krefeld (je 19).
Die Krefeld Pinguine, die 1994 gegen den Willen ihres damaligen Vorsitzenden Hans-Ulrich Urban in die neue Liga einstiegen, sind seit der Gründung fester Bestandteil der DEL. In sechs Spielzeiten verspielten die Pinguine die Play-offs, elfmal zogen sie in die Endrunde ein. Schon beim Start 1995 verpasste der damals noch unter dem Namen Krefelder EV firmierende Klub das Finale nur knapp. Nach Erfolgen über Augsburg (4:1 Siege) und Düsseldorf (4:1) scheiterte das Team von Trainer Mike Zettel im Halbfinale mit 2:3 am EV Landshut. Chris Lindberg war damals der überragende Akteur. Die Kölner Haie wurden erster Play-off-Sieger.
Es folgte eine lange Durststrecke. Fünfmal schafften die 1995 als Pinguine getauften Eishockey-Cracks noch den Einzug ins Viertelfinale, verpassten aber stets das Halbfinale. Erst die Spielzeit 2002/03 sollte zur bisher glanzvollsten Saison werden. Nach einer durchwachsenen Hauptrunde, in der sich die Pinguine erst am vorletzten Spieltag die Play-off-Teilnahme sicherten, rückte die altehrwürdige Rheinlandhalle im letzten kompletten Spieljahr ihrer wechselvollen Geschichte in den Blickpunkt.
Kaum einer ahnte am 7. März 2003, dass nach einem 3:1 gegen Kassel und dem erreichten sechsten Platz wenige Wochen später an einem strahlenden Ostertag ganz Krefeld in einen schwarz-gelben Eishockey-Wahnsinn getaucht würde. Der erst am 20. November 2002 für Trainer Chris Valentine bestimmte Nachfolger Robert Thomas „Butch“ Goring holte mit einem Team, das sich in 14 Play-off-Spielen in einen Rausch spielte, die zweite Meisterschaft nach 1952.
Trainer-Fuchs Goring ließ 2003 unter der Führung von Kapitän Gary Shuchak sein Team an der langen Leine Play-off-Feuer entfachen. Und für den Erfolg zeichnete letztlich ein geniales Stürmer-Trio mit Brad Purdie, Christoph Brandner und Patrik Augusta verantwortlich, das mit 26 Play-off-Toren den Weg zur Meisterschaft ebnete und bis dato als der erfolgreichste Angriff der deutschen Play-off-Geschichte geführt wird.
Vergessen sind allerdings nicht Akteure wie der verstorbene Torhüter Robert Müller und der erfolgreiche NHL-Profi Christian Ehrhoff. Und auch Steffen Ziesche, denn „es war ein Ziesche-Tor“ skandieren noch heute die Fans, war eine bekannte Größe.
Kapital konnten die Pinguine aus dem Titelgewinn nicht schlagen. Das Team fiel auseinander, die Pinguine kamen ins Schlingern und spielten etliche Jahre keine Rolle mehr in den Play-offs. Zweimal schaffte man noch das Viertelfinale, aber erst 2008 setzten die Pinguine mit der Viertelfinal-Teilnahme unter Trainer Igor Pavlov gegen die DEG Metro Stars ein Zeichen.
Der diesjährige Play-off-Start von Position vier aus ist im übrigen die drittbeste Ausgangsposition, denn nur in den Jahren 2000 und 2003 war man nach der Hauptrunde besser platziert.