Krefeld Pinguine Ein Wikinger (nicht nur) fürs Grobe

Tommy Kristiansen liebt das körperliche Eishockey. Der norwegische Außenstürmer mit den Gardemaßen von 1,89 Meter und 103 Kilogramm bringt jede Menge Power mit. Manchmal entlädt sich diese auch in handfesten Kämpfen. Der Mann aus Sarpsborg ist aber nicht nur ein Spieler fürs rustikale Eishockey. Auf seinen bisherigen Stationen überzeugte er auch als Torjäger und fleißiger Punktesammler.

Tommy Kristiansen schirmt mit seinem bulligen Körper perfekt den Puck vor den Gegnern ab und kann sich und seine Mitspieler so häufig gut in Szene setzen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Das Boxen liegt ihm im Blut. „In unserer Familie war der Boxsport schon immer ein großes Ding. Die Kämpfe von Mike Tyson habe ich besonders gerne gesehen“, erzählt der norwegische Hüne, der seit dieser Saison das Trikot der Krefeld Pinguine trägt. Dass er sich hin und wieder auch gerne mal auf dem Eis einen Gegner für einen Boxkampf zur Brust nimmt, haben in der DEL schon einige Gegenspieler schmerzhaft in Erfahrung bringen können. So knöpfte sich Tommy beim Heimspiel gegen Bremerhaven in der Anfangsphase, als es nicht rund lief, deren Kapitän Mike Moore vor. Um ein Zeichen zu setzen.

Tiefe Spuren möchte der 27-Jährige auch gerne in Krefeld und der DEL hinlassen. „Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Fans und das Team haben mich mit offenen Armen aufgenommen. Ich hoffe sehr, dass wir mit der Mannschaft Erfolg haben werden.“ Kristiansens körperliche und mentale Stärke auf dem Eis ist auch ein Grund, warum sich Headcoach Rick Adduono über das Kraftpaket im Kader freut. „Tommy ist ein harter, aber fairer Spieler, den man lieber in den eigenen Reihen hat, als gegen ihn spielen zu müssen. Seine physische Präsenz ist eine Eigenschaft, die unserem Team in den letzten beiden Spielzeiten gefehlt hat.“

Begonnen hatte Kristiansen seine Karriere in Sarpsborg, seinem Geburtsort in Norwegen. Hier durchlief er alle Nachwuchsmannschaften und reifte schon früh zum Stammspieler in der Ersten Mannschaft. Bei den Sparta Warriors erlebte er 2010 zu Beginn seiner Profilaufbahn zunächst aber eine bittere Finalpleite um die norwegische Meisterschaft gegen Vålerenga IF aus der Hauptstadt Oslo. Genau ein Jahr später folgte der bisher schönste und emotionalste Moment seiner Karriere. Mit den Warriors holte er den Titel zum ersten Mal nach 20 Jahren nach Sarpsborg. „Weil es so unglaublich lange gedauert hat, war es ein überwältigender Moment. Alle im Team waren ergriffen, unsere ganze Stadt hat gefeiert.“ Mit acht Treffern in den 14 Playoff-Spielen hatte der Rookie entscheidenden Anteil am großen Triumph.

Das war nicht der einzige große Karriereschritt 2011. Nachdem er bereits an zwei U 18- und U 20-Weltmeisterschaften teilgenommen hatte, wurde er erstmals ins A-Nationalteam berufen. Ebenso war man in der starken ersten schwedischen Liga SHL auf den jungen Norweger aufmerksam geworden. Im Herbst 2011 wechselte er nach Jönköping zu HV 71 und spielte dort zwei starke Spielzeiten. Mit ihm im Kader standen unter anderem NHL-Star Markus Nilsson (600 Spiele) und der jetzige Haie-Goalie Gustav Wesslau. Die Schweden hätten ihn gerne langfristig an sich gebunden, aber die Rolle des „tough guys“ und Einsätze in den hinteren Reihen reichten dem Wikinger nicht.

So wechselte er 2013 zurück in seine Heimat und übernahm bei den Stavanger Oilers eine Leaderrolle. Viermal in Folge holte er mit dem Team von der Südküste die norwegische Meisterschaft und beeindruckte mit Top-Stürmerwerten: 70 Tore und 104 Assists in den vier Hauptrunden sowie 23 Playoff-Treffer (20 Assists) waren ein echtes Ausrufezeichen.

Den Ruf des „tough guys“ legte er dabei aber nicht ab. Ganz im Gegenteil. 581 Strafminuten sprechen eine deutliche Sprache. Drei Meisterschaften feierte er zusammen mit Mathias Trettenes und zwei mit Kurt Davis, mit denen er nun wieder in Krefeld vereint ist. Im Sommer entschied sich Kristiansen, trotz der großen Erfolge und der einzigartigen Zeit bei den Oilers, für einen erneuten Wechsel ins Ausland. „Ich wollte noch einmal eine neue Herausforderung und eine neue Liga kennenlernen“, so der Norweger, der begeistert ist von der DEL. „Das ist eine starke Liga mit vielen guten Spielern. Definitiv eine der besten in Europa. Es macht viel Spaß, hier zu spielen.“

Noch mehr Spaß macht es ihm, seit endlich der Torknoten aufgegangen ist. Gegen Schwenningen hatte die Nr. 91 des KEV sein erstes DEL-Tor erzielt. „Ich hatte mir da keinen Druck gemacht. Klar ist es schöner, häufiger zu jubeln. Am wichtigsten ist aber, dass wir als Team Erfolg haben.“