Jiranek zum Siegen verdammt
Die „Notbremse“ im König-Palast greift noch nicht. Pinguine im freien Fall, und Leistungsträger werden zum Stolperstein.
Krefeld. Die Krefeld Pinguine befinden sich weiter im freien Fall. Nicht nur die mageren zwei Punkte aus den beiden Spielen nach der Entlassung von Manager Ehrenberger und dem Rücktritt von Aufsichtsratschef Wolfgang Schulz zeigen, dass die "Notbremse" von Wilfrid Fabel und Aufsichtsrat Helmut Borgmann noch nicht gegriffen hat.
Denn die "König-Palast-Schlechtmarke" von nur noch 2032 Zuschauern, ein ernüchterndes 1:2 gegen Nürnberg, die Kündigung des Physiotherapie-Partners und dann auch noch ein bewusstes Störfeuer aus den eigenen Reihen - das Tempo ist noch immer hoch. Beispiel Richard Pavlikovsky. Der derzeit mit Abstand beste Pinguin hatte bereits vor Wochen seinen Vertrag bis 2013 verlängert, doch der Verteidiger hatte dem Vernehmen nach den Klub noch um Verschwiegenheit gebeten. Dass nun plötzlich ein zuvor schweigender Gesellschafter dies alles ausposaunt, zeigt überdeutlich, wie sehr es trotz aller verbalen Freundschaftsversicherungen in der Führungsebene knirscht.
Denn als Aktion "pro Notbremse" kann dies kaum verstanden werden. Genau dies aber ist ein bitterer Wermutstropfen in die berechtigte Freude über die Vertragsverlängerung eines echten Leistungsträgers. Denn der "Sturm-Teidiger" ist mit neun Toren und 14 Beihilfen auf Platz elf der DEL-Scorerliste und mit Abstand bester Abwehrspieler. Was der Tscheche für die Pinguine bedeutet, konnte man auch am Dienstagabend sehen. Die Nürnberger versuchten ihn durch eine "Manndeckung" aus dem Spiel zu nehmen.
Solcherart eingeschränkt hätten eigentlich andere den entstandenen Freiraum nutzen können und müssen. Denn: "Was nutzen meine Punkte, wenn wir verlieren", war Pavlikovsky nach dem Spiel sichtlich angefressen. Genauso wie sein Coach Martin Jiranek. Der Trainerneuling setzte in den entscheidenden Phasen auf die "großen Namen" - und verlor. Kapitän Herberts Wasiljews spielte bei eigener Überzahl einen unkonzentrierten Pass, der NHL-erfahrene Jim Fahey fiel beim Rückwärtslaufen über die eigenen Beine: Der 2:1-Siegtreffer der Gäste war eine Koproduktion der Krefelder Leistungsträger.
Diese Leistungsträger könnten zum Stolperstein für den Jungtrainer werden. Es sind gerade die Erfahrenen, die unter dem Druck der Situation zusammensacken. Die jungen Spieler hingegen agieren unbelasteter, freier und dadurch frischer. Um die sportliche Trendwende zu erreichen, muss der verunsichert wirkende Jiranek aber die alten Kämpen überzeugen.
Eine einfache Beschreibung des Problems à la "wir schießen zu wenig Tore" nutzt da wenig. Ein Trainer wird eben nicht nur für die Diagnose, sondern vor allem für die Therapie bezahlt. Und an die müssen seine "Patienten" glauben. Ansonsten kostet Jiranek das Hadern, Zögern und Zaudern seiner Topspieler sehr schnell den Job. Schon am Wochenende?