KEV-Spitze sucht Sponsoren, Sparpotenzial und Zuschauer
Beim Redaktionsbesuch standen die beiden starken Männer des KEV Rede und Antwort über die Arbeit des Ex-Geschäftsführers Schäfer, die finanzielle Situation und ihr persönliches Verhältnis.
Krefeld. Es waren keine leichten Wochen für Wilfrid Fabel und Wolfgang Schulz indiesem Sommer. Es galt, die Pinguine vor dem Absturz zu retten. Es ist demAufsichtsratsvorsitzenden und seinem Vorgänger gelungen, zumindest die aktuelleSaison in der Deutschen Eishockey-Liga zu sichern. Im großen WZ-Interview nehmenbeide Stellung zum Vertrag mit RWE, dem alten und neuen Geschäftsführer, dieweiteren Einsparungen und die Aufenthaltsgenehmigung für Trainer RickAdduono.
Herr Fabel, von Seiten der Kassel Huskies war eine Privatklage gegenSie angedroht worden. Was ist daraus geworden?
Wilfrid Fabel: Bei mir istbisher jedenfalls nichts eingegangen. Es stört mich bei dieser Sache, dassjemand etwas behaupten kann und man nicht die Chance erhält, sich zu wehren. Ichakzeptiere, kritisiert zu werden, wenn ich etwas falsch gemacht habe, Dazu steheich in der Öffentlichkeit. Wenn jemand behauptet, ich hätte einen persönlichenVorteil vom Eishockey, fühle ich mich getroffen. Das ist großer Schwachsinn undsind infame Angriffe ohne jeden Hintergrund. Ich habe durch Eishockey nurNachteile. Die Arbeit macht großen Spaß, kostet mich außer viel Arbeit aber nurNerven und viel Geld. Ich hatte im Urlaub Albträume wegen des Rückzugs von RWE!Das war kein Urlaub, nur KEV.
Wie ist Ihr Eindruck vom neuen Geschäftsführernach den ersten Tagen im Amt?
Fabel: Wir stellen fest mit dem neuenGeschäftsführer, dass es offensichtlich dringend erforderlich war, einen neuenMann einzuführen. In der gesamten Geschäftsstelle fehlte der Kundenservice. Ichhatte das Gefühl, dass dort ein Eigenleben geführt wurde und dort nicht so derKontakt nach außen gesucht wurde, wie er notwendig ist. Nach der Pressekonferenzvergangene Woche wurde gesagt, dass Robert Haake mehr gesagt hat als WolfgangSchäfer in der gesamten vergangene Saison. Das ist bezeichnend. Wir leben auchvon der Kommunikation. Herrn Schäfer fehlte eine Antenne nach außen. Das habeich persönlich vielleicht auch unterschätzt und hätte eher reagieren müssen.Das hat sich mit der Zeit dann potenziert. Wir haben es zum Beispiel bemängelt,dass im Vip-Raum die Betreuung der Werbekunden nicht so ist, wie es sein soll.Abgestellt wurde es nicht. Wir glauben, dass Robert Haake dabei ein besseresHändchen hat. Vom Verhalten von Herrn Schäfer bin ich maßlosenttäuscht.
Schulz: Man merkt im gesamten Umfeld jetzt eine Aufbruchstimmung.Es macht derzeit richtig Spaß. Man bekommt Anrufe von früherenDauerkartenkunden, die sagen, sie kaufen jetzt wieder Karten. Wir sind beimKartenverkauf trotz der negativen Diskussionen etwa bei der Zahl imVorjahr.
Wie läuft die Suche nach neuen Sponsoren?
Fabel: Die Gesprächelaufen, sind aber nicht leicht. Wenn Personen, die etwas geben wollen, zweimalerfolglos gewesen sind, kommen sie kein drittes Mal. Diese sind verärgert und esspricht sich herum. Und daran haben wir zu arbeiten. Da ist Nachholbedarf. Dasist aber ein generelles Problem. Stockhausen war früher dabei, ist verkauftworden. Wichtige Personen von Thyssen-Krupp und der Deutschen Telekom wohnen inKrefeld. Und was ist? Nichts.
Wäre es nicht sinnvoll, einen Sponsorenpool mitvielen kleinen Geldgebern aufzubauen?
Fabel: Das ist eine Idee, die wir schonlänger haben. Es muss aber jemand machen und betreuen. Das ist ein Manko, daswir hoffentlich bald aufarbeiten.
Schulz: Ja, das ist angedacht.
Stimmtes, dass Sponsoren wie Gerald Wagener/Schneekoppe abgewiesen wurden?
Fabel:Herr Wagener war mit einigen Problemen bei mir, bei denen ich ihm helfen konnte.Wenn da ein ernsthaftes Bemühen gewesen wäre, hätte er mich angerufen. Ich kannIhnen sagen, was dahinter steht: Herr Wagener wird mit seinem neuenEnergiegetränk bei Metro gelistet. Dass er dann bei den Metro Stars inDüsseldorf Werbung macht, kann ich wirtschaftlich nachvollziehen. Aber nicht unsals die Deppen darstellen, wir seien zu doof, Werbung anzunehmen.
Wie isteigentlich Ihr Verhältnis zueinander.
Fabel: Wir haben keinen keinen Streit.Wir sind nicht immer einer Meinung, das ist wie zu Hause. Ich bedaure, dassWolfgang Schulz sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender niedergelegthat.
Wollen Sie das Amt wieder antreten, Herr Schulz?
Schulz: Auf garkeinen Fall.
Wie sieht es bei der Suche neuer Gesellschafter aus?
Schulz:Acht Neue haben wir schon. Es sind insgesamt jetzt 16.
Was ist mit derBeteiligung der Fans?
Fabel: Sie stören nicht, Ob sie etwas bringen, wirdsich zeigen.
Schulz: Die Problematik liegt darin: Wie werden dieInformationen von der Person zu allen Fans weitergegeben? Es sind schließlichmanchmal Informationen, die nicht immer für alle bestimmt sind.
Werdeneigentlich alle Personen, die Gesellschafter werden wollen, genommen? Es gibtPersonen in Krefeld, die erzählen, sie seien abgewiesen worden.
Fabel: Esgibt Personen, die, egal wo sie sind, Unruhe bringen. Jemand, der nicht zu unspasst, den nehmen wir nicht. Geld nützt gar nichts, wenn nachher der Ladenkaputt ist.
Schulz: Wir haben klar gesagt, man muss auch zusammen passen.Eine gewisse Grundübereinstimmung muss sein.
Beim Etat werden immer dieSäulen Zuschauer, Sponsoren und Gesellschafter genannt. Wie wichtig sind dieeinzelnen Komponenten?
Fabel: Wichtig sind folgende Zahlen: In der Saison2008/2009 haben wir an Zuschauereinnahmen 1,7 Millionen Euro gehabt. OhnePlay-offs. In der vergangenen Saison hatten wir 1,3 Millionen Euro. Daraus kannman ermessen, was Zuschauer bedeuten. Wir haben für diese Saison mit 1,35Millionen Euro kalkuliert. Wenn wir aber nicht mehr einnehmen, dann ist esfraglich, ob es eine weitere Saison geben wird. Die aktuelle Saison werden wirnach menschlichen Ermessen zu Ende spielen. Aber wenn kein Zuschauerinteresse daist, fragen sich auch die Gesellschafter, warum machen wir das hierüberhaupt.
Wenn es keine neuen Sponsoren gibt, wo gibt es nochEinsparmöglichkeiten?
Fabel: Wir werden, wenn wir aus dem Vertrag kommen, dasStadionheft nicht mehr machen. Wir zahlen derzeit pro Saison 80.000 Euro. Wirhalten das für zu viel.
Schulz: Wir werden eine für alle Zuschauerkostenlose Alternative schaffen. Ein Blatt, auf dem alle wichtigen Dinge stehen.Viele Informationen, die bisher im Stadionheft standen, sind Dinge, die sichkaum jemand durchliest. Die Zeiten, in denen jemand zwei Euro für einStadionheft zahlt, sind in meinen Augen vorbei. Werbekunden erhalten trotzdemdie Möglichkeit, sich zu zeigen, oder erhalten eine andere Plattform. EinJahresheft wird es aber weiter geben.
Fabel: Wir werden dieses Heftspätestens nächstes Jahr aufgeben, wenn es eine weitere Saison gibt.
Es gibtdie Möglichkeit, Eintrittspreise zu ändern?
Fabel: Haben wir probiert. Wenndie Preise um zehn Prozent gesenkt werden, müssen die Besucherzahlen um zehnProzent steigen. Das hat nicht funktioniert. Daher werden die Preise gleichbleiben. Wenn Sie die Eintrittspreise vergleichen zu allen anderen, dann bietenwir im günstigsten Steh- und Sitzplatzbereich die günstigsten Preise an.
Fabel: Das Gebäude steht ja da. Dann spielen wir darin in der viertenLiga, genauso wie der KFC in der Grotenburg spielt, die einmal für die ersteLiga gebaut wurde. Die Glockenspitzhalle wurde auch einmal für den TV Oppum inder ersten Handball-Liga gebaut. Sie können für sportliche Dinge nur dieVoraussetzungen schaffen, aber sie können den sportlichen Erfolg nichtgarantieren. Sie können natürlich sagen, sie machen gar nichts. Wir haben demCHTC einen zweiten Kunstrasenplatz gebaut, trotzdem sind sie nicht Meistergeworden. Im Verhältnis zur Kultur ist es nicht unangemessen viel, was die StadtKrefeld für den Sport ausgibt. Der gesamte Sport kostet ja weniger, als dasTheater bezuschusst wird.
Vor einigen Jahren war einmal angedacht, dass diePinguine die Halle übernehmen.
Fabel: Wir haben beim Bau des Kö-Pavereinbart, dass die Mehreinnahmen aus dem Businessbereich und den Logen derBetreibergesellschaft zugute kommen. Diese Einnahmen fehlen uns. Wir habenEintrittsgelder, aber keine Zusatzeinnahmen aus diesem Bereich. Da beschwerenwir uns nicht drüber. Es ist aber eine wichtige Feststellung. Man darf nichtvergessen, dass der Kö-Pa ein Zuschussbedarf von 2,5 Millionen Euro hat, 1,6Millionen Euro daraus zur Finanzierung des Baus. Das wird der KEV nicht stemmenkönnen.
Fabel: Diese Vereinbarung gibt es meiner Meinung nach nicht. Es gehtum den Schnitt, nicht die Einzelspiele. Wenn nicht, müssen wir danachbessern.
Schulz: Mit den Entscheidungen bei den neuen Spielern sind wirsehr zufrieden. Da hatten wir ein glückliches Händchen. Die Vorbereitungsspielehaben das gezeigt, wobei wir alle wissen, dass diese Spiele nichts bedeuten. Daist ein Verständnis in der Mannschaft, bei der man merkt, dass sie seit längererZeit zusammen ist. Sie ist in einer Weise zusammengeschweißt, wie ich es seltenerlebt habe. Es herrscht eine positive Stimmung in der Mannschaft und im Umfeld.Es überträgt sich im Moment auch auf die Fans. Ich sehe eine totaleAufbruchstimmung. Das ist das, was wir erreichen wollten.
Fabel: Ein Problemwird sein, wenn wir die ersten vier Spiele verlieren sollten.
WelchenVorteile haben deutsche Spieler gegenüber Akteuren aus dem Ausland?
Schulz:Wir sind der Klub mit den meisten deutschen Spielern, haben nur siebenausländische Spieler im Kader. Außerdem die jüngste Mannschaft der Liga. Das istsehr positiv und der richtige Weg. Finanziell gesehen behandeln wir inzwischenalle gleich, jeder bekommt das gleiche.
Fabel: Schulgeld zu zahlen haben wireinmal gemacht. Das machen wir seit vier, fünf Jahren nicht mehr. Das hat unsviel Geld gekostet. Es ist schlichtweg zu teuer. Denn es ist ja zu versteuern,es geht voll auf den Lohn mit drauf.
Um wie viel konnten die Gehaltskostengegenüber der Vorsaison gesenkt werden?
Fabel: Etwa 300.000 Euro.
Schulz:Dass wir in der vergangenen Saison so viele Spieler unter Vertrag hatten, lag anden Verletzungen.
Das könnte in dieser Saison wieder drohen, BeispielPavlikowski.
Fabel: Ihn haben wir von einem neutralen Arzt untersuchenlassen. Er ist absolut fit. Wir hoffen, dass wir von schwerwiegendenVerletzungen verschont bleiben. Bei der Dynamik der Sportart bleiben kleinereBlessuren aber nicht aus.
Welche Rolle spielt eigentlich ReemtPyka?
Schulz: Er ist mehr als die rechte Hand von Rick Adduono. Er ist vorallem der Verbindungsmann zur DNL-Mannschaft. Er spielt eine außerordentlichwichtige Rolle. Die Arbeit des gesamten Trainerteams funktioniert derzeit sehrgut. Wir haben derzeit eine Situation, die sehr positiv ist.
Ist das Problemder Aufenthaltserlaubnis für Rick Adduono geklärt?
Fabel: Es gibt eineAufenthaltserlaubnis bis Ende September. Wir haben Herrn Adduono gebeten,Zertifikate aus Kanada zu besorgen. Wir hoffen, dass wir sie bekommen. Sollte esnicht klappen, werden wir ihn als Manager einstellen. So handhaben es mehrereDEL-Klubs.