Pinguine auf Schmusekurs?
„Kompromiss“ ist derzeit beim Verein wohl das Wort der Stunde.
Krefeld. Der "Aktienkurs" der Krefeld Pinguine ist im freien Fall. Sollte am 18. März eine Gesellschafteranteil noch 50.000 Euro kosten, so korrigierte Gesellschafter-Sprecher Wilfrid Fabel nun die Zahl auf nur noch 20.000 Euro. Ein "Absturz" um satte 60 Prozent in zehn Tagen. Und auf dem - um im Aktienjargon zu bleiben - "grauen Markt" rechnet man schon bald mit einer erneuten Korrektur auf 10.000 Euro, für die sich Fabel schon aussprach.
Welch bittere Bauchlandung in der Realität für die Pinguine-Gesellschafter, die jahrelang mit einem Preisschild von 250.000 Euro ihre elitäre Position meinten pflegen zu können. Der Preisverfall macht aber auch deutlich: Nicht das Geld ist das Hauptproblem der Pinguine. Denn zuvor machte Fabel noch die Rechnung auf, mit acht bis zehn Gesellschaftern (es fand sich keiner) à 50.000 Euro das 500.000-Euro-Finanzloch der Pinguine zu stopfen.
Angesichts des erheblich kleineren Preisschilds und der somit unrealistisch größeren Zahl benötigter Gesellschafter dürfte diese Position zum Tropfen auf dem heißen Stein werden. Es geht also mehr um neue Mehrheiten im lähmenden Patt.
Ein potenzieller Gesellschafter, der mittlerweile abgewunken hat, beschreibt indes eine Sicht vieler "Neuen": Der Preis sei weniger das Problem als das Risiko. Das Risiko, im Kleinkrieg zwischen faulen Kompromissen zermahlen zu werden und in der Öffentlichkeit als unternehmerisch unfähig dazustehen.
Wie Kompromisse à la Pinguine aussehen, könnte sich in den kommenden Tagen beim Thema Trainer zeigen. Denn Rick Adduono, eigentlich ohne Vertrag schon auf dem Weg in die Heimat, ist noch in Krefeld, weil man ihm eine Entscheidung angekündigt habe, so der Kanadier. Dabei hatte sich Wilfrid Fabel klar für Igor Pavlov positioniert.
Unter seiner Führung sei die Mannschaft von der ersten Sekunde an topfit gewesen, habe gleich in den stimmungsbildenden ersten Saisonspielen für Begeisterung gesorgt, einen attraktiven und leidenschaftlichen Stil gezeigt und die jungen Spieler konsequent eingesetzt, so diktierte er es der Presse.
Aber Fabels Gegenspieler und Chef der anderen Gesellschafter-Fraktion, Wolfgang Schulz, will Adduono, den er im Dezember verpflichtet hatte. Auch wenn der Kanadier wenig Rückhalt bei den Fans genießt, weil er die jungen Spieler auf der Bank schmoren ließ, seine Leistungsträger nach deren Aussage völlig auspowerte und von den entscheidenden neun Spielen vier in Folge und so das Saisonziel Play-offs verlor.
Wieso dennoch? Vielleicht, weil sich Schulz und Fabel jüngst zum Kompromiss-Gespräch trafen. Langjährige Beobachter der Szene vermuten nun einen Deal, der möglicherweise so aussieht: Fabel behält Schäfer, Schulz bekommt Adduono. Pinguine-Mathematik: eins plus eins gleich jeder eins. Aber ob diese Rechenweise den freien Fall des "Aktienkurses" auffängt?