Eishockey „Wir würden das überleben“

Krefeld · Pinguine-Geschäftsführer Roger Nicholas hält die Verschiebung des Saisonstarts für richtig. Die Pinguine seien finanziell gewappnet.

„Natürlich würde der Schuh hier und da drücken.“ Pinguine-Geschäftsführer Roger Nicholas denkt auch über das Worst-Case-Szenario nach.

Foto: samla.de

Roger Nicholas ist derzeit viel unterwegs. Es gibt einiges zu tun für den Geschäftsführer der Krefeld Pinguine. Der Saisonstart in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) wurde letzte Woche erneut verschoben – die Zukunft ist ungewiss. „Es geht um die Existenz vieler Klubs“, sagt Nicholas im Gespräch mit unserer Zeitung.

Zu diesem Zeitpunkt war der 62-Jährige gerade auf dem Weg nach München, wo er sich mit potenziellen Sponsoren traf. Es gehe darum, „Wege zu finden, um finanzielle Mittel aufzutreiben“, sagte der US-Amerikaner. Die finanzielle Lücke ist bei vielen DEL-Klubs groß. Insgesamt beläuft sich das Finanzloch der Liga auf rund 60 Millionen Euro. Ein Saisonstart im November mit einer Stadionauslastung von gerade einmal 20 bis 25 Prozent war daher nicht tragbar. „Die DEL hat der Realität ins Auge gesehen“, sagt Nicholas und erklärt: „Es hätte nicht funktioniert. Weder wirtschaftlich noch gesundheitlich. Es wäre nur darum gegangen, die Verluste möglichst lange auszuhalten.“

Als Startdatum soll der
18. Dezember im Raum stehen

Ein Blick in die anderen europäischen Ligen zeigt die verzwickte Lage. Sowohl in Österreich und der Slowakei mussten bereits Spiele aufgrund etwaiger Corona-Fälle abgesagt werden – in Tschechien fielen gar rund die Hälfte der Spiele aus. Auch die beiden DNL-Duelle des Krefelder EV ’81 gegen den EV Landshut wurden am Wochenende abgesagt.

Die Skepsis ist daher groß. Nicholas: „Die einzige Liga, die es schafft, einen geregelten Spielbetrieb auszutragen, ist Schweden. Sonst klappt es nirgendwo. Wie soll es dann in der DEL funktionieren?“ DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke kündigte neue Gespräche für Mitte November an, ein Saisonstart frühstens für Mitte Dezember. Als Startdatum soll der 18. Dezember im Raum stehen. Kritik gab es zuletzt unter anderem von der Neugegründeten Spielergewerkschaft SVE, dessen Vorsitzender, Moritz Müller, in den sozialen Netzwerken schrieb: „Mir ist bewusst, dass alle Sportarten derzeit am Kämpfen sind, um einen Spielbetrieb aufzustellen, aber diesen Kampf spüre ich beim Eishockey noch nicht.“

Roger Nicholas kann die Ungeduld der Spieler verstehen, beobachtet ähnliches auch bei den Pinguinen und sagt: „Sie sind auf gut Deutsch gesagt angekotzt, nicht arbeiten zu können. Es ist wie ein Rennpferd, das die ganze Zeit auf der Stelle hüpft, aber nicht loslaufen darf.“ Daher stehen die Pinguine auch möglichen Ausleihen offen gegenüber. Spieler wie Dominik Bokk, Kris Foucault oder auch Danill Valitov seien Kandidaten – konkrete Gespräche mit einigen Klubs, vor allem aus der DEL2, soll es bereits gegeben haben.

Bokk sollen kene Steine
in den Weg gelegt werden

Zur Personalie Bokk stellt Nicholas klar: „Alle haben vor, dass er in Krefeld spielt. Sollte ihn jemand kurzfristig haben wollen, und er ist ebenfalls interessiert, dann werden wir ihm aber keine Steine in den Weg legen.“ Gleiches gelte auch für mögliche Ausleihen anderer Spieler, betont der Pinguine-Geschäftsführer. Bis dahin müsse man die Entscheidungen von Politik sowie der Liga abwarten. Bei einem Saisonstart ab Dezember wäre eine verkürzte Saison wahrscheinlich – erstmals seit 41 Jahren würde der Deutsche Meister dann ohne Play-offs gekürt werden. „Je kürzer die Saison, desto kleiner ist der Zeitrahmen für Verluste.

Eine verkürzte Saison würde die Kosten dämpfen“, sagt Roger Nicholas. Im Worst-Case-Szenario findet die Saison 2020/21 aber gar nicht erst statt. Würden die Krefeld Pinguine das überleben? Nicholas: „Natürlich würde der Schuh hier und da drücken, aber ich glaube, wir würden das überleben. Sollte das Eishockey komplett in einen Winterschlaf gehen, bin ich fest davon überzeugt, dass es im Juni auch wiederbelebt werden könnte.“