Pinguine im Penalty-Pech
Die Eisbären gehen als glückliche Sieger vom Eis. Jiranek bangt weiter.
Krefeld. Wenn ein Außenseiter sich teuer verkauft, kann er sich der Sympathie sicher sein. Und so durften sich die krisengeschüttelten Krefeld Pinguine nach dem 3:4 (1:2, 1:0, 1:1, 0:0, 0:1) über freundlichen Applaus der 2772 Zuschauer im König-Palast freuen. Als DEL-Schlusslicht mit einer Niederlagenserie und ohne fünf Stammspieler war dieses Pünktchen, das man dem deutschen Eishockey-Meister abgetrotzt hatte, etwas Balsam auf die strapazierten Krefelder Eishockey-Seelen. Da war es Nebensache, dass die favorisierten Eisbären über weite Strecken pomadig bis überheblich agiert hatten. "Wir haben vor dem Spiel darüber gesprochen, dass Krefeld angesichts der vielen Ausfälle auf Kampf setzen würde", ärgerte sich Berlins Trainer Don Jackson, denn seine Akteure hatte offensichtlich nicht zugehört.
Dabei hatten die Pinguine zu Beginn nahtlos an das Desaster von Düsseldorf angeknüpft. Wieder kassierten siein Überzahl einen Gegentreffer, wieder waren es die erfahrenen Verteidiger, die einen Bock schossen. Und wieder kam der Domino-Effekt, der die Pinguine schon seit Wochen heimsucht. Ein Fehler - schon gerät die ganze Truppe aus dem Konzept. Stefan Ustorf sagte humorlos danke (6.).
In Richtung Berliner Gehäuse sah es dagegen schon besser aus. Boris Blank bediente Charlie Stephens mustergültig, was der zum 1:1 (8.) nutzte. Aber dann wieder der Domino-Effekt. Noch freudetrunken attackierte man Berlins NHL-Haudegen Jeff Friesen nicht, der ließ Rourke und Cespiva förmlich anfrieren meisterte auch Scott Langkow als letzte Slalomstange - 18 Sekunden nach dem Ausgleich führte Berlin wieder.
"Wir sind Letzter, jeder sieht warum", skandierten die Fans. Allerdings nicht ohne den kämpferischen Einlagen den verdienten Applaus zu zollen. Dabei war es schon augenfällig, dass dies vor allem die jungen Spieler betraf. "Wenn die sich so wie heute einbringen, ist das ein sehr gutes Zeichen", sagte Trainer Martin Jiranek. So wundert es nicht, dass in Andy Driendl einer der "jungen Wilden" den erneuten Ausgleich vollendete, nachdem André Huebscher hinter dem Tor die Scheibe erkämpft hatte (33.).
Dann leistete sich Charlie Stephens im "Übereifer" einen Kniecheck und musste vorzeitig in die Kabine (39.). Was zum einen die Pinguine nunmehr ohne Sechs, darunter fünf "Ausländer" spielen ließ, zum anderen den Gästen eine lange Überzahl bescherte. Aber die blieb ohne Folgen, und plötzlich tauchte Allan Rourke vor dem Kasten auf, nachdem Endraß die Scheibe erkämpft hatte. Der ansonsten eher schwache Verteidiger überzeugte wenigstens im Vorwärtsgang und erzielte die 3:2-Führung.
Aber dann spielten die Pinguine wieder Domino: Erst vertändelte Endraß die Scheibe, sofort folgte eine Fehlerstafette und Pederson schoss zum 3:3 (54.) ein. Dass wieder einmal die als Korsettstangen eingeplanten erfahrenen Abwehrspieler wie in diesem Fall erneut Jim Fahey mehr "flatterten" als die ungestümen Teenies, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Pinguine. Der schwer angezählte Trainer Martin Jiranek dürfte sein zufriedenes Statement größtenteils den Jungen verdanken - und wohl auch eine weitere Galgenfrist - auch wenn Mulock den sechsten Penalty zum Berliner Sieg nutzte.