Wie Pätzold sich neu erfindet

Sportler pflegen ihre Rituale, Torhüter umso mehr. Sein Debüt hat bewiesen, wie gut der 34-Jährige das gemeistert hat.

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Was gibt es Schöneres, als ein perfektes Debüt. Für Dimitri Pätzold wäre es mit zwei Punkten mehr ein wirklich Perfektes gewesen. „Ich hätte mein erstes Spiel natürlich gerne gewonnen“, sagte der ehemalige Nationaltorhüter. Kein Wunder — hat er doch bisher kein Saisonspiel in dieser Spielzeit gewonnen bei seinen sieben Einsätze für Straubing. Aber vielleicht ist man als Profi am kritischsten mit sich selbst. Trainer Rick Adduono jedenfalls sagt über seinen neuen Torhüter: „Er war heute sehr gut.“ Das hatten auch alle anderen im König-Palast so gesehen. Pätzold hielt den Punkt gegen Nürnberg fest. Auch die Mitspieler, deren Glückwunsch nach dem verlorenen Penaltyschießen deutlich herzlicher ausfiel, als ansonsten üblich.

Trotz Blitztransfer aus Straubing fühlte sich Pätzold schon ein bisschen heimisch — in Krefeld, bei den Pinguinen, in deren Kabine. Das läge auch daran, dass er viele alte Bekannte wiedergetroffen habe, mit denen er in der Junioren-Nationalmannschaft bereits gespielt habe oder in anderen Clubs. Pinguine-Kapitän Adrian Grygiel kennt er am längsten, Daniel Pietta und Marcel Müller von der Nationalmannschaft, ebenso Martin Schymainski, mit Matt MacKay spielte er in Schwenningen, mit Tim Miller im Vorjahr in Straubing.

Und doch musste Pätzold die kleine Eishockey-Welt neu für sich ordnen. „Ja“, sagte er, „ich bin zufrieden. Ich habe von Drittel zu Drittel besser reingefunden.“ Fünf Wochen hatte er kein Tor mehr gehütet in der DEL. „Dann ist das nicht so ganz einfach. Die Jungs haben es mir aber leicht gemacht.“ Das Neue bei einem Wechsel sei immer zu schauen, wie es mit den Ritualen klappe. Pätzold: „Die haben Sportler, Torhüter noch ein bisschen mehr. Das sind ganz spezielle Sachen, Abläufe, die eingespielt sind.“ Die gelte es, an die neuen Bedingungen anzupassen. „Da muss man sich ein bisschen neu erfinden, auch, weil ein Spiel auch mit Druck verbunden ist.“ Offensichtlich hat bei Pätzold alles geklappt, selbst wenn es auch einfachste Übung gibt: „Mit dem linken Schlittschuh zuerst aufs Eis zu steigen“, sagt er.

Pätzold ist in Ust-Kamenogorsk in Kasachstan geboren, kam mit 13 Jahren als Aussiedler nach Deutschland. Bei seinem DEL-Debüt für die Kölner Haie war er 17 Jahren. Das ist jetzt 17 Jahre her. Er war dritter Torhüter hinter Andrew Verner und Peppi Heiß. 2002 wurde er Meister mit den Haien. Über Mannheim ging es über den Teich in die NHL, seit 2008 ist er zurück in der DEL.

Mit den Pinguinen hatte er in dieser Spielzeit schon Kontakt, als die Krefelder in Straubing nach Penaltyschießen 1:0 siegten, stand Pätzold im Tor.

Er ist ein Fachmann, das dokumentieren seine Werte — nach dem Spiel war er mit 93,8 Prozent Fangquote auf Platz drei in der aktuellen Torhüterstatistik. Pätzold hat in seiner Karriere schon viel Gummi auf sich zu fliegen sehen — am Dienstag parierte er das meiste. In seinem 423. Spiel in der DEL.