Kuranyi: In Russland gehören lange Strecken dazu
Moskau (dpa) - Der Flugzeugabsturz der Eishockey-Mannschaft Lokomotive Jaroslawl mit 43 Toten wirft ein Schlaglicht auf den Sport in Russland. Ex-Fußballnationalspieler Kevin Kuranyi spielt für Dynamo Moskau und erzählte der Nachrichtenagentur dpa von seinen Reise-Erfahrungen.
Fast alle Profi-Mannschaften müssen im größten Land der Erde zu Auswärtsspielen stundenlange Anreisen in Kauf nehmen. Zudem gelten viele Flugzeuge als unsicher. Nun wollen mehrere Teams auf Maschinen des Unglücksmodells Jak-42 verzichten.
Sehen Sie seit dem Unfall von Jaroslawl diese Reisen mit anderen Augen?
Kuranyi: „Ich glaube, jeder, der die Bilder von Jaroslawl gesehen hat, hat in den nächsten Tagen beim Fliegen ein mulmigeres Gefühl. Egal, ob er in Russland fliegt oder woanders. Mir fehlt das Hintergrundwissen, um den Absturz kompetent beurteilen zu können. Falls es kein böses Pech, sondern technische Fehler oder menschliches Versagen waren, hoffe ich, dass die Verantwortlichen schnell die richtigen Schlüsse aus diesen Tragödien ziehen.“
„In Russland fliegt die Angst immer mit“, sagen selbst Russen angesichts der unvorstellbaren Serie von mehreren tödlichen Abstürzen. Gab es schon einmal haarige Situationen bei Ihren Flügen oder ein mulmiges Gefühl?
Kuranyi: „Nein, bisher noch nicht. Russland ist eben ein großes Land. Da gehören lange Strecken dazu. Der weiteste Flug für uns dauert etwa vier Stunden. NBA-Profis in den USA geht es da nicht anders. Wir fliegen immer mit verschiedenen Charter-Flugzeugen.“
Sind Sie froh, die nächsten beiden Spiele erst einmal in Moskau bestreiten zu können?
Kuranyi: „Ja. Aber das gilt auch ganz allgemein. Es ist für uns immer schöner zu Hause zu spielen - ohne Reisestress und vor den eigenen Fans. Das Unglück war auch in der Mannschaft ein großes Thema, und wir waren alle schockiert. Mein Mitgefühl gilt allen Angehörigen und Freunden der Opfer.“