Nicht verlieren! Eishockey-WM-Start wird Schlüsselspiel

St. Petersburg (dpa) - Selbst das unvorhergesehen frühe Trainingsende vor dem wegweisenden WM-Auftakt brachte die deutsche Eishockey-Auswahl nicht aus der Ruhe.

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„Da war kurze Verwirrung mit dem Trainingsplan, aber das hat gepasst“, kommentierte Bundestrainer Marco Sturm in St. Petersburg mit einem Schmunzeln. Vor dem Ernstfall am Samstag gegen Frankreich (15.15 Uhr) sieht er seine Truppe „heiß“, „bereit“ und bestens vorbereitet, obwohl sie bei der abschließenden Einheit vom Eismeister vorzeitig aus der Halle gescheucht worden war.

Im Kampf um die Rückkehr aus dem Eishockey-Niemandsland ist die Aufgabe zum Start lösbar. Mit einem Erfolg gegen Frankreich will die Auswahl um den Trainer-Novizen und die vier NHL-Topspieler Euphorie entfachen - und den Weg zum erhofften Viertelfinal-Einzug in Russland einschlagen. „Für uns ist das ein sehr, sehr wichtiges Spiel. Man darf das am Anfang nicht versäumen, man braucht immer einen guten Start“, sagte Sturm, der im Sommer 2015 ohne Vorerfahrung das Vertrauen als Coach bekam: „Ganz klar - gegen die Franzosen muss man gewinnen. Ich bin guter Dinge.“

Sturm muss sich bei der 80. Weltmeisterschaft bewähren, der Deutsche Eishockey-Bund misst dem Turnier eine immense Bedeutung bei. „Ich persönlich gehe mit einer großen Spannung da rein, weil wir vor einem wahnsinnig wichtigen Jahr stehen“, erklärte DEB-Präsident Franz Reindl. In knapp vier Monaten folgt die Olympia-Qualifikation in Riga, im Mai 2017 die Heim-WM - auch dafür sollen Erfolge in Russland die gute Laune um die aufstrebenden Leon Draisaitl und Tobias Rieder sowie Routinier Christian Ehrhoff ankurbeln.

Nicht wenige rechnen angesichts des scheinbar besten Kaders seit langem mit dem ersten Sprung unter die Top Acht seit fünf Jahren. „Warum nicht, warum sollen wir uns immer kleiner machen, als wir sind?“, fragte Nürnbergs Patrick Reimer vor dem intensiven WM-Programm mit sieben Vorrunden-Spielen in zehn Tagen.

Sturms Vorgabe lautet jedoch nicht Viertelfinale, sondern alle Konzentration dem Spiel gegen Frankreich. Der vermeintlich leichte Auftakt birgt nämlich auch eine Gefahr. Verliert das deutsche Ensemble, herrscht gleich mächtig Druck. Denn in die zweite Aufgabe innerhalb von 24 Stunden gegen den zweimaligen Weltmeister Finnland geht der Weltranglisten-13. als klarer Außenseiter. „Wenn es am Anfang nicht klappen würde, dann wird es schon eng“, warnte Sturm. Er setzt auf die Finnen als Sieger des Finals am 22. Mai in Moskau.

Im Tor baut der Coach auf den Ingolstädter Timo Pielmeier, dem er den ersten Einsatz versprach. „Wenn er gut spielt, wird er weiterhin unser Torhüter bleiben“, sagte er. Als Kapitän vertraut der 37-Jährige auf den früheren Nordamerika-Profi und jetzigen Mannheimer Marcel Goc. Die größten Hoffnungen ruhen jedoch auf den aktuellen Stars aus der nordamerikanischen Profiliga NHL.

„Sie werden auf jeden Fall Leader sein“, erklärte WM-Debütant Jerome Flaake. Die Verteidiger Ehrhoff und Korbinian Holzer sollen trotz geringer Einsatzzeiten in dieser NHL-Saison Sicherheit bringen. „Christian und ich haben noch kein Spiel zusammen gemacht“, warnte Holzer. Die Probleme lagen bislang in der Abwehr, nicht in der Offensive: Dort versprechen die Shootingstars Draisaitl und Rieder - in einer Reihe mit DEL-Toptorjäger Reimer - höchstes Niveau.

Die Franzosen kommen mit Angreifer Pierre-Edouard Bellemare von den Philadelphia Flyers als einzigem NHL-Spieler. In der Weltrangliste belegen sie Platz zwölf und liegen damit einen Rang vor Deutschland. „In der Öffentlichkeit sind sie unterschätzt“, mahnte Reindl.