Wohin steuert Reindls DEB: Neustart oder Insolvenz?

Frankfurt/Main (dpa) - Es geht um viel für das deutsche Eishockey an diesem Samstag. Manche sagen: Um alles. Wirtschaftlich wie sportlich entscheidet sich auf der Mitgliederversammlung in Frankfurt/Main (10.00 Uhr) die Zukunft des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB).

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„Wir legen ein umfangreiches Reformpaket für das deutsche Eishockey vor“, sagt DEB-Präsident Franz Reindl zu der von ihm vorgeschlagenen neuen Satzung, die verabschiedet werden soll. „Der Satzungsvorschlag ist zugleich auch ein nachhaltiges Sanierungskonzept“.

In der Tat ist der DEB ein Sanierungsfall. Das hat das im vergangenen Jahr ebenfalls in Frankfurt neu gewählte Präsidium um den früheren Nationalspieler Reindl inzwischen auch schriftlich. Im November 2014 bekam es von DEB-Mitgliedern den Auftrag zur Sanierung.

Das alte Präsidium um Reindls Vorgänger Uwe Harnos erwirtschaftete jährlich ein Minus in Höhe von teils deutlich über 600 000 Euro. Der Gewinn der Heim-WM 2010 in Höhe von 1,5 Millionen Euro ist längst aufgebraucht, die Verbandszentrale in München inzwischen beliehen.

Durch Einsparungen, Spenden und einige Vermarktungserfolge schafften es Reindl und seine Crew bereits, 2014 nicht wie prognostiziert mit einem Minus abzuschließen. Mit den aktuellen Strukturen ist eine „schwarze Null“ jedoch jedes Jahr wieder ein Kraftakt.

Damit soll ebenso Schluss sein wie mit der jämmerlichen sportlichen Entwicklung zuletzt. Unter Bundestrainer Pat Cortina wurde 2013 erstmals überhaupt die Olympia-Qualifikation verspielt. Bei der WM im Mai in Tschechien geht es wohl um nicht mehr als den Klassenverbleib. Die Frauen und die U20 sind bereits abgestiegen. „Wir müssen einfach besser werden“, sagt Reindl daher gebetsmühlenartig. Neben dem schleichenden Imageverlust drohen auch sonst unangenehme Folgen.

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, stellte schon bei der vergangenen DEB-Mitgliederversammlung fest: „Sportförderung aus staatlichen Geldern ist ein Privileg und keine Selbstverständlichkeit“. Es klang wie eine Drohung. Kurz zuvor hatte der DOSB entschieden, an den Deutschen Curling-Verband keine öffentliche Gelder des Bundesinnenministerium mehr weiterzuleiten.

Ohne grundlegende Reformen befürchtet Reindl dies nun auch für den DEB. „Die Drohung schwingt in den Botschaften schon mit“, meint der 60-Jährige. Künftig soll der DEB rund 500 000 Euro mehr pro Jahr einnehmen. Dies würde sich unter anderem aus der Wiederaufnahme der Proficlubs im DEB und der Erhebung von Einzellizenzgebühren ergeben.

Mit dem Geld ließe sich nicht nur ein ausgeglichener Haushalt erzielen. Reindl will Teile davon auch in den Sport stecken. Der Olympia-Bronzemedaillengewinner von 1976 hat das Ziel, die Nationalmannschaft bis 2026 in die Weltspitze zu führen. Das entsprechende Konzept „Powerplay 2026“ stellt er am Samstag vor.

Der Haken bei der schönen Theorie ist die Umsetzung. Einige der Landesverbände (LEV) sind gegen eine Satzungsänderung, denn diese würde deren Macht schrumpfen lassen. Kommen die Proficlubs aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und DEL 2 dazu, verlören die LEV Stimmanteile. Zudem sollen sie weniger Geld vom DEB erhalten. Vor allem von den größten LEV aus Nordrhein-Westfalen und Bayern droht Widerstand. „Es wird eng, aber nicht unmöglich“, meint Reindl.

Inzwischen, so ist zu hören, sollen Reindl und seine Präsidiumsmitstreiter Berthold Wipfler, Daniel Hopp und Marc Hindelang eine Mehrheit zur Satzungsänderung zusammen haben. Sollte das Vorhaben aber scheitern, steuert der DEB auf eine Insolvenz zu. „Spätestens 2017 oder 2018 wäre dann Schluss“, schätzt der für die Finanzen zuständige DEB-Vizepräsident Wipfler.

Denn Reindl scheint entschlossen, sein Sportkonzept mit unter anderem deutlich mehr gezielter Nachwuchsförderung auch ohne Satzungsänderung und damit einer entsprechenden Finanzierung durchzusetzen. Unter anderem deshalb steht als letzter Tagesordnungspunkt für Samstag auch die Ermächtigung zum kompletten Verkauf der verbandseigenen Immobilie auf dem Programm. Als letzte Drohung sozusagen.