70 Millionen Euro für Polizeieinsätze

Ligaverband und Gewerkschaft der Polizei sehen einen Bremer Vorstoß kritisch, Vereine für Polizeieinsätze zur Kasse zu bitten.

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Düsseldorf. Bei einem gewöhnlichen Bundesligaspiel, das von der Polizei als nicht sonderlich gefährlich eingestuft wird, sind in der Regel 50 bis 60 Beamte im Einsatz. Sie sollen rund um das Stadion für die Sicherheit vor, während und nach dem Spiel sorgen. Laut Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sind sie etwa acht Stunden im Einsatz. Kollegen von der Bundespolizei begleiten zudem gegebenenfalls Sonderzüge oder werden an Bahnhöfen eingesetzt, wo sich die Reisewege der Fangruppen kreuzen könnten.

Ist allerdings mit größeren Auseinandersetzungen unter den Fans zu rechnen, wird eine Begegnung als Risikospiel eingeordnet. So kann sich die Zahl der Landesbeamten beispielsweise bei einem Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 auf 1500 erhöhen, die Einsatzzeiten auf mehr als zwölf Stunden.

Allein für die ersten beiden Bundesligen summiert sich die Zahl der Arbeitsstunden für die Landespolizeien laut dem Jahresbericht 2013/2014 der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (Zis) demnach auf etwa 1,4 Millionen, für die Bundespolizei auf knapp 560 000. In beiden Fällen haben sich die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr um etwa 100 000 erhöht. Die Kosten für die Einsätze belaufen sich laut Zis auf rund 70 Millionen Euro.

Die Bürgerschaft des klammen Bremens hatte deswegen im vergangenen Jahr als erstes Bundesland ein Gesetz verabschiedet, das vorsieht, die Deutsche Fußball Liga an den Kosten für Risikospiele in der Bundesliga zu beteiligen. Das nächste Spiel dieser Kategorie im Weserstadion steht am 18. April an, wenn der SV Werder den Hamburger SV empfängt.

Die Kosten für solche Spiele sollten nicht der Allgemeinheit in Rechnung gestellt werden, begründete Bremens Innensenator Ulrich Mäurer damals den Vorstoß. Ligapräsident Reinhard Rauball äußerte sich dazu jedoch kritisch: „Das Bremer Gesetz löst nicht die Probleme, sondern soll nur die Haushaltslöcher stopfen.“ Nach der Verfassung und dem Polizei- und Ordnungsrecht der Länder sei die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung Sache der Polizei, so Rauball.

„Für den Fall, dass dann das Gesetz verabschiedet wird und danach Gebührenbescheide auf der Grundlage der geänderten Regelungen ergehen, wird der Ligaverband wie angekündigt Rechtsmittel dagegen einlegen“, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme des Ligaverbandes.

Auch die Gewerkschaft der Polizei vertritt zu dem Thema eine klare Position. „Die innere Sicherheit ist die Aufgabe des Staates“, sagt der nordrhein-westfälische GdP-Landesvorsitzende Arnold Plickert. Allein im Stadion sei der Verein durch qualifiziertes Personal selbst für die Sicherheit verantwortlich. Müssten die Fußballclubs auch die Kosten für Polizeieinsätze außerhalb ihrer Stadien bezahlen, würden sie möglicherweise auch in der Einsatztaktik mitreden wollen, befürchtet Plickert zudem.

Unterstützung bekommt er von seinem Kollegen auf Bundesebene. „Die Verbände sollen Geld in die Hand nehmen, um Fanarbeit gegen Gewalt zu leisten“, fordert der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow.