Abstiegskampf: K.o.-Spiele für Gladbach
In der Relegation spielt die Borussia gegen den VfL Bochum. „Es wird nicht einfach“, sagt Trainer Favre.
Hamburg/Mönchengladbach. Es dauerte ein wenig, bis Lucien Favre wieder sein Lachen gefunden hatte. Gleich nach dem Abpfiff hatte er noch die Hände vors Gesicht geschlagen. Der Abstiegskampf hat dem Schweizer zugesetzt. Mehr als er gemeinhin mit seiner smarten Art zu vermitteln scheint. „Dieser Ausgang ist eine Erleichterung“, sagte er mit etwas Abstand nach dem 1:1 seiner Gladbacher beim Hamburger SV.
Der Fußball-Bundesligist, vor Wochen dem Abstieg geweiht, hat mit diesem Punkt das Minimalziel Relegation erreicht, um den dritten Abstieg nach 1999 und 2007 zu vermeiden. Sportdirektor Max Eberl fasste die Gefühlslage beim Traditionsklub zusammen: „Es gibt zwei Fälle: Entweder du musst in die Relegation oder du darfst in die Relegation. Für uns gilt eindeutig der zweite Fall.“ „Relegation“, referierte derweil Borussias Sportvorstand Rainer Bonhof, „dafür hätte dir im Januar keiner mehr einen Pfifferling gegeben.“
Nun bietet sich den Gladbachern aber diese Chance in zwei K.o.-Spielen: Am Donnerstag (20.30 Uhr) im Heimspiel gegen den Zweitliga-Dritten VfL Bochum, der am Sonntag mit Favre als Tribünengast 3:1 gegen den MSV Duisburg siegte und seine Position behauptete. Das Rückspiel wird am Mittwoch, den 25. Mai, in Bochum (20.30 Uhr) gespielt.
Trainer Favre, dem das Herzschlagfinale im Abstiegskampf sichtlich zugesetzt hatte, blickte gleich in die Zukunft: „Wir haben nur zehn Tage, um die Mannschaft zu retten“, und warnte zugleich: „Es wird nicht einfach. Es gibt keinen Favoriten. Die Chancen stehen 50:50.“ Seit über einem Jahrzehnt hat Gladbach gegen Bochum nicht gewinnen können.
Favre hat neben dem sportlichen Erfolg vor allem das positive Denken in die Mannschaft getragen. Als er gefragt wurde, ob er denn mit der Relegation glücklich sei, weil ja noch nicht wirklich etwas erreicht wäre, verbat sich Favre solche Überlegeungen und entgegnete: „Probieren Sie nicht, eine Sekunde negativ zu reden.“
Dabei war er mit der Leistung seiner Mannschaft nach einer guten ersten Halbzeit in Hamburg nicht zufrieden. „Wir hatten zu viele Ballverluste, haben zu kompliziert gespielt. Dann bekommst du die Quittung.“ Das war der Ausgleich nach 71 Minuten. Dennoch hatte seine Mannschaft in der fiktiven Tabelle des Saisonfinales nie auf dem direkten Abstiegsplatz gestanden. Einmal sogar war Gladbach kurz gerettet, weil Arango mit einem Freistoß das 1:0 erzielt hatte und es bei den Konkurrenten Frankfurt (in Dortmund) und Wolfsburg (in Hoffenheim) 0:0 stand. Das 1:0 der Frankfurter änderte nichts für Gladbach, schickte dafür Wolfsburg virtuell in die 2. Liga. Als der HSV zum 1:1 traf und Wolfsburg in Hoffenheim führte, schien Gladbach abgestiegen. Aber die Übermittlung des Dortmunder Ausgleichs drei Minuten vor Hamburgs 1:1 war nicht schnell genug in die HSV-Arena gekommen. Die Fans atmeten tief durch. Und Favre ordnete aktive Erholung für seine Spieler an. Am Sonntag war Auslaufen, Montag ist frei, Dienstag und Mittwoch nur leichtes Training. Er sei optimistisch. „Aber am Ende zählt nur die Rettung. Puuuh, es wird schwer“, sagte Favre und lächelte doch.