Meinung Ein Stadtwappen ist kein Verbrechen - auch nicht in der Türkei
Meinung | Mönchengladbach · Beim Auswärtsspiel von Borussia Mönchengladbach in Istanbul haben türkische Polizei und Sicherheitskräfte bewusst versucht, die Lage eskalieren zu lassen. Darauf muss die UEFA reagieren.
Dass Auswärtsfans bei Fußballspielen in anderen europäischen Ländern häufig anstrengende Prozedere über sich ergehen lassen müssen, sind viele mittlerweile gewohnt. Zu diesem Zweck haben die Vereine Fanbeauftragte und Betreuer, die frühzeitig über die Vorgaben von Polizei und Sicherheitskräften informieren, notfalls intervenieren und so häufig Eskalationen vermeiden.
Wenn jedoch erst willkürlich vor dem Stadion entschieden wird, was erlaubt ist und was nicht, werden unnötige Konflikte von den Verantwortlichen in Kauf genommen. So geschehen am Donnerstagabend beim Europa-League-Spiel von Borussia Mönchengladbach in Istanbul. Wenn dann auch noch Deeskalierungsversuche von den Gladbacher Fanbeauftragten sowie Szenekundigen Beamten aus Mönchengladbach ignoriert beziehungsweise blockiert werden, wie es die Fanhilfe Mönchengladbach schildert, dann kann man schon von einer bewussten Provokation sprechen.
Da der Stein des Anstoßes in diesem Fall scheinbar hauptsächlich die christlichen Symbole im Stadtwappen von Mönchengladbach waren, welches teilweise auf Fan-Fahnen der Gladbacher abgebildet ist, kann man sich auch nur schwer dem Eindruck erwehren, dass hinter der Aktion keine Sicherheitsgedanken sondern religiöse sowie politische Motive standen. Man stelle sich mal den Aufschrei vor, wenn in Deutschland Fans aufgrund des türkischen Halbmonds oder ähnlicher Symbolik der Zutritt zum Stadion verwehrt werden würde.
Dass Gladbach-Fans bei einem Spiel ohne größeres Konfliktpotential dann im Vorhinein dazu gezwungen wurden, mit einem extra eingerichteten Shuttleservice zum Stadion zu fahren, da ihnen sonst der Eintritt verwehrt worden wäre. Und dass dieser im absehbaren Berufsverkehr der türkischen Hauptstadt dann extrem schlecht geplant ist und die Fans erst wenige Minuten vor Anstoß vor dem Stadion absetzt, rückt angesichts dieser Unsäglichkeit fast in den Hintergrund.
Genauso wie die Tatsache, dass zwei Fans der Fohlenelf zwischenzeitlich in Polizeigewahrsam genommen worden sind. Angeblich weil sie Polizisten geschlagen haben sollen. Videoaufnahmen bewiesen sehr schnell, dass das Gegenteil der Fall gewesen ist.
Borussias Sportdirektor Max Eberl kündigt deshalb zu Recht an, bei der UEFA offiziell Beschwerde über das Verhalten der Polizei und der Sicherheitskräfte von Basaksehir Istanbul einzulegen. Eine entsprechende Reaktion der UEFA wäre ein wichtiges Zeichen dafür, dass Fußballfans genauso wie alle anderen Menschen Rechte haben und nicht einfach der Willkür von Polizei und Sicherheitskräften ausgesetzt sein dürfen - auch nicht in der Türkei.