Borussia Mönchengladbach Bisher nur zweimal besser - Gladbach holt „unfassbare 35 Punkte“
Berlin · Nach dem 0:0 in Berlin ist die Fohlenelf erster Verfolger von RB Leipzig. Trainer Marco Rose freut sich beim „richtigen Verein“ gelandet zu sein und zieht eine zufriedene Bilanz.
Mit einem torlosen Unentschieden (gegen Schalke 04) hat sich der neue Trainer von Borussia Mönchengladbach, Marco Rose, im August in der deutschen Bundesliga vorsichtig eingebracht, und auch zum Ausklang der Hinrunde am Samstagabend im Berliner Olympiastadion fielen keine Tore. Dazwischen gab es allerdings bei elf Siegen und vier Niederlagen viel Spektakel rund um den Borussia-Park und ein neues „Gladbach-Feeling“, für das der aus Salzburg gekommene emotionale Erfolgscoach gesorgt hat. Das 0:0 in der Hauptstadt war im 17. Spiel der 35. Punkt für die Fohlenelf, so dass der Traditionsklub als Tabellenzweiter und erster Verfolger von RB Leipzig Mitte Januar das Rennen um die Meisterschaft fortsetzt. „Es war eine sehr gute Hinrunde. Vieles war positiv“, konstatierte der Trainer, „jetzt muss es für alle der Anspruch sein, dran zu bleiben.“
Auch wenn dem kläglichen Scheitern auf internationaler Ebene ein Makel anhaftet, die Halbzeitbilanz in der Liga spricht zweifelsohne für sich. Die 35 Punkte bis zur Winterpause sind in der ruhmreichen Historie der niederrheinischen Borussia nur zweimal übertroffen worden. So gesehen wandelt der 43-jährige Trainer der Gladbacher ein bisschen auf den Spuren von Hennes Weisweiler und Udo Lattek, die in ihren Meisterjahren 1970 und 1977 zu diesem Zeitpunkt sogar noch mehr Zähler verbuchen konnten (jeweils 39). Andererseits muss man bedenken, dass den Gladbachern in der vergangenen Spielzeit nach einem schlappen zweiten Akt die Königsklasse durch die Lappen ging und sie am Ende nur mit Ach und Krach die Europa-League-Gruppenphase erreichten.
Einen großen Fight hatte Roses Antipode Jürgen Klinsmann nach dem Überraschungserfolg unter der Woche in Leverkusen vollmundig angekündigt und noch einmal die Werbetrommel gerührt. Zumindest im ersten Teil des 63. Bundesliga-Duells zwischen beiden Mannschaften kam die Hertha in der kalten Charlottenburger Betonschüssel vor immerhin gut 50.000 Besuchern schneller auf Betriebstemperatur als ihr Gegner und brachte die gegnerische Defensive ein paar Mal in Verdrückung. Doch die ganz klaren Chancen blieben aus.
Gladbach ließ in dieser Phase jegliche Durchschlagskraft vermissen, ja, von Enthusiasmus und Spielwitz war erst recht nichts zu spüren. Nationalspieler Matze Ginter fand es für die Zuschauer sogar „zum Einschlafen“. Nach dem Wechsel drückte der Gast die Hertha dann regelrecht an die Wand. Zumindest gut 20 Minuten spielten die Borussen schwungvoll auf, ließen aber vor dem Tor - wie in den jüngsten Auswärtspartien - die nötige Entschlossenheit vermissen.
Die Berliner wiederum scheinen dank „Klinsi“ allmählich aus der Lethargie aufzuwachen. Für den ehemaligen Bundestrainer und Weltklassestürmer, der die „alte Dame“ Hertha wieder in die Spur bringen will, war es nach der Auftaktniederlage gegen Borussia Dortmund im vierten Spiel der achte Punkt in Folge. „Wir nehmen jeden Zähler mit. Die Mannschaft ist auf dem richtigen Weg“, sagt der 55-Jährige, „das Selbstvertrauen wird größer. Das Ziel ist und bleibt zunächst der Klassenerhalt.“
Und dann? Mit den Millionen des schwerreichen deutschen Unternehmers Lars Windhorst, einem engen Vertrauten Klinsmanns, will der Hauptstadtklub zum „Big-City-Klub“ avancieren und schon die Winterpause nutzen, um den Kader punktuell zu verstärken. Als heißester Kandidat gilt der Schweizer Nationalspieler und frühere Gladbach-Profi Granit Xhaka. Die Katze aus dem Sack lassen wollte von offizieller Seite freilich niemand. Klinsmann: „Es ist richtig gut, dass Lars Windhorst da ist, der uns gewisse finanzielle Möglichkeiten bietet.“ Klinsmann selbst wird auf jeden Fall zukünftig das Projekt „Hertha BSC nach Europa“ intensiv begleiten. Ob als Trainer oder als profilierte Figur hinter den Kulissen mit einem Hauch von Glamour – das ist noch offen.
Borussia Mönchengladbach braucht sich mit solch weitreichenden Plänen nicht zu beschäftigen. Sie ist, zumindest tabellarisch, auf Meisterkurs und geht – gestärkt durch eine Bundesliga-Hinrunde fast wie aus einem Guss - optimistisch in Teil zwei ihrer 52. Bundesliga-Spielzeit. „35 Punkte sind unfassbar gut“, meinte der Weltmeister von 2014, Christoph Kramer. Gladbachs Trainer Marco Rose freut sich jetzt erst einmal auf ein paar freie Tage, in die er mit dem guten Gefühl geht, beim „richtigen Verein“ gelandet zu sein. „Das ist ein Klub, der Größe ausstrahlt und Wucht. Ich bin hervorragend aufgenommen worden und fühle mich sehr wohl in Mönchengladbach. Wir wollen weiter fleißig sein und uns für die Rückrunde einiges vornehmen.“