Borussia Mönchengladbach Marco Rose freut sich auf Duell mit den Bayern: „Das Stadion wird brennen“
Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach hat den ewigen Meister FC Bayern in den vergangenen fünf Jahrzehnten vor heimischer Kulisse schon 20 Mal besiegt. Für Marco Rose ist es das erste Duell mit den Bayern.
Noch zweimal schlafen, dann ist wieder einmal so weit. Der Liga-Klassiker zwischen dem VfL Borussia und dem FC Bayern München wird zum 52. Mal in Mönchengladbach aufgeführt. Er elektrisiert seit eh und je die Massen. Bis 2004 kreuzten beide Mannschaften die Klinge auf dem altehrwürdigen Bökelberg, seitdem ist der hochmoderne Borussia-Park Schauplatz des Dauerbrenners in der Bundesliga.
Breel Embolo, beim jüngsten Gladbacher Triumph gegen Freiburg (4:2) schillernder Star der Abteilung Attacke, erwartet übermorgen „ein Topspiel gegen eine Weltklassemannschaft“, Keeper Yann Sommer freut sich wie Bolle auf den Verfolger aus Bayern, und für Cheftrainer Marco Rose steht fest: „Das Stadion wird brennen“. Gladbach Erster, die Bayern Vierter – eine ähnliche Konstellation gab es tatsächlich ein einziges Mal; in der letzten Meistersaison des Niederrhein-Klubs 1976/1977, als Tabellenführer Gladbach (33 Punkte) am 17. Spieltag den Tabellendritten aus München (28 Zähler) empfing, 1:0 gewann und den Vorsprung auf acht Punkte ausbaute. Momentan halten sich die Borussen vom Niederrhein ihren renommierten Gegner gleichfalls bestmöglich vom Hals. Vier Punkte Abstand sind schon beachtlich.
Das 4:2 gegen die Elf aus dem Breisgau wäre zweifellos ein Spiel ganz nach seinem Gusto gewesen. Die Trainer-Legende Hennes Weisweiler, die einst bei Borussia Mönchengladbach die glanzvollste Epoche der Vereinsgeschichte einleitete und als „Vater der Fohlenelf“ gilt, hätte sich weidlich an der Spielweise der Gladbacher ergötzt. Im Mittelpunkt standen die Fohlen der Neuzeit, die im Borussia-Park in ihrer facettenreichen Darbietung Dynamik, pure Leidenschaft und Torhunger erfolgreich vereinigten. Merkmale von damals also, als Netzer, Heynckes, Rupp und Co sich kreativ austobten und die Gladbacher „Torfabrik“ am Niederrhein ins Rollen kam. Heute wäre der Jahrhunderttrainer Weisweiler, der erfolgreichste Coach der Gladbacher Borussia, 100 Jahre alt geworden. Er starb 63-jährig, kurz nach dem Ende seiner Karriere, im schweizerischen Aesch an einem Herzinfarkt.
Seit der Gründung der Bundesliga und dem gemeinsamen Aufstieg 1965 haben sich Borussia Mönchengladbach und der FC Bayern bis dato 51 Mal in Mönchengladbach gegenübergestanden. Für die heimische Borussia gab es 20 Siege, 13 Mal gewannen die Bayern, 18 Mal gab es keinen Gewinner. Auf den ersten Borussen-Triumph mussten die Gladbacher Fußball-Anhänger allerdings vier Jahre warten, dann holte Hennes Weisweiler mit seiner Mannschaft den ersten Dreier gegen die Rot-Hosen. Im fünften Versuch gelang ihnen im August 1969 ein 2:1-Sieg. Weisweiler war Gladbachs erster Bundesliga-Coach, danach folgten weitere 20, die das Glück und die Ehre hatten, Borussia Mönchengladbach trainieren zu dürfen. Gegen die Bayern gewonnen haben freilich bis dato nur zehn.
Nun hat Marco Rose seit dem 1. Juli das Zepter fest in der Hand; er ist der 22. Borussen-Trainer seit 1965. Die Arena an der Hennes-Weiweiler-Allee ist nach spektakulären Trainerjahren in der Festspielstadt Salzburg seine erste Station im deutschen Fußball-Oberhaus. Mithin wartet auf ihn am Samstag auch das erste Spiel gegen den FC Bayern München. Dass sich der Vorhang vor heimischer Kulisse hebt, dürfte motivierend und inspirierend wirken, weil gerade Rose solche besonderen Spiele liebt. Seine Vorfreude auf dieses Duell ist dann auch riesengroß: „Wir wollen unsere Zuschauer mitreißen und ein großes Spiel zeigen.“
In diesem Jahrtausend schafften fünf Borussen-Trainer mit ihren Mannschaften einen Sieg gegen die Bayern vor heimischem Publikum. Dieter Hecking (2017), André Schubert (2015), Lucien Favre (2012), Horst Köppel (2004) und Hans Meyer (2001). Die meisten Siege generell feierten Jupp Heynckes (fünf, acht Jahre Coach) vor Udo Lattek (drei, vier Jahre), Hennes Weisweiler (drei, zehn Jahre), Bernd Krauss (zwei, gut vier Jahre) und Wolf Werner (zwei, zweieinhalb Jahre). Ob sich Marco Rose am Samstag in die Reihe der Übungsleiter eingliedert, die aus dem Duell gegen die Münchener als Gewinner hervorgegangen sind, wird sich so gegen 17.20 Uhr herausstellen. Rose ist bereit, der Liga-Primus gerüstet. Der FC Bayern kann kommen.