Borussia M’gladbach Dieter Hecking: „Marco Rose wird Gladbach guttun“

Mönchengladbach · Dieter Hecking appelliert nach seiner emotionalen Verabschiedung, die Erwartungen an seinen Nachfolger nicht zu hoch zu schrauben.

Raus mit Applaus: Borussias Trainer Dieter Hecking verabschiedet sich nach dem O:2 gegen Dortmund von den Fans.

Foto: dpa/Marius Becker

Es waren emotionale Minuten für Dieter Hecking. Vor der Nord-Kurve wurde der scheidende Trainer von Borussia Mönchengladbach am Samstagnachmittag, kurz vor 17.30 Uhr, verabschiedet. Das gesamte Vereins-Präsidium mit Präsident Rolf Königs, seinen beiden Vize Siegfried Söllner und Rainer Bonhof sowie Hans Meyer war auf den Rasen gegangen und überreichte Hecking zwei gerahmte Collagen mit Fotos seiner 29-monatigen Tätigkeit im Borussia-Park. Als dann Kapitän Lars Stindl per Mikro ein paar Worte sagte und die Fans Hecking feierten, konnte dieser die Tränen nicht mehr unterdrücken.

Zweieinhalb Jahre bei einem „tollen Verein“

„Es ist doch klar, dass Emotionen aufgekommen sind. Ich habe zweieinhalb Jahre bei einem tollen Verein gearbeitet“, meinte Hecking später und wieder gefasst in der Pressekonferenz. Im Januar 2017 hatte er die bedrohlich nah an die Abstiegszone geratene Fohlenelf übernommen, stabilisiert und bis auf Rang neun geführt. Die gleiche Platzierung galt nach einer guten Hinrunde eine Saison später dann jedoch eher als Misserfolg, wegen vieler verletzter Spieler sprach der Verein dem Trainer dennoch das Vertrauen aus. Vor sieben Wochen aber verkündete die Borussia das vorzeitige Ende der Zusammenarbeit.

Dabei ist das vor Saisonbeginn im Trainingslager am Tegernsee ausgegebene Ziel am vergangenen Wochenende mit dem 4:0 beim 1. FC Nürnberg erreicht worden. Hecking sollte Borussia Mönchengladbach wieder nach Europa führen. Lange Zeit sah es dabei sogar nach der Qualifikation für die Champions League aus. Nach dem 0:2 (0:1) gegen Borussia Dortmund ist es nun die Europa League geworden. Das aber ist nicht der Grund für die Trennung. Sonst hätte Sportdirektor Max Eberl bereits unmittelbar nach dem desaströsen Auftritt beim 1:3 in Düsseldorf Ende März die Notbremse gezogen.

Natürlich trauert Eberl der Chance hinterher, bei im Februar zehn Punkten Vorsprung auf den jetzt erreichten fünften Platz die Champions League verpasst zu haben. Da diese aber nie das erklärte Ziel war, geht es Eberl um etwas anderes.

Deutliche Kritik am Umgang mit den Trainern

Der 45-Jährige glaubt, dass der von Hecking eher präferierte Ansatz des Ballbesitzfußballs nicht mehr zeitgemäß ist. Mehr Erfolg scheint ihm das frühe Attackieren mit schnellem Umschalten zu versprechen, und für diese Art von Fußball stand für Eberl in Marco Rose von Red Bull Salzburg die Idealbesetzung eben nur in diesem Sommer zur Verfügung.

„Marco Rose wird diesem Verein sicher guttun und ich hoffe, er kann die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen“, sagte Hecking. Der 54-Jährige appellierte jedoch, diese Erwartungen nicht ausufern zu lassen. „Borussia Mönchengladbach kann es immer nach Europa schaffen. Aber dieses Ziel zu erreichen, ist bei der Stärke der Konkurrenz keine Selbstverständlichkeit.“ Mit seinem Abschied ein Jahr vor Vertragsende scheint Hecking wegen der Sympathie zur Borussia Frieden geschlossen zu haben, den aktuellen Umgang mit Trainern aber prangerte er sehr offen an. „Bei Misserfolg wissen wir, was uns blüht. Doch inzwischen sitzen wir ja selbst bei Erfolg nicht mehr fest im Sattel. Viktoria Köln hat als Tabellenführer den Trainer am vorletzten Spieltag entlassen, Markus Anfang muss beim 1. FC Köln trotz Aufstieg gehen und Niko Kovac steht beim FC Bayern nach dem Gewinn der Meisterschaft in Frage. So darf es nicht weitergehen. Das schadet besonders der jungen Trainer-Garde.“

Hecking durfte seine „Mission Europa“ in Gladbach trotz einer erneut dürftigen Rückrunde zu einem guten Ende bringen. „Die Champions League wäre natürlich herausragend gewesen, die Europa League ist aber absolut zufriedenstellend“, sagte er. Ob der Ball vor dem 0:1 von Jadon Sancho (45.) schon mit vollem Umfang im Aus war oder nicht, spielte dann auch eher weniger eine Rolle. Durch das Leverkusener 5:1 in Berlin hätte die Fohlenelf den BVB schließlich mit drei Treffern Differenz besiegen müssen. So überwog bei Fans und Spielern die Freude, nicht mit ganz leeren Händen dazustehen. „Ich bin sehr glücklich, es war eine recht schwierige Rückrunde. Da ist es nicht selbstverständlich, nach Europa gekommen zu sein“, erklärte Torhüter Yann Sommer.