Borussia darf nicht nachlassen
Heute tritt die Elf von Trainer Favre beim FSV Mainz an. Der Coach warnt vor Selbstzufriedenheit.
Mönchengladbach. Keine abgehobenen Äußerungen, kein demonstratives Genießen. Zumindest öffentlich nicht. Lucien Favre ist zu lange im Geschäft, um sich von sechs Siegen in Serie, einem neuen Heimsiege-Start-Rekord (acht) und Platz vier in der Tabelle medienwirksam berauschen zu lassen. Geschweige denn euphorisch zu werden, weil zehn Saisonsiege nach 15 Spieltagen in der ruhmreichen Vergangenheit von Borussia Mönchengladbach erst einmal überboten worden sind. Das geschah in der Spielzeit 76/77 (elf). „So etwas bedeutet mir persönlich nicht so viel. Für den Verein ist das gut“, sagt Borussias Cheftrainer, „aber wir dürfen nicht nachlassen, wir müssen weiter hochkonzentriert um jeden Punkt kämpfen.“
Favre lebt auf und neben dem Trainingsplatz vor, was seine Profis vor dem heutigen Duell beim Mainz 05 beherzigen sollen. Sich nicht vom Liga-Höhenflug die Sinne benebeln lassen, bloß keine Selbstzufriedenheit aufkommen lassen. Sondern weiter gierig auf das nächste Erfolgserlebnis und den Traum Europapokal-Qualifikation hinarbeiten.
In den Köpfen der Spieler kommen Favres stetige Hallo-wach-Botschaften offenbar an. „Wir alle wissen, wie wichtig es ist, dass wir jetzt in Mainz nicht nachlassen“, sagt Mittelfeldspieler Granit Xhaka. „Es bringt nichts, wenn wir Schalke bezwingen und nun verlieren. Das sollte uns nicht passieren. Wir wollen in Mainz die drei Punkte mitnehmen — auch wenn das ganz schwer werden wird.“
Xhaka, der unter der Woche wegen einer Erkältung pausieren musste, dürfte beim FSV ebenso wieder zur Starformation zählen wie Patrick Herrmann. Dessen Muskelprobleme sind überwunden, der Flügelflitzer konnte wie Xhaka das gestrige Abschlusstraining komplett absolvieren.
Die Fohlen laufen also mit der Elf in der Mainzer Arena auf, die seit Wochen nicht nur die VfL-Treuen immer wieder aufs Neue beeindruckt. „Die Entwicklung in Gladbach ist offensichtlich“, sagt auch der Mainzer Trainer Thomas Tuchel. Borussia sei „hervorragend besetzt“. Man erkenne die Handschrift von Favre und Sportdirektor Max Eberl. Tuchel: „Ich weiß nicht, ob sie das glauben, wenn die Gladbacher beharrlich vom 9. Platz und einstelligen Tabellenplatz reden. Ich glaube es nicht so ganz. Ich glaube, sie merken selbst gerade, was mit dieser Qualität möglich ist. Sie haben enormen Rückenwind. Wir werden unsere absolute Bestform brauchen, wenn wir sie bezwingen wollen.“
Gelingt das nicht, droht den Mainzern saisonübergreifend die fünfte Liga-Pleite nacheinander gegen den VfL Borussia. Favre könnte so übrigens auch einen ganz persönlichen Rekord aufstellen. Gladbach hat 31 Punkte auf dem Konto — Favre sammelte während einer Halbserie bislang nie mehr als 33 Zähler. Das kann heute übertroffen werden — Favre dürfte dann aber auch nicht wirklich interessieren.