Borussia: Die neue Gladbacher Gelassenheit

Mit vereinten Kräften besiegt die Borussia den HSV 1:0 – und hat sich damit bereits fast aller Abstiegssorgen entledigt.

Mönchengladbach. Wird Borussia Mönchengladbach im Kampf um die Deutsche Fußball-Meisterschaft zum Zünglein an der Waage? Bis zum letzten Spieltag am 8.Mai fordert das Team von Michael Frontzeck noch die ganze Elite heraus: den Tabellenführer Schalke 04 und seine unmittelbaren Verfolger Bayern München und Bayer Leverkusen. Wie entschlossen die Gladbacher auf der Bundesliga-Zielgeraden ihre Aufgaben angehen, hat das Spiel am Sonntag im Borussia-Park gezeigt.

Vor 52269 Zuschauern gingen die Gastgeber gegen den Hamburger SV, einen der potenziellen Kandidaten für die Top-Plätze im Liga-Oberhaus, bis an ihre Grenze und gewannen nach einem in der zweiten Hälfte rassigen Spiel verdient mit 1:0 (1:0).

"Wir sind für unseren aufopferungsvollen Fight belohnt worden", strahlte Gladbachs Abwehr-Ass Roel Brouwers. "Natürlich gewinnt immer die Mannschaft, aber ich gebe zu, dass ich ein bisschen stolz darauf bin, wieder ein wichtiges Tor gemacht zu haben." Es war für ihn bereits Treffer Nummer sieben in dieser Spielzeit.

Der 28-jährige ruhende Pol war vor den Augen des niederländischen Bondscoachs Bert van Marwijk, der für die WM noch einen rustikalen Abwehr-Recken sucht, der große Gewinner des Abends. Brouwers stellte nicht nur seinen Landsmann Ruud van Nistelrooy, einen der besten Torjäger der Welt, kalt. Nein, er stand beim entscheidenden Treffer wieder einmal goldrichtig. Nach einem Freistoß von Juan Arango und einem Patzer der HSV-Deckung (Rozehnal) drückte er den Ball über die Linie (43. Minute).

Wutentbrannt drosch Hamburgs Torwart Frank Rost das Leder in die Luft. "Gemessen an den Leistungen ist unser Sieg verdient. Der zweite 1:0-Sieg in dieser Saison ist ein deutlicher Schritt auf dem Weg zum Klassenerhalt. Wir haben am Limit gespielt", sagte Gladbachs Trainer Michael Frontzeck, und Sportdirektor Max Eberl ergänzte in Bezug auf die personellen Planungen für die kommende Saison schmunzelnd: "Jetzt können wir, glaube ich, die Sache ganz anders angehen."

Während die Elf vom Niederrhein, die zuvor fünf Mal in Folge nicht hatte gewinnen können, den weiteren Herausforderungen gelassen entgegen sieht, ist der Abwärtstrend des HSV bedenklich. In den zehn Spielen der Rückrunde holte der HSV lediglich zwölf Zähler. "Wir haben insbesondere in der ersten Hälfte zu wenig geboten, Gladbach war extrem diszipliniert", sagte Trainer Bruno Labbadia. Der Übungsleiter des HSV wirkte konsterniert, niedergeschlagen. Kein Wunder, die Ziele der Hamburger, die seit sechs Jahren konstant im internationalen Geschäft mitspielen, sind gefährdet. Der VfB Stuttgart, die Frankfurter Eintracht und der VfL Wolfsburg rücken ihnen zu Leibe. Zwar könnte dem HSV in der Europa-League am 12. Mai, dem Endspieltag, der große Wurf vor eigenem Publikum gelingen, doch das ist momentan Wunschdenken. Die Realität: Der Trainer Labbadia steht unter Druck.

Die Gladbacher feierten derweil nach einer leidenschaftlichen Vorstellung mit den begeisterten Anhängern ihren neunten Saisonsieg enthusiastisch - mit einem ausgelassenen Roel Brouwers, dem vielleicht torgefährlichsten Abwehrspieler Europas.