Borussia entdeckt Vorteile eines 1:0
Borussias Defensive stand gut. Sogar die Stürmer verteidigten mit Leidenschaft.
Mönchengladbach. Bei einem Offensivspieler den nachweislichen Gefallen an funktionierender Defensivarbeit freizulegen, kann bisweilen ziemlich schnell gehen. Manchmal dauert es nur 90 Minuten. Wie bei Max Kruse, Borussias Siegtorschütze beim 1:0 gegen den Hamburger SV.
Der Mann aus vorderer Front stellte auch am Tag danach noch einmal heraus, was in diesem Spiel letztlich der Sieggarant gewesen war: „Es ist wichtig in solchen Spielen, in denen du mal nicht mehr als ein Tor schießt, dass du dann hinten sehr kompakt spielst. Wir arbeiten alle elf gut gegen den Ball“, sagte Kruse nach dem Ausradeln Donnerstag Morgen.
Er wie seine Nebenleute aus der Abteilung Attacke wissen nur zu gut, dass es die Leistung Defensive war, die letztlich verzieh, wie viele Torchancen Borussia vorne sträflich liegen ließ. Tony Jantschke, einmal mehr Sinnbild eines intelligent agierenden Innenverteidigers und daher für eine wachsende Anzahl von Beobachtern ein baldiger Kandidat für Joachim Löw, freute sich über das Lob von vorne („Ja, es war von uns hinten ein sehr, sehr gutes Spiel“), merkte aber auch mit einem Augenzwinkern an: „Das war vorne trotzdem suboptimal, das wissen die Jungs auch selbst.“
Jantschke und Nebenmann Martin Stranzl bilden in dieser Frühphase der Saison das Herzstück einer Gladbacher Defensive, die dem Gegner durch ein harmonisches Verteidigen im Verbund kaum Lücken anbietet. Stranzl gewann gegen den HSV in seinem 100. Bundesligaspiel für Borussia 100 Prozent seiner Zweikämpfe.
Statistisch gesehen sind die beiden das zweikampfstärkste Abwehrduo der Liga, gleichauf mit Bayerns Dante und Jerôme Boateng. „Wir haben es 2011/2012 gesehen, als wir Vierter geworden sind mit nur 24 Gegentoren in der ganzen Saison. Wenn du so eine stabile Verteidigung hast, ist es immer eine gute Grundlage, um erfolgreich Fußball zu spielen“, sagte Jantschke.
Ganze sechs Gegentore kassierten die Borussen bislang in neun Pflichtspielen. Von den Bundesligisten, die in dieser Spielzeit im Europapokal aktiv sind, sind nur die Bayern besser. Gladbach erreichte diesen Wert immerhin schon mit vier verschiedenen Viererketten. Aber egal, in welcher Zusammensetzung Lucien Favre seine hinterste Reihe aufbietet, die Zusammenarbeit klappt.
Beispielhaft für die Variabilität steht Alvaro Dominguez. Zweimal verteidigte der Spanier bislang innen, viermal links hinten. Ein Qualitätsunterschied ist nicht auszumachen. Er kommt wie seine Teamkollegen bislang bestens durch die Belastungen der Englischen Wochen. „Ich schlafe gut. Ich esse gut. Ich regeneriere gut“, führt Dominguez zur Begründung an.
Weil zudem die Doppel-Sechs um Granit Xhaka und Christoph Kramer immense Arbeit verrichtet und auch die offensiven Außen ihre defensiven Aufgabe berherzigen, überstand Gladbach erstmals seit der Meistersaison 1976/77 die ersten fünf Ligaspieltage ohne Niederlage. In jedem Spiel geht es indes darum, auch die Balance nach vorne hin nicht zu vernachlässigen. Gegen den HSV war diese zweifelsohne da, nur die Tore stellten sich nicht ein.
„Wir müssen uns aber überlegen, was unsere Prämisse ist — ob wir Hurra-Fußball spielen wollen oder auch mal ein Spiel 1:0 gewinnen“, sagte Kruse. Beides zu können, ist letztlich ein Zeichen von Qualität.